Scheyern
Die Kunst des Hohen C

Weltmeisterliches Vokalensemble begeistert im Kreuzgang mit Musik aus zwei Kontinenten

02.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:51 Uhr
Weltmeister im Chorgesang: Tobias Kremshuber (von links), Bernhard Ainz, Benjamin Sattlecker, Florian Schneider, Tobias Widhalm, Moritz Guttmann, Johannes Schmidhuber und Johannes Forster. −Foto: Steininger

Scheyern (PK) „Scheyern trifft Afrika“ – so kann man das Konzert des Vokalensembles Hohes C treffend beschreiben. Das war sakrale und traditionelle Musik aus zwei Kontinenten mit acht Männerstimmen auf weltmeisterlichem Niveau.

Und das ist keineswegs übertrieben, denn schließlich wurde der junge Männerchor in Riga (Lettland) bei den World Choir Games in der Kategorie „Male Vocal Ensemble“ zum „World Choir Champion“ gekürt, weitere Gold- und Silbermedaillen und Preise folgten, ein hochkarätiges Oktett also.

Von einer musikalischen „Reise durch vier Jahrhunderte“ sprach Abt Markus Eller zu Beginn der Veranstaltung. Auch der Kreuzgang spiegele den Lauf der Zeit, denn der war über Generationen hinweg bis ins Jahr 1930 der Friedhof des Klosters und letzte Ruhestätte für die Padres der vergangenen Jahrhunderte. Dass das Vokalensemble aus dem letzten Jahrhundert stamme, sei in diesem Falle „aber kein Nachteil“, bemerkte er scherzhaft.

Das sang zunächst in der Königskapelle, bevor es über eine kleine Treppe den Kreuzgang betrat. Mit dem „Adoramus te Christe“ von Giovanni Pierluigi da Palestrina erklang zu Beginn sakrale Musik aus dem 16. Jahrhundert und schuf ein beeindruckendes Bild sakralen Chorgesangs der damaligen Zeit. Wie auch das „Requiem“ von Jean Richaford, aus dem der Chor das „Introitus“ und das „Kyrie“ interpretierte, anrührend und eindringlich. Spätestens hier wurde die ganze Schönheit gefühlvoller Männerstimmen hörbar mit einem beeindruckenden Klangspektrum, das vom tiefsten Basston bis ins hohe Falsett reichte.

Musik aus der frühen Romantik dagegen waren Franz Schuberts „4 Gesänge op. 17“ mit den Titeln „Jünglingswonne“, „Liebe“, „Zum Rundetanz“ und „Die Nacht“. Ob schwungvoll oder stimmungsvoll, ob in Dur oder Moll, ob in seiner Dynamik zwischen laut und leise, erinnerte das Opus an das Repertoire eines Männergesangsvereins, natürlich auf einem ungleich höheren Niveau. Eine erfrischende Facette im Programm, das überhaupt durch Vielseitigkeit geprägt war.

„Horizons“ nach einem Arrangement der „King’s Singers“ war ein Beispiel für Weltmusik, bevor es nach Südafrika ging und ein völlig anderes musikalisches Kapitel begann. Hier bewies der Chor seine außerordentliche Vielseitigkeit, sowohl in der Sprache der Zulus als auch in der Gefühlsbetontheit afrikanischer Gesänge; kraftvoll, exotisch und trotzdem auf eine angenehme Weise melodisch. Dazwischen mit „Lonesome Road“ ein nachdenklicher Titel der King’s Singers, bevor Südafrika seine musikalische Referenz erfuhr. Das bekannte „Afrika“ der Gruppe Toto leitete von der Popularmusik über zu Musik aus Südafrika. „Kwangena thina bo“ versinnbildliche „das Jubelgeschrei für ein Fest, das beginnen soll“, erklärte Moritz Guttmann, der „Primus inter Pares“ des Chors, der den Abend moderierte.

Und tatsächlich wehte ein Hauch afrikanischer Volksfeststimmung durch den Kreuzgang, mit einem Ensemble, das in Urlaubsstimmung versetzte und durch Hören vor dem inneren Auge ein buntes Bild afrikanischer Folklore entstehen ließ. Hinzu kam eine Choreografie mit Tanzschritten, rhythmischem Klatschen und Gesten, nur die bunten Kleider fehlten. „Augen schließen, zurücklehnen und die Landschaft vorbei ziehen lassen“, empfahl Guttmann dem Publikum für den Titel „Ukuthula“, einem Friedenslied, in dem er solistische Passagen übernahm. Das waren Klänge wie Balsam fürs Ohr, wie auch „Siyakudumisa“, ein Loblied der Zulus auf den Herrn.

Insgesamt ein Klangspektrum der besonderen Art, das das Ensemble zu Gehör brachte: Teils achtstimmig wie bei den sakralen Liedern aus ganz früher Zeit, teils vierstimmig gedoppelt wie bei Schubert. Mit gesanglicher Präzision, Andacht und Temperament gleichermaßen. Ein Erlebnis für alle Zuhörer, die mit großem Applaus und stehend den jungen Künstlern dankten. Die revanchierten sich per „Penny Lane“ von den Beatles mit einem Ausflug in die Neuzeit, bevor noch einmal afrikanische Klänge dem Konzert einen passenden, stimmungsvollen Abschluss gaben. Respekt und Bewunderung für die Interpreten, ein Wiedersehen ist ausdrücklich erwünscht.