Neuburg
Die Kulturstadt ehrt zwei "Juwelen"

Preise für Angela Kockers und den Verschönerungsverein - "Flammende Heimatliebe"

08.11.2019 | Stand 02.12.2020, 12:39 Uhr
  −Foto: Rein, Rein, Winfried, Neuburg

Neuburg (r) Die "flammende Begeisterung für die Heimatstadt" und ein Gespür für Tanz und Emotionen haben sie zu Kulturpreisträgern gemacht.

Die Stadt Neuburg ehrte den Verschönerungsverein und Tanzpädagogin Angela Kockers mit dieser Auszeichnung und 5000 Euro Dotation. Tiefgefasste Begründungen in leicht-beschwingter Atmosphäre begleiteten die mittlerweile 16. Preisverleihung im Stadttheater.

Oberbürgermeister Bernhard Gmehling ernannte die beiden Preisträger sozusagen offiziell zu "Botschaftern der Kulturstadt Neuburg". Beim Verschönerungsverein kennt er dessen Vielzahl an Aktivitäten und "ein Übermaß Neuburger Heimatliebe". Angela Kockers führe die städtische Schule für Kindertanztheater als Motor und Seele. Sie vermittle jungen Neuburgern Können und Lebensfreude und was den OB besonders bewegt: "Die Tanzschule gibt Werte, Halt und Haltung an andere weiter. "

Eine Kostprobe gaben die Eleven mit einem Auszug aus dem Matrosentanz. Später brachten die "Greenhorns" mit Irish Folk das ganze Theater zum rhythmische Klatschen. Zwei Beispiele aus der reichen Kulturpalette der Stadt. Eine "echte Marke" sieht OB Bernhard Gmehling in diesem (Über-)Angebot, und das wolle man auch beibehalten und fördern. Kultur definiere nicht nur Heimat, tröste Seelen und bringe Farben mit, "Kulturförderung ist ein strategisches Kernelement der kommunalen Entwicklung. " Die beste Infrastruktur sei ohne die Künstler nichts.

Das gefällt Isabella Kreim. Die Journalistin (Kulturkanal, Radio IN) hört "solche Plädoyers für die Kultur von anderen Oberbürgermeistern nicht so oft". Die Laudatorin gratulierte deshalb der Stadt Neuburg und insbesondere Angela Kockers. Sie habe die Kunst des Tanztheaters hier etabliert und Kinder von fünf Jahren bis zur Selbstfindung in der Pubertät unterrichtet. Der pädagogische Anspruch gehe mit dem künstlerischen Hand in Hand.

"Ihre Kindertanzschule ist ein Juwel", sagt Isabella Kreim den Neuburgern. Es gehe nicht um bloßes Balletttraining. Die gebürtige Krefelderin Angela Kockers habe eigene Sujets entwickelt und stelle in ihren Stücken die wichtigen Fragen: Freude, Zugehörigkeit, Verzweiflung, Trauer, Tragikkomik, die Suche nach dem eigenen Weg. All das finde sich in ihren Werken wieder.

"Und die Kinder werden nicht getrimmt, die Leiterin sieht sich als Dienerin ihrer Schule. " Neben Freude an der Beweglichkeit lernten die Kinder Sicherheit, eignen sich "tänzerisch Lebensgefühle an" und gewinnen Selbstwertgefühl. Isabella Kreim sieht die Tanzschule also auch als Schule fürs Leben. Das Publikum applaudierte lange für die gekonnte Interpretation.

Da wollte Matthias Enghuber nicht nachstehen. Der junge Landtagsabgeordnete lobte den Verschönerungsverein und erkennt in ihm einen wichtigen Bestandteil des Umstandes, dass "Neuburg nicht nur Fürstenresidenz war, sondern auch Bürgerstadt ist. " Ein Verein, der mit voller ehrenamtlicher Kraft seine Heimat schätze und glänzen lasse, der beweise Bürgersinn und Kulturverständnis.

Matthias Enghuber kennt das Gros der 90 Einzelprojekte des Verschönerungsvereins - vom Ottheinrichturm über Kräutergärten, Isabella-Braun-Gedächtnis bis zu schwerem Felsgestein aus aller Welt. Der Verein sei in der Gründerzeit im Aufbruch des Bürgertums entstanden. Nach langen Pausen gelang 1992 die Revitalisierung, von 42 auf heute 180 Mitglieder. Ihre Akteure bewahrten nicht nur die Asche, "sie gehen nach vorne", meint der Laudator, "für mich sind sie Brückenbauer und Bewahrer unseres materiellen und ideellen Kulturgutes. "

Axel Kalkowski war beeindruckt. Der Vorsitzende des Vereins erzählte von bescheidenen Anfängen und vom Betteln um Zuschüsse: "Und jetzt stehe ich hier mit dem Kulturpreis. " Er bedankte sich bei der Stadtpolitik zusammen mit Angela Kockers, die "froh ist, dass ich hier in Neuburg mit der Tanzschule so gestärkt arbeiten kann".