Hilpoltstein
Die Krönung der Könige

29.12.2010 | Stand 03.12.2020, 3:18 Uhr

 

Hilpoltstein (HK) Jetzt machen sie sich wieder auf den Weg: die Heiligen Drei Könige. Doch bei dreien bleibt es nicht, insgesamt 27 ziehen mit 9 Betreuern durch Hilpoltstein und die Ortsteile. Und damit die Könige auch nach Königen aussehen, wurden sie gestern im Hilpoltsteiner Hofmeierhaus eingekleidet.

Die Umhänge sind schnell verteilt: Jeder nimmt sich aus der großen Kiste einfach den, der ihm von der Größe am besten passt. Doch damit ist ein König natürlich nicht komplett. Es muss zumindest noch eine schöne Kordel dabei sein, um den Umhang in des Leibes Mitte zu fixieren, ein hübscher Überwurf, ein Kopftuch und – natürlich – die Krone.

Und schon hat Oberministrant Florian Pauli seine liebe Not. Er will Julia gerade ein lilanes Tuch umbinden, als diese protestiert. Das passt doch nicht zu dem Grün hier", sagt sie und deutet auf ihren Bauch. "Wie, das passt nicht" Der Oberministrant schaut verwirrt drein, Julias Freundin verdreht die Augen und schüttelt den Kopf: "Weil die Farbe nicht passt!", sagt sie. Pauli zuckt mit den Schultern, langt in die Kiste nach einem roten und einem blauen Tuch. Julia greift nach dem roten.

Damit ist das Farbproblem noch nicht gelöst, es fehlt immer noch das Kopftuch. Während Julia noch sucht, ist Cassandra schon fertig, sitzt gemütlich auf einem Tisch, dreht den goldenen Holzstern in der Hand. "Ich bin zum ersten Mal dabei", sagt sie, "wollte es machen, weil viele meiner Freunde auch dabei sind." Und ihre Freundin Katrin ergänzt: "Ich wollte auch; mein großer Bruder hat das schließlich immer gemacht – auch wenn er jetzt schon studiert." Die meisten Jungen sind schon angezogen, sie nehmen einfach, was passt. Doch wie sie bei den Hilpoltsteinern ankommen, liegt sowieso nicht an der Kleidung. "Die einen freuen sich einfach, wenn wir kommen, die anderen machen gar nicht erst auf", erzählt Michael. Und wenn sie aufmachen, heißt das nicht immer, dass sie die Könige auch singen hören wollen: "Eine hat schon mal gesagt, dass sie den Hund loslässt, wenn wir nicht gleich gehen." Trotzdem: Nur jede fünfte Tür bleibt ihnen verschlossen. "Und wer aufmacht, gibt meist auch etwas", sagt Oberministrant Florian Pauli. Das heißt, sie Spenden Geld für einen guten Zweck und haben auch ein paar Süßigkeiten für die jungen Majestäten. Auch da gibt es gewaltige Unterschiede, erzählt Stefan. "Viele haben schon etwas für uns hergerichtet, andere verschwinden im Haus und kruschen ewig." Was sie dann in ihrer Not noch finden, trifft nicht immer auf Gegenliebe. "Dann kriegen wir auch mal Schokolade, die schon über dem Verfallsdatum ist", sagt Michael und zuckt die Schultern.

Trotzdem, der größte Teil der Hilpoltsteiner legt sich für seinen Besuch sogar extra gute Sachen zurecht. "Und ich mag am liebsten Schokolade und Gummibärchen", sagt Stefan schon mal vorsorglich. Und die Betreuer? "Wir kriegen, was übrig bleibt", erzählt Pauli, "aber auch mal Schnapspralinen", sagt er und grinst.

Die ersten Könige sind schon unterwegs ins Nebenzimmer, stehen mal nervös, mal fröhlich grinsend vor den Betreuern: Sie müssen vorsingen. Einer trällert schon lautstark "Wir kommen daher aus dem Morgenland", als der zweite aus der Gruppe noch in seinen Taschen nach dem Text kramt. Spätestens bei der dritten Strophe ist Schluss, da müssen praktisch alle vom goldenen Stern spicken, auf dessen Rückseite der Text aufgeklebt ist. Wenn es bei der ersten Strophe schon holpert, gibt es kein Entrinnen. Dann müssen sie mehrmals singen. "Üben, üben, üben", sagt einer der Begleiter zu seiner Gruppe, die sich beim ersten Mal schon so oft verhaspelt, dass von dem Lied fast nichts mehr zu erkennen ist.

Unterdessen sucht Julia nach dem letzten aber auch wichtigsten Stück für ihr Gewand: die Krone. Da gibt es farblich keine Diskussion, die glänzen alle in hübschem Gold. Als Julia allerdings die dritte aufprobiert und dann an einer verbogenen Spitze herumnörgelt, reißt ihrer Freundin der Geduldsfaden. "Die passt!", sagt sie bestimmt und drückt ihr den hölzernen Stern in die Hand. Jetzt kann es losgehen.