Greding
Die Königin hat noch keinen Traumprinzen

Sabrina Schmidt erhält Krone und Zepter von ihrer Vorgängerin Stefanie Karch – Bierprobe im Rathaushof

17.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:01 Uhr

Foto: Volker Luff

Greding (HK) Viel Überredungskunst hat es nicht gebraucht, um Sabrina Schmidt vom repräsentativen Amt zu überzeugen. Die 18-Jährige aus Hausen ist Gredings neue Schwarzachkönigin – und war schon beim Volksfestauftritt ihrer Vorgängerin vor einem Jahr begeistert.

Sabrina Schmidt sei auf sie zugestürmt, „da bin ich gerade von der Bühne runter“, erinnert sich Steffi Karch lachend. Wie sie die Schwarzachkönigin 2014/15 geworden ist? Große Kunst hat es dazu nicht gebraucht, erzählte sie seinerzeit, sie wurde eben vom Bürgermeister gefragt. Ebenso wie letztlich ihre Nachfolgerin. So ein glückliches Händchen Manfred Preischl bei der Wahl der Schwarzachkönigin auch hat – wenn er Nägel mit Köpfen machen will, ist er nicht vom Glück verfolgt. Steffi Karch war seinerzeit außer Haus, weilte auf einem Konzert. Und Sabrina Schmidt war dieses Jahr an Pfingsten mit der Kolpingfamilie gerade damit beschäftigt, das Feuerwehrzeltlager in Kaising zu überfallen. Preischl zog also unverrichteter Dinge wieder von dannen.

Bis Bürgermeister und designierte Königin dann doch noch zusammenkamen, hat es aber nicht lange gedauert. Als ihre Mutter ihr vom Gesuch des Stadtchefs erzählt habe, sei „sofort klar gewesen, dass ich es mache“, erzählt Sabrina. Denn spätestens seit dem Kama-Cup im vergangenen Jahr hatte sie stark mit dem Amt geliebäugelt. Damals holte sie in einem Mädchentrio der Kolpingfamilie den dritten Platz, ging bei der Siegerehrung nach vorne zu Preischl. Und der fackelte nicht lange: „So schauen Königinnen aus“, habe er damals gesagt, schildert der Bürgermeister. Eigentlich sei die Aussage auf alle drei Mädchen gemünzt gewesen, doch Sabrina habe keck nachgefragt, wie er das gemeint hatte. Und schon setzte sie sich als mögliche Anwärterin im Kopf des Bürgermeisters fest. Von vielen Seiten sei sie danach noch vorgeschlagen worden, so Preischl – „und das ist ja kein schlechtes Zeichen“.

Jetzt tritt Sabrina als Schwarzachkönigin in große Fußstapfen – zumindest im übertragenen Sinn. Zwar überragt die Neue mit ihrer Größe von 1,75 Metern die 1,57 Meter große Steffi Karch deutlich. Doch hat diese das repräsentative Amt geliebt und gelebt. Unzählige Pins von Festen auf ihrer Schärpe zeugen von einer bewegten Zeit. „Es war der Wahnsinn“, sagt sie über das vergangene Jahr, „die Zeit ist so schnell vergangen.“ Ein Höhepunkt sei die Fahrt nach Berlin zur Grünen Woche gewesen, bestätigt sie die Einschätzung von vielen ihrer Vorgängerinnen. Doch nicht der einzige: „Es waren alles schöne Feste, von der Siegerehrung bei einem Pokalturnier bis zur Straßeneinweihung in Mettendorf.“

Der Königinnenbetreuer Oswald Brigl jedenfalls zeigt sich bei der Inthronisation im Rahmen der Bierprobe für das Volksfest voll des Lobes – „wir waren mehr als zufrieden“ – und weiß sich in dieser Einschätzung einig mit dem Bürgermeister: „Sie hat uns ein Jahr lang super vertreten.“ Und das sogar bei Gelegenheiten, von denen er nichts wusste.

Bei dem Gedanken an ihren Ausflug nach Südtirol strahlt Steffi Karch. Sie habe von anderen Königinnen, die sie im Lauf der Zeit kennengelernt hatte, erfahren, dass es zur Apfelblüte in Südtirol ein großes Fest mit Königinnentreffen gebe, schildert sie. Ein bisschen Internetrecherche, ein paar Telefonate – schon packte sie ihre Sachen und machte mit Freund und Eltern dort Urlaub. Rund 50 Königinnen aus aller Herren Länder hätten sich in Südtirol ein Stelldichein gegeben, erzählt sie. „Wir haben sogar Autogramme gegeben – und uns von den Stars, die auch dort waren, Autogramme geholt.“ Das Erlebnis sei so schön gewesen, dass sie zum nächsten Fest wieder hinfahren wolle.

Diesmal mit ihrer Nachfolgerin im Gepäck: „Das mache ich auch, die Chance nutze ich“, sagt Sabrina begeistert. Aneinander gewöhnen müssen sich die beiden Hoheiten ohnehin nicht mehr, kennen sie sich doch seit frühester Kindheit: „Aus dem Kindergarten“, sagt Sabrina, wir sind beide in den Kindergarten St. Martin gegangen.“ Wirklich? „Waren wir nicht schon in der Krabbelgruppe zusammen“, fragt da Steffi. Die Vorgängerin ist sogar um einen Monat jünger als ihre Nachfolgerin. Rückblickend betrachtet war sie anfangs sogar ein bisschen zu jung, um Schwarzachkönigin zu sein. „Ich musste überall die Einverständniserklärung der Eltern mitnehmen“, erzählt sie von der Zeit vor dem 18. Geburtstag. Außer in die Bar beim Gredinger Volksfest: „Mit der Krone auf dem Kopf interessiert das keinen“, sagt sie und lacht.

Die Bar wird Sabrina erst noch kennenlernen, bei ihrem ersten Volksfest als Erwachsene steht sie gleich im Rampenlicht. Doch wirklich Neues kommt nicht auf sie zu, war sie doch schon als Kind fleißige Volksfestgängerin – „jedes Jahr mit den Eltern. Früher beim Fahrradkorso, später beim Autoscooter“. Auch der Auftritt im Dirndl ist ihr nicht fremd, zwei habe sie schon gehabt, jetzt als Königin sind’s schon drei. „Ich mag Dirndl gern“, sagt sie überzeugt, „die sind weiblich.“

Weiblichkeit ist jedoch nur eine Voraussetzung, um einmal Schwarzachkönigin zu werden. Er habe einmal Mitarbeiter im Rathaus gefragt, wie denn das Profil der Hoheit sei, so Preischl. Die Antworten: blond, groß, aus der Gredonia, aus Greding. Der Stadtchef freut sich diebisch bei der Vorstellung von Sabrina Schmidt, dass er diese Vorurteile in den beiden letzten Jahren widerlegt hat. Blond ist keine der Königinnen. Steffi Karch ist eher klein. Und Sabrina ist weder aus Greding noch in der Gredonia. Dafür engagiert sie sich in der Kolpingfamilie als Gruppenleiterin für Jugendliche und auf Diözesanebene im Arbeitskreis „Kontaktlinse“; sie bemüht sich um Begegnungen mit anderen Kolpingfamilien. Zudem hat sie bei der Landjugend in Hausen den Vorsitz übernommen und spielt Fußball bei der DJK Grafenberg.

Viel Zeit bleibt da der Auszubildenden zur Karosserie- und Fahrzeugbaumechanikerin bei Audi nicht. Nur gut, dass derzeit kein Freund ihre Zeit beansprucht. Noch nicht – kaum anzunehmen, dass beim Volksfest nicht der eine oder andere junge Mann ein Auge auf das fesche Mädel wirft.

Bei der Bierprobe im Rathaushof, in deren Rahmen die Inthronisation stattfindet, sind jedenfalls schon alle Augen auf die neue Schwarzachkönigin gerichtet. Fast geht dabei unter, dass heuer die Tittinger Brauerei Gutmann den Gerstensaft fürs Volksfest liefert. Die Maß kostet 6,60 Euro. Dass das Bier schmeckt, davon können sie die geladenen Gäste überzeugen, nachdem die bisherige Schwarzachkönigin mit ein paar zaghaften Schlägen das erste Fass angezapft hat – eine der letzten Amtshandlungen von Steffi Karch, ehe sie sich am Volksfestfreitag von den Gredingern verabschiedet. Ein bisschen Wehmut ist dann sicher dabei.

Eher ernste Worte schlägt auch Festwirt Michael Walter an, der angesichts der Flüchtlingsproblematik, der Krise in Griechenland und des Flugzeugabsturzes in den Pyrenäen appelliert, man solle sich immer bewusst sein, das andere Menschen mit anderen – großen – Problemen zu kämpfen hätten. Und sich trotzdem die Lust am Feiern erhalten.