Die Kleine ist jetzt die Größte

23.08.2007 | Stand 03.12.2020, 6:32 Uhr

Die Kleine ist jetzt die Größte

Hohenried (SZ) Bei Steffi zu Hause? Das passt doch wohl eher nicht, glaubt man ihrer großen Schwester Silvia (23). "Immer unterwegs" zwinkert sie fröhlich der kleinen Schwester zu. "Die Kloane", das ist Stefanie Grießer, 19 Jahre jung, vor allem für Bruder Michael (25), den ältesten im munteren Trio auf dem Grießerhof in Hohenried. Die Kleinste ist nun seit ihrer Krönung zur Bayerischen Kartoffelkönigin Stefanie I. und – die Größte. Was ihre Mutter Maria gar nicht wundert: "Unsere Steffi hat schon immer alles selber entschieden – und wenn sie ,ja’ sagt, dann macht sie es auch".

Ein gutes Beispiel für Zielstrebigkeit und starken Willen ihrer Jüngsten hat die Mama gleich parat. Bei der Einschulung verkündete die kleine Steffi nämlich, dass sie jetzt endlich lesen lernen wolle, "damit ich das Fernsehprogramm selber lesen kann". Eine wichtige Sache für eine Sechsjährige mit zwei großen Geschwistern, die ihr so manche Sendung vorenthielten, weil sie selbst etwas anderes schauen wollten. "Die haben mich immer veräppelt", lacht sie heute.

Dafür ist er nun mächtig stolz, der Bruder, erzählen die beiden jungen Frauen lachend, wissen sie doch, dass er Steffis Foto stets dabei hat. "Das macht sich anscheinend ganz gut in der Landwirtschaftsschule, damit lässt sich schon Staat machen", meint Silvia. Zumal Michael einen Spezl habe, dessen Schwester Blütenkönigin ist und obendrein noch mit Steffi in die Schule ging. Ein Bündnis der Königinnenbrüder?

Zehn Termine hat die frisch gekürte Kartoffelkönigin bereits in den ersten vier Wochen absolviert, oft von den Geschwistern begleitet. Wobei es ihr an potenziellen Begleitern überhaupt nicht mangelt. Privat ist sie zwar "wieder zu haben", aber als Kartoffelkönigin wird sie permanent gefragt: "Darf ich da mit?" Sogar in der Bank, an ihrem Arbeitsplatz, bieten Kunden – weibliche wie männliche – an, sie zu Terminen zu begleiten, wie sie staunend erzählt.

Gelegentlich ist sie trotzdem allein unterwegs mit ihrem Golf. Der darf meistens herhalten, weil das gesponserte und am Krönungstag symbolisch überreichte Auto ziemlich außer Reichweite in Pöttmes steht, dort erst einmal abgeholt und nach der Fahrt wieder abgegeben werden müsste und sich zudem mittlerweile aus dem Cabrio in einen Kleinwagen verwandelte. Da nimmt sie doch lieber den eigenen Golf statt des Leihwagens, meint Steffi. Zu den regelmäßigen Königinnentreffen fährt sie ohnehin gemeinsam mit den Kolleginnen aus der näheren Umgebung. Inzwischen hat sie selbst festgestellt, dass der Zusammenhalt unter den Mädels tatsächlich so fantastisch ist, wie es ihr von Norbert Ziegler und ihren Vorgängerinnen Andrea III. und Elisabeth erzählt wurde, als sie Steffi besuchten, um sie zu fragen, ob sie Andreas Nachfolge antreten wolle. Zuallererst aber hatte Ziegler bei ihrer Mutter angefragt, die sich zwar freute, ihn aber beschied: "Da musst du sie selber fragen".

Was Papa Michael Grießer dazu sagte? Steffi schaut Silvia an und meint: "Das war eine Frauenentscheidung." Dirndl, Friseur, Fotos – da hielten sich die Männer dezent im Hintergrund. Eines aber ist für den Vater klar: "Wenn du das anfängst, ziehst du das auch durch." Das wird sie, auch wenn es manchmal schwer fällt. "Was ich nicht mag, ist das ganze Planen", sagt sie offen. Aber ohne Terminkalender, das ist ihr klar, geht gar nichts mehr. "Das ist mein größtes Problem, das Teil immer dabei zu haben." Ungemein ehrlich ist sie, was Stefanie I. höchst sympathisch macht. "Pünktlich bin ich sowieso nie." Was bei ihrem liebsten Hobby, Ausgehen und Ratschen mit Freundin Vroni, nicht allzu viel ausmachen dürfte. "Ich hab gar keine Zeit mehr für Hobbys", prustet sie raus, zählt aber dann doch auf: Inlinerfahren, Schwimmen – sofern das Wetter passt. Und im Winter, da geht es mit ihrem Schulfreund Philipp Weigert in die Disco nach Oberhaindlfing – wegen der super Stimmung.

Die herrschte auch auf ihrer Krönungsfeier, aber das konnten Steffi und Silvia vor lauter Aufregung gar nicht recht genießen. Das fünfgängige Menü aßen ihre Begleiter. Gleich doppelt. "Die haben einfach gesagt, da sitzt noch jemand, und die Teller hinstellen lassen", schmunzelt Silvia. Wenn die Damen nicht kamen, aßen die Herren eben jeder noch einen zweiten Teller.