Pischelsdorf
Die Katastrophe verhindert

Bei einer Großübung in Pischelsdorf beweisen die fünf Reichertshausener Ortsfeuerwehren ihr Können

24.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:18 Uhr
Zwei Autos in einer Wiese, dazu noch ein Gefahrguttransporter und mehrere Verletzte: Das Szenario der Großübung in Pischelsdorf forderte die Feuerwehrleute - doch sie meisterten die Aufgabe laut Schiedsrichter mit Bravour. Zahlreiche Zuschauer beobachteten die Arbeit der Ehrenamtlichen. −Foto: Lönner

Reichertshausen (PK) Jedes Jahr üben die Feuerwehren der Gemeinde Reichertshausen in einer Großübung das Zusammenwirken von Personal und Gerät. Die Feuerwehren wechseln sich als Ausrichter ab. Dieses Jahr sind die Pischelsdorfer dran gewesen - mit einem Katastrophenszenario.

Mit einigem Aufwand und viel Liebe zum Detail organisierten die Pischelsdorfer einen präparierten Gefahrgutbehälter und inszenierten mit zwei Pkws einen Unfall. Die Verletztendarsteller wurden mit typischen Verletzungsmustern geschminkt, für die Zuschauer war eigens ein Hügel mit bestem Überblick über das Einsatzgeschehen ausgewiesen.

Das folgende Szenario sollte die Ehrenamtlichen kräftig auf die Probe stellen: Gegen 14.25 Uhr war ein Gefahrguttransporter in der Kornackerstraße in Richtung Fatimakapelle unterwegs. Nach dem Ortsschild kamen ihm zwei Autos entgegen: In einem Wagen saßen neben dem Fahrer vier Jugendliche, im anderen Pkw befand sich nur der Fahrer. Es kam zu einem Unfall zwischen den drei Fahrzeugen, beide Pkw kamen von der Fahrbahn ab auf kleines Wiesenstück. Ein Wagen lag auf dem Dach. Damit war das Unglück aber noch nicht vollständig: Die Kinderfeuerwehr Pischelsdorf war gerade zu einer kleinen Übung auf dieser Wiese, sechs Kinder wurden verletzt. Außerdem wurde der Gefahrgutbehälter des Lkw durch den Unfall beschädigt, es lief eine stechend riechende Flüssigkeit aus. Der Lastwagen kam etwa 40 Meter weiter am Straßenrand zum Stehen, wobei sich Fahrer und Beifahrer nicht mehr in Sicherheit bringen konnten und bewusstlos im Fahrzeug lagen.

Durch die Integrierte Leitstelle Ingolstadt wurde Alarm für die fünf Reichertshausener Feuerwehren ausgelöst. Kurz nachdem die Sirenen losheulten, kamen die Feuerwehren aus Pischelsdorf, Paindorf, Langwaid, Steinkirchen und Reichertshausen mit Ihren Fahrzeugen an die präparierte Unfallstelle.

Dort wurde es ganz schön eng mit den sechs Einsatzfahrzeugen und den insgesamt über 60 Feuerwehrleuten, die im Folgenden ihr Bestes gaben. Nach rascher Erkundung teilte Einsatzleiter Georg Sailer, der Kommandant der Pischelsdorfer Feuerwehr, die einzelnen Aufgaben zu. So kümmerten sich seine Männer und Frauen um die Verletzten. Insgesamt fünf ausgebildete Fachsanitäter konnte die Wehr stellen. Eine Verletztensammel- und Betreuungsstelle wurde ebenfalls eingerichtet.

Die Kameraden aus Reichertshausen kümmerten sich mit schwerem Gerät um die eingeklemmten Personen in den Autos und stellten auch einen Angriffstrupp mit schwerem Atemschutz und Chemiekalienschutzanzug zum Gefahrguteinsatz. Die Feuerwehrleute aus Paindorf übernahmen den Brandschutz, während sich die Kameraden aus Langwaid und Steinkirchen um den havarierten Gefahrguttransporter kümmerten. Mit Atemschutz wurden der Fahrer und der Beifahrer in Sicherheit gebracht, ein Dekontaminationsplatz zum Reinigen von Kleidung und Gerät aufgebaut und der Brandschutz sichergestellt.

Neben zahlreichen Besuchern beobachteten Bürgermeister Reinhard Heinrich, seine beiden Stellvertreter Erwin Renauer und Benjamin Bertram-Pfister sowie Geschäftsleiter Günther Fuchs das eifrige Treiben. Nach gut anderthalb Stunden waren alle Aufgaben schließlich erledigt und die Mannschaften trafen sich in der Halle beim Maler Moll zu Brotzeit und Manöverkritik. Die fünf Schiedsrichter hatten allerdings nicht allzu viele Kritikpunkte gefunden, sodass die Ausführungen von Schiedsrichter Wolfgang Hahn nicht lange dauerten. Allgemein waren eine gute Zusammenarbeit und ein zielgerichtetes wirkungsvolles Abarbeiten der einzelnen Schadensbilder festgestellt worden. Ausdrücklich gelobt wurden die Reichertshausener für ihren Einsatz bei der technischen Hilfeleistung und die Pischelsdorfer für das Wirken der Sanitäter. Mit der Anregung, das Wissen rund um den Gefahrguteinsatz in weiteren Übungen zu vertiefen, schloss Hahn seine Ausführungen.

Bürgermeister Heinrich bedankte sich bei allen Feuerwehrleuten für ihr Engagement über das ganze Jahr hinweg und hob hervor, dass die Gemeinde für ihre Freiwilligen Feuerwehren auch finanziell viel leiste. Die fünf Wehren als eine ganz besondere Bürgerinitiative würden den Reichertshausener Bürgern einen kompetenten und guten Schutz bei der Bewältigung von Gefahren und Unglücken bieten, sagte der Bürgermeister. Ein vergleichbarer Schutz, so Heinrich, wäre mit einer Berufsfeuerwehr überhaupt nicht zu finanzieren.

Die Feuerwehr Pischelsdorf bedankt sich ebenfalls: bei den Verletztendarstellern, der Visagistin, bei Konrad Moll, den Aktiven und den vielen interessierten Zuschauern.