Die Kartoffeln bleiben heuer klein

19.07.2006 | Stand 03.12.2020, 7:42 Uhr

Pfaffenhofen (msi) Sechs Wochen lang Sommerhitze, gestern Temperaturen bis 33 Grad, heute soll das Thermometer bis auf 35 Grad steigen – das ist fast zu viel. Die Hitzeperiode macht Natur und Menschen zu schaffen. In der Ilmtalklinik gibt es zur Zeit verstärkt Hitzeopfer: "Wir haben alle Hände voll zu tun. Gerade ältere Leute, die zu wenig trinken, erleiden Schwächeanfälle und Kreislaufzusammenbrüche", berichtete Renate Emmer von der Ilmtalklinik.

Landwirte rechnen mit Ernteeinbußen und können nichts tun – außer auf Regen zu hoffen. "Wenn es in den nächsten Tagen nicht regnet, werden wir bei manchen Pflanzen Ernteverluste in einer Größenordnung wie im Jahr 2003 verzeichnen", so Alois Ilmberger, Sachgebietsleiter für Pflanzenbau im Amt für Landwirtschaft in Pfaffenhofen.

Der Sommer 2003, der allgemein als der Jahrhundertsommer bezeichnet wird, verursachte Ernteeinbußen von bis zu 50 Prozent. Betroffen von der langen Trockenphase sind heuer vier wichtige Kulturpflanzen – Mais, Kartoffeln, Getreide und Hopfen. Angebaut werden diese Pflanzen unter anderem in den so genannten leichten Böden. "Das sind Sandböden, die kein Wasser speichern können, um die Pflanzen über lange Dürreperioden hinweg zu versorgen", erläutert Ilmberger. Ein großes Gebiet im Nordwesten des Landkreises hat diese Sandböden – von Hohenwart, über Pörnbach bis hin zu Geisenfeld und Langenbruck erstreckt sich ein Sandbodengürtel, so Ilmberger. "Gerade der Mais weist dort schon hohe Trockenschäden auf – die Blätter vertrocknen", sagt Ilmberger. Auch bei den Kartoffeln gibt es große Probleme; aufgrund des langen Winters wurden sie erst sehr spät ausgesät: "Die Kartoffeln sind heuer sehr klein, wegen der mangelnden Niederschläge wachsen sie nicht mehr und haben ihr Wachstum abgeschlossen", erklärt Ilmberger. Aufgrund der "Notreife" muss Getreide, wie zum Beispiel der Roggen, jetzt schon eingefahren werden – zwei Wochen eher als sonst. "Das Korn reift derzeit schnell, bleibt aber klein. Die Mehlausbeute ist somit auch eher gering", so Ilmberger. Etwas hoffnungsvoller sehen die Ernteerträge laut Ilmberger in Gebieten aus, in denen "schwere Böden" vorherrschen: "Bei lehmigen Böden wird sich die Trockenzeit nicht ganz so schlimm äußern – denn diese können mehr Wasser speichern." Ein Hoffnungsschimmer gibt es für die Gebiete mit Sandböden: "Wenn es in den kommenden Tagen regnet, wirkt sich die Trockenheit bei Mais, Kartoffeln und Hopfen nicht so stark aus und die Pflanzen könnten sich erholen", so Ilmberger.

Nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch in Gärtnereien ist der Mangel an Niederschlägen ein Riesenproblem. Seit 14 Tagen sind die Zisternen der Gärtnerei Merkl in der Kreisstadt leer: "Wir brauchen mindestens zwei Drittel mehr Wasser zum Gießen – das ist auch zwei Drittel mehr Arbeit", berichtet Max Merkl senior. Da bleiben die anderen Arbeiten liegen. "Wir sind nur mit dem Gießen der Pflanzen beschäftigt, von morgens bis abends", sagte Birgit Loy, Mitarbeiterin der Gärtnerei.

Einen Trost gibt es für alle Landkreisbürger: Das Wasser wird nicht knapp. "Selbst im Jahrhundertsommer vor drei Jahren hatten wir keine Schwierigkeiten mit der Versorgung", so Andreas Felbermeier, Wassermeister des Wasserwerks Pfaffenhofen. Momentan liege der Verbrauch noch im grünen Bereich. In diesem Sommer werden täglich circa 4100 Kubikmeter Wasser pro Tag in der Stadt Pfaffenhofen mit den Ortsteilen benötigt. "Im Vergleich zu dem regenreicheren Monat Juni ist dies trotzdem keine nennenswerte Steigerung", sagte Felbermeier. Auch in den nächsten Wochen wird die Versorgung in Pfaffenhofen kein Problem sein: "Wir werden auch diese Hitzewelle unbeschadet überstehen", ist sich Felbermeier sicher.