Neuburg
"Die Jagd muss sich überdenken"

Waidmänner begehen Hubertusfeier Über 400 Mitglieder

06.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:05 Uhr

Ein großer Moment auf der Hubertusfeier: Die Jungjäger begleiten die symbolische Jagdstrecke des zu Ende gehenden Jahres herein und werden selbst dann zu Jägern geschlagen. - Foto: Heumann

Neuburg (lm) Ganz ohne Hausaufgaben wollte Landrat Roland Weigert, selbst ja bekennender Jäger, die versammelte Waidmannschaft nicht aus ihrer Hubertusfeier im Kolpinghaus, verbunden auch mit der obligaten Pflichttrophäenschau, entlassen.

 Die Jagd müsse sich überdenken. Und Flagge zeige der Jäger "nicht allein mit Büchse und Flinte". Freilich, im Spagat zwischen "Brauchtum und mutigem Blick nach vorn" haben Neuburgs Jäger schon einige Übung. Man sucht den Dialog und möglichst Konsens mit Landwirtschaft, den Fischern und dem Naturschutz. Denn längst ist unter der Jägerschaft Gemeingut, dass Jagd heute mehr als bloße Landnutzung ist, vielmehr grundsätzlich "eine Einstellung zur Natur" (Weigert) definiere. Diese Auffassung teilen offensichtlich verstärkt in jüngster Zeit mehr Menschen. Der Neuburger Jagdschutzverein sieht sich im Aufwind, hat bei den Mitgliedern die 400er-Marke überschritten.

Ehrenamtlich zeichnet sich einmal mehr Jagdberater Franz Eller aus, gleichermaßen couragierter wie kritischer Begleiter des waidmännischen Geschehens und wohl auch wichtigstes Bindeglied zwischen der Unteren Jagdbehörde im Landratsamt und der Jägerschaft. So wurden die Abschusspläne im besten Einvernehmen entwickelt. Jenseits der nackten Zahlen mahnte Eller einen verantwortlichen Geißen-Abschuss an und ab und an auch mehr Ehrlichkeit in der Streckenliste. Bereitet das Schwarzwild derzeit im Vergleich etwa zur Situation noch vor wenigen Jahren relativ wenige Probleme, sieht es Eller schon als ein Problem, dass in Folge der geringeren Bestände mehrfach schon wieder auf revierübergreifende Drückjagden verzichtet wird. Gleichviel problematisch in seinen Augen ist das späte Mulchen auch von ausgewiesenen Ausgleichsflächen bis Ende Oktober oftmals noch. "Wenn Gemeinden dies machen, habe ich kein Verständnis, was soll da an Wildpflanzen noch wachsen"

Landrat Weigert oblag der offizielle Bericht der Unteren Jagdbehörde. Im Fokus da vor allem die Schwarzwildstrecke, die mit 939 Tieren um elf Prozent unter der des vorangegangenen Jagdjahres lag. Nach wie vor werden erhöhte Becquerelwerte bei der Cäsium-Belastung der erlegten Wildschweine registriert. Ein ausgesprochen Neuburger Problem sind die Graugänse, während sie im südlichen Landkreis so gut wie nicht registriert werden. So wurden denn auch im Bereich Neuburg 380 Graugänse abgeschossen, im Bereich Schrobenhausen gerade mal zwei. Über die gesetzliche Jagdzeit für Grau-, Kanada- und Nilgänse vom 1. August bis 15. Januar gilt für die vier Hegegemeinschaften Bittenbrunn, Stepperg, Zell und Sinning eine auf den gesamten Monat Juli erweiterte Frist. Eine Ausdehnung auch in den Februar hinein, wie ab und an verlangt, lehnt Weigert kategorisch ab. Füchse wurden im abgelaufenen Jagdjahr 1154 erlegt.

Wenig Beanstandungen gab's bei den nur angemeldet durchgeführten Waffen-Kontrollen. Insgesamt verfügen rund 1600 Waffenbesitzer im Kreis zirka 9500 Waffen. "Durchaus beunruhigend" nennt der Landkreischef die Entwicklung beim Kleinen Waffenschein. Wurden in früheren Jahren rund zehn solcher Scheine erteilt, schnellte die Zahl im laufenden Jahr bereits bis jetzt auf 175 hoch.

Begonnen hatte der Festtag der Neuburger Jäger mit der Hubertusmesse in der Hofkirche und dem anschließenden Verblasen der Strecke auf dem Karlsplatz. Stadtpfarrer Herbert Kohler beleuchtete in seiner Predigt auch die kulturgeschichtliche Bedeutung der die Jagd begleitenden Blasinstrumente, wie sie zu Messe wie Hubertusfeier in Form der Jagdhornbläser auch stilvoll wieder erklangen. Stimmungsvoller Höhepunkt der Feier dann war das Schlagen der Jungjäger, im zweiten Jahr jetzt vorgenommen von Hubertus von Treuberg. Aufnahme in der Neuburger Jägerschaft fanden dabei Franz Glaser, Michael Habermeyer, Thomas Landes, Tanja Bauer di Maria, Maria Matschina, Markus Ovzarek, Philipp Pfahler, Matthias Pitsch, Wolfgang Reisch, Thomas Reißner, Ursula Sedlmair-Wolff und Ludwig Weinzierl. Insgesamt hatten 32 Jungjäger im Landkreis und 22 davon im Bereich Neuburg die Jagdprüfung abgelegt.