Nassenfels
Die Insekten brauchen Hilfe

Ein Expertenstammtisch will in Nassenfels und Meilenhofen Überzeugungsarbeit leisten

20.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:16 Uhr

Ein insektenfreundlich angelegter Platz: Es handelt sich den um Friedhofvorplatz in Meilenhofen mit vielen Blühpflanzen. - Foto: Merkel

Nassenfels (kem) Wenn man im Sommer Auto fährt, bleibt die Windschutzscheibe erstaunlich sauber. Was den Fahrer freut, ist tatsächlich eine nahende Katastrophe: das Verschwinden der Insekten. Die Imker schlagen wegen der Bienen schon Alarm, doch die anderen Brummer haben noch keine Lobby.

Um auf dieses Problem aufmerksam zu machen, hat sich ein Expertenstammtisch gegründet, der in und um Nassenfels und Meilenhofen gegensteuern will. Die Initiatorin des Treffens, die Medizinerin Claudia Betz-Unger, brachte es in ihrem Impulsreferat auf den Punkt: "Der größte Teil der Nahrungsproduktion der Welt ist von den bestäubenden Insekten abhängig - was passiert, wenn diese nicht mehr da sind"

Als Gäste waren unter anderem der Nassenfelser Bürgermeister Thomas Hollinger, und Robert Ostermeier, der als Biolandwirt sein Fachwissen in das Gespräch einbrachte, gekommen. Ihnen schlossen sich der Kreisfachberater Peter Hecker, der Arbeitskreisleiter der Agenda Klimaschutz, Jörg Unger, die Naturparkführerin Walburga Stark, Dieter David vom Landesbund für Vogelschutz, der Vorsitzende des Gartenbauvereins, Manfred Gerich, und Fritz Gutmann, Seniorchef der gleichnamigen Brauerei, an.

Das Problem der Insekten wurde in der Runde schnell benannt, es ist schlicht und einfach Nahrungsmangel, sogar in einer ländlichen Gemeinde wie in Nassenfels. Es gibt keine Blumenwiesen mehr, weil zu oft gemäht werde. Das sehe man gut im Schuttertal, wo die Wiesen einfach nur grün sind, kaum finde sich der Farbfleck einer Blüte. Diese sucht man auch vergebens an den Straßenrändern, weil hier zu oft und vor allem zu breit gemäht werde, dasselbe gelte für Äcker. Robert Ostermeier verwies darauf, dass es bienenfreundliche Möglichkeiten gebe, ohne dass der Landwirt Gefahr laufe, Unkraut auf die Felder zu bekommen.

Der langjährige Vorsitzende des Gartenbauvereins, Manfred Gerich, beobachtet schon lange den Rückgang der Obstgehölze, aber auch der für die Bienen so wichtigen Weiden. Immer weniger Leute wollten einen Obstbaum in ihrem Garten pflanzen. Die Hausgärten folgten außerdem der Mode, so seien die alten blühenden Bauerngärten fast verschwunden. Der aktuelle Trend heiße Schotter statt Wiese.

Einen ersten praktischen Schritt hin zu mehr Natur hat man bereits geplant. Fritz Gutmann stellt den Kontakt nach Tännesberg in der Oberpfalz her, der ersten Biodiversitätsgemeinde in Deutschland. In vielen Schritten hat man dort der Natur ihren Platz zurückgegeben, sei es durch die Renaturierung eines Bachtales, der Wiederherstellung vom Lebensraum des Rebhuhns bis hin zur professionellen Gartenberatung. Einige Teilnehmer des Treffens werden nach Tännesberg fahren und sich inspirieren lassen.