"Die Idee der netten Toilette finde ich klasse"

14.05.2009 | Stand 03.12.2020, 4:57 Uhr

Sich erleichtern im Kunstwerk – Das "Goldene Klo", das der Aktionskünstler Manfred Habl im vergangenen Jahr vor dem Rentamt aufgestellt hatte, erfreute sich großer Beliebtheit und musste regelmäßig geleert werden. - Foto: PK-Archiv

Pfaffenhofen (sah) "Für die Renovierung des Rathauses werden Millionen ausgegeben, aber für eine öffentliche Toilette ist kein Geld da." Solche Klagen hört Hans Hipp häufiger von seinen Gästen im Café am Hauptplatz. Auch er selbst gerät bei dem Thema schnell in Rage: "Es kann doch nicht sein, dass die Bürger verstohlen in Gaststätten und Cafés huschen müssen, wenn sie ein dringendes Bedürfnis verspüren."

hnlich wie in Pfaffenhofen am Sparkassenplatz, gab es in Friedberg nur ein öffentliches WC in der Tiefgarage am Rande des Stadtzentrums. "Die Toilette war oft in schlechtem Zustand", sagt Claudia Glück, Ansprechpartnerin für Tourismus und Bürgerservice im Friedberger Rathaus. Die Debatte über das stille Örtchen wurde zusätzlich angeheizt, wenn Vandalen dort gewütet hatten und die ganze Anlage für die Zeit der Sanierung geschlossen bleiben musste. Die Stadt griff deshalb vor drei Jahren das Konzept der "netten Toilette" auf, das in Aalen entwickelt und seither in zahlreichen Städten umgesetzt wurde. Die Idee dahinter: Gastronomen stellen ihre Toiletten öffentlich zur Verfügung und erhalten dafür einen Zuschuss zu den Reinigungskosten. In Friedberg wurde der Betrag auf 50 Euro monatlich festgesetzt.

"Bei uns machen zehn Wirte in der Innenstadt und drei aus den Ortsteilen mit", berichtet Claudia Glück. Darüber hinaus klebt das Logo mit der Aufschrift "nette Toilette" und dem lächelnden Gesicht mit den OO-Augen auch am Rathaus und einem weiteren Verwaltungsgebäude. Kleine Hinweistafeln an den Parkscheinautomaten machen die Bürger auf die öffentlichen Toiletten aufmerksam. "Wir haben durchweg positive Rückmeldung von den Wirten bekommen; bisher ist noch keiner abgesprungen", sagt Glück. Und auch die Bürger seien mit dieser Lösung zufrieden.

"Die Idee finde ich klasse", sagt die Pächterin des Othello, Christine Breitsameter, die in der Nähe von Friedberg wohnt. "Ich würde sofort bei so etwas mitmachen." Weniger begeistert äußert sich Hans Hipp: "Die Stadt würde sich auf diese Weise mit ganz wenig Geld von ihrer Aufgabe frei kaufen", so der Cafébesitzer. "Wir führen diese Diskussion ja schon seit 20, 30 Jahren." Im Zuge der Neugestaltung des Hauptplatzes sei es endlich an der Zeit, ein WC-Häuschen zu bauen. Sollte tatsächlich ein Parkhaus auf dem Bortenschlager-Areal entstehen, wäre dort ein idealer Standort für eine öffentliche Toilette, meint Hipp.

Zuletzt war freilich ein anderer Standort – an der nördlichen Fassade des Landratsamtes im Bereich der Abfahrt zur Tiefgarage – im Gespräch. Laut Stadtbaumeister Walter Karl liegen Kostenangebote vor, es ist aber noch nichts entschieden. Manche Anwohner hätten allerdings schon signalisiert, dass sie gegen eine öffentliche Toilette in ihrer Nachbarschaft sind. Der Bau eines WC-Häuschens vor dem Landratsamt war zuvor aus Kostengründen gescheitert. Im Zuge dieser Diskussion wurde auch immer wieder auf die öffentlichen Toiletten im Rathaus, im Landratsamt, im Haus der Begegnung sowie im Seniorenzentrum St. Josef hingewiesen, die während ihrer jeweiligen Öffnungszeiten zugänglich sind.

"Wenn wir wollen, dass die Leute zum Verweilen auf dem Hauptplatz eingeladen werden, wäre eine öffentliche Toilette auf jeden Fall sinnvoll", sagt der Sprecher der IG Lebendige Innenstadt, Fabian Stahl. Von Geschäftsleuten und Wirten sei er schon mehrfach auf dieses Thema angesprochen worden. Interessant findet Stahl auch das Konzept der "netten Toilette": "Das ist mit Sicherheit etwas, das man aufgreifen und diskutieren könnte."