Genf
"Die Hölle auf Erden"

UN-Menschenrechtskommissar verurteilt Offensive gegen syrische Rebellen-Enklave Ost-Ghuta

07.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:43 Uhr

Genf (AFP) Angesichts der anhaltenden Regierungsoffensive in der Rebellenenklave Ost-Ghuta hat UN-Menschenrechtskommissar Zeid Ra'ad al-Hussein der syrischen Führung vorgeworfen, ihr Land in eine "Apokalypse" zu stürzen.

Zeid sprach gestern in Genf von einer "katastrophalen Entwicklung". UN-Generalsekretär Antonio Guterres rief Damaskus zudem auf, den sicheren Zugang von Hilfskonvois zu ermöglichen. Vor einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats verlegte die syrische Regierung weitere Truppen an die Front in Ost-Ghuta.

In diesem Monat sei Ost-Ghuta "die Hölle auf Erden", sagte der UN-Menschenrechtskommissar. "Nächsten Monat oder den Monat darauf werden die Menschen woanders eine Apokalypse erleben, die gewollt, geplant und ausgeführt wird von Akteuren in der Regierung - offenbar mit dem vollen Rückhalt einiger ihrer ausländischen Unterstützer." Zeid forderte eine Einschaltung des Internationalen Strafgerichtshofs in den Haag.

Seit Beginn des Bürgerkriegs vor sieben Jahren sind mehr als 340 000 Menschen getötet worden. Der Konflikt sei in eine "neue Phase des Horrors" eingetreten, sagte Zeid. Der Jordanier sprach von einem "gigantischen Blutvergießen" in Ost-Ghuta und einer "Eskalation der Gewalt in der Provinz Idlib". Zudem bedrohe die türkische Militäroffensive in Afrin "zahlreiche Zivilisten".

UN-Generalsekretär Guterres verlangte die "sofortige" Öffnung der Hilfskorridore in Ost-Ghuta. Ein Hilfskonvoi, der am Montag wegen der Kämpfe vorzeitig die Rebellenenklave bei Damaskus verlassen musste, müsse "wie vereinbart" die unterbrochene Hilfslieferung beenden können. Zudem müssten weiteren Konvois der "sichere und ungehinderte Zugang" gewährt werden.

Eine UN-Sprecherin in Syrien kündigte für heute einen neuen Konvoi mit Hilfsgütern für 70 000 Menschen in der Stadt Duma in Ost-Ghuta an. Der Konvoi würde auch medizinische Ausrüstung enthalten, die bei dem Konvoi am Montag nicht erlaubt wurde, sagte sie. In der Rebellenenklave bei Damaskus sind knapp 400 000 Menschen eingeschlossen.

Syriens Machthaber Baschar al-Assad scheint trotz scharfer Kritik entschlossen, die östlichen Vororte der Hauptstadt zurückzuerobern, die seit 2012 von zumeist islamistischen Rebellen kontrolliert werden. Seit Wochen lässt die Regierung das Gebiet ohne Unterlass bombardieren. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden dabei mehr als 800 Zivilisten getötet.

Russland hatte vergangene Woche eine tägliche mehrstündige Feuerpause sowie die Einrichtung von Fluchtkorridoren für Einwohner und Rebellen verkündet. Bisher machten aber weder Zivilisten noch Kämpfer davon Gebrauch, während die Luftangriffe auch während der Feuerpause anhielten.