Maria
Die höchste Kirchenbaustelle des Landkreises

Maria Beinberg steht kurz vor dem Jubiläumsjahr 2020 eine langwierige Sanierung bevor

26.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:26 Uhr

Foto: Bernd Hofmann

Maria Beinberg (SZ) Risse werden immer größer, teilweise senkt sich schon die wunderschön bemalte Decke, die Empore ist bereits gesperrt und die Orgel abgebaut: Die Wallfahrtskirche Maria Beinberg muss dringend saniert werden - und das kurz vor dem großen Jubiläumsjahr 2020.

Wenn sie das beliebte, weithin sichtbare Gotteshaus im Hinblick auf dessen 500-jähriges Bestehen, das in drei Jahren gefeiert wird, hätten herrichten lassen wollen, hätten die Verantwortlichen um Pfarrer Michael Menzinger (kleines Foto) und Kirchenpfleger Hans Triebenbacher schon vor ein paar Jahren damit beginnen können. Doch erst in den vergangenen Monaten ist so richtig deutlich geworden, dass eine Sanierung nicht nur erforderlich ist, sondern auch gar nicht mehr länger aufgeschoben werden darf. Da sind zum Beispiel die Risse an der Decke: "Das sind untrügliche Zeichen, dass am Dachstuhl Mängel vorhanden sind", erklärt Architekt Manfred Baierl, und wenn man da nicht handle, könnten irgendwann Teile der Decke abstürzen. Auch außen am Kirchenschiff und am Turm seien für das geschulte Auge die Hinweise auf Schäden, die verborgen im Inneren der massiven Wände schlummern, zu erkennen.

Erst einmal muss deshalb nun die gesamte Kirche genau untersucht werden, dann erst kann die eigentliche Sanierung beginnen. Planung 2018, Ausführung 2019 und Anfang 2020 - diesen groben Zeitplan nennt Pfarrer Menzinger eher mit einem Lächeln, weil: "Es wäre natürlich schon toll, wenn wir bis zum 8. September 2020 so weit fertig wären." Bis zum Patrozinium im Jubiläumsjahr also. Dass das knapp wird, weiß Menzinger selbst. "Ein sehr sportliches Ziel", nennt Baierl dieses Datum. Zumal ja nicht nur die Kirche, sondern auch das gesamte Umfeld samt Vorplatz, Wallfahrtsstüberl und Toilettenanlagen in die Planung mit einbezogen werden. Und da können dann am Ende durchaus Kosten von drei Millionen Euro rauskommen. Eine erste verlässliche Summe soll ein Vorprojekt ergeben, für das diverse Gutachten angefertigt werden. Allein das kostet 100 000 Euro.

Weitere 125 000 Euro müssen in die Orgel investiert werden. Die ist inzwischen abgebaut und bei einer Fachfirma eingelagert. "Das war das erste, das uns aufgefallen ist: Dass mit der Orgel etwas nicht stimmt", berichtet Pfarrer Menzinger, der das Instrument bei dieser Gelegenheit gleich um ein Register erweitern möchte. Zumindest hier sieht es bei der Finanzierung schon ganz gut aus: "Wir haben eine großzügige Einzelspende erhalten", sagt Menzinger, dazu kämen zwei Firmenspenden und 5000 Euro von der Gemeinde.

Deutlich mehr Geld - eine siebenstellige Summe auf alle Fälle - wird für die restlichen Vorhaben benötigt. So muss das Gebälk stabilisiert werden. Die 500 Jahre alten Balken sind teilweise völlig durchgefault, gerade da, wo sie Kontakt mit dem Mauerwerk haben. Wie viel Handlungsbedarf am Turm besteht, muss eine genauere Untersuchung erst noch ergeben. Balken werden übrigens nicht einfach ausgetauscht, erklärt Manfred Baierl. Vielmehr werden die morschen Stellen penibel herausgeschnitten und mit frischem Holz ersetzt - vom ursprünglichen Material muss allein schon aus Denkmalschutzgründen so viel wie möglich erhalten werden.

Auf den Denkmalschutz ist Pfarrer Michael Menzinger übrigens nicht unbedingt gut zu sprechen: "Die reden viel mit und bezahlen wenig - wie wir's von diversen Bauprojekten schon gewohnt sind." Dagegen hofft er auf finanzielle Unterstützung von der Bayerischen Landesstiftung, vom Bezirk Oberbayern und vom Landkreis. Landrat Roland Weigert habe sich dazu schon positiv geäußert, wie auch der Gachenbacher Gemeinderat um Bürgermeister Alfred Lengler. "Maria Beinberg", sagt Hans Triebenbacher, der nicht nur Kirchenpfleger ist, sondern auch für die FW im Gemeinderat sitzt, "ist schließlich das Aushängeschild unserer Gemeinde."

Nicht nur der Gemeinde Gachenbach, ergänzt da Michael Menzinger. Maria Beinberg sei eine Anlaufstelle für Menschen aus der ganzen Region. Deshalb will der Pfarrer die Sanierungsarbeiten auch so planen, dass das Gotteshaus nicht geschlossen werden muss, "damit die Gläubigen immer ihre hilfreiche Wallfahrtskirche Maria Beinberg aufsuchen können". Gerüste im Innenraum würden ihn übrigens nicht stören, zeigten sie doch, dass Leben in der Kirche sei, dass sie sich immer erneuere. Ganz im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils.

Auf der anderen Seite hofft Menzinger auf die Spendenbereitschaft der Menschen, denn die Wallfahrtsbenefiziumstiftung könne das Projekt nicht alleine schultern, auch nicht, wenn die Diözese, wie angekündigt, 60 Prozent der Kosten für die Sanierung des Gebäudes übernimmt. Ob der Einzelne dann einen Euro gebe oder 10 000 - "jede Spende ist gleich wertvoll und willkommen".

Am heutigen Mittwoch wird die Kirche übrigens dennoch für einen Tag nicht zugänglich sein. Auf der seit mehr als einem Jahr wegen morscher Balken gesperrten Empore werden Arbeiter einer Fachfirma zugange sein, erklärt Architekt Baierl. Bis März sollen alle Voruntersuchungen abgeschlossen, alle Gutachten erstellt und die Bausummen berechnet sein, wobei Baierl darauf hinweist, dass man so etwas im Vorfeld nur zu vielleicht 80 Prozent schätzen könne - "20 Prozent liegen im Ungewissen". Pfarrer Michael Menzinger hofft dennoch, dass keine weiteren versteckten Schäden auftauchen - es wäre nicht das erste Wunder auf dem Beinberg, wie die vielen Votivtafeln in der Kirche zeigen.