Oberstimm
Die Hitze hielt bis abends an

Weniger Besucher am Barthelmarkt – Eigene Plätze für Rollstuhlfahrer gefordert

03.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:51 Uhr

Auch in den frühen Abendstunden war das Außengelände des Barthelmarktes noch nicht gefüllt. Vom Riesenrad aus bot sich ein beeindruckender Blick über das Gelände in Oberstimm. - Foto: Hauser

Oberstimm (DK) „Eine Hitze wie noch nie“ – das wird wohl den meisten Besuchern vom Barthelmarkt 2015 in Erinnerung bleiben. Auch Manchings Bürgermeister Herbert Nerb kann sich nicht daran erinnern, dass es jemals fünf Tage (Bierprobe ist am Donnerstag) hintereinander so heiß gewesen ist.

Temperaturen von 30 Grad und mehr haben sich natürlich auch auf die Besucher ausgewirkt. Mehr als 200 000 werden es bestimmt gewesen sein, genau weiß das keiner, denn es wird nicht gezählt. „Am Sonntag sind viele gleich nach der Kirche noch auf den Barthelmarkt gegangen“, sagt Nerb – um dann am frühen Nachmittag nach Hause zu gehen. „Montagfrüh waren es weniger Besucher“, hat auch der Manchinger Rathauschef beobachtet. Teilweise waren zu Beginn des Rossmarkts sogar im Toerringzelt noch Plätze frei, was in den Vorjahren undenkbar schien. Deutlich weniger Gäste kamen auch am Sonntagabend und ab Montagmittag. Nerb bestätigt auch die Feststellung von Spaten-Festwirt Lorenz Stiftl: „Wenn es nicht der Barthelmarkt wäre, wären noch viel weniger Leute gekommen.“

Wie sich die Hitze auf den Getränkeabsatz ausgewirkt hat, steht noch nicht fest, die endgültigen Zahlen werden erst in einigen Wochen im Marktausschuss behandelt. Doch das Minus beim Bier dürfte durch ein Plus bei den alkoholfreien Getränken kompensiert worden sein. „Die Fahrgeschäfte sind aber offenbar gut gelaufen“, so Nerbs Feststellung.

Ansonsten zeigte sich der Rathauschef sehr zufrieden darüber, dass es keine großen Schlägereien gab sowie praktisch keine Vorfälle mit Asylbewerbern. Kritik kommt allerdings von Heidi Grauvogl. Als Behindertenbeauftragte war sie von der Gemeinde Manching eingeladen worden und ist diesmal auch tatsächlich auf den Barthelmarkt gegangen. „Für Menschen im Rollstuhl, aber auch für Leute mit Kinderwagen ist das ganz schwierig, wenn nicht teilweise unmöglich“, ist ihre Erfahrung. Heidi Grauvogl weiß, wovon sie spricht, und hat sich auch schon mit Nerb über ihre Beobachtungen ausgetauscht: Sie sitzt seit 36 Jahren im Rollstuhl. In den vergangenen Jahren ist die Westenhausenerin nur mit ihrem Mann auf den Barthelmarkt gegangen. „Da haben wir uns dann immer einen Platz ganz außen gesucht“, erzählt sie. „Aber sich, wie andere Menschen auch mit Bekannten zu treffen und einen Tisch zu reservieren oder zu besetzen, ist fast unmöglich“, sagt sie.

Eine spezielle Ecke für Rollstuhlfahrer wie am Oktoberfest lehnt sie ab. „Das ist Ausgrenzung“, glaubt sie. Stattdessen schlägt sie pro Zelt einen oder zwei breitere Gänge vor. Dies dürfte so nur schwer zu verwirklichen sein, meint Rathauschef Nerb. Denn dann würde wahrscheinlich pro Zelt eine Tischreihe wegfallen, was für die Wirte ein enormer Verlust wäre. Er hat stattdessen eine andere Idee: Einige kürzere Tische hintereinander würden eine Art Einbuchtung ergeben, wo Platz für Rollstühle und auch für Kinderwagen wäre.

Insgesamt wäre die Bilanz des Barthelmarkts 2015 für Nerb „absolut positiv“ – wenn nicht am Freitagabend ein Mensch im Umfeld des Oberstimmer Traditionsfestes zu Tode gekommen wäre. Die Polizei gehe von einem „tragischen Unglücksfall“ aus, so der Pressesprecher des Präsidiums Oberbayern, Günther Beck.