Rohrbach (era) Die Mittelalterszene ist bunt und vielseitig.
"Reenactment" nennen Eingeweihte das Nachstellen des mittelalterlichen Lebens bei der Kleidung, beim Kochen oder beim Wohnen. Zum Bürgerfest am Wochenende anlässlich der 1150-Jahr-Feier wird Rohrbach ein Paradebeispiel davon hautnah erleben. Denn nicht nur der Henker und seine Gilde - sie nennen sich "Cumulus Ludibundus" - kommen aus München ins Herz der Hallertau, sondern auch noch zwei weitere Mittelaltergruppen.
Seit vier Jahren zieht der "bunte Haufen", so die wörtliche Übersetzung des Namens, durch die Lande. Die Henkersgilde legt mit rund 13 Personen Station ein, wobei jeder eine andere Rolle einnimmt: Da gibt es den Henker, der seine Meisterprüfung bei der Henkersgesellschaft in München abgelegt hat, eine echte Kräuterhexe oder eine junge Frau, die das Wikingerstricken praktiziert und aus feinem Draht filigrane Schmuckstücke fertigt. Die Truppe lebt während des Bürgerfestes in einem Leinenzelt, nutzt Lammfelle, um sich warm zu halten, und trägt historische Gewandungen. "Wir haben uns alle intensiv mit der Geschichte auseinandergesetzt und versuchen, unsere Darstellung immer weiter zu perfektionieren", erzählt Tanja Rothe, die für die Verköstigung der Lagergruppe zuständig ist. Als Henkersgilde hat die Lagergruppe eine große Auswahl an Waffen im Gepäck, von Richtschwert und Axt bis hin zu Armbrust und Pfeil und Bogen. Besucher können sich bei "Cumulus Ludibundus" die Waffen ansehen, Fotos am Pranger machen und sich über Kräuterkunde informieren. "Wir freuen uns über jeden, der sich für unser Lagerleben interessiert", so Rothe, die im echten Leben in der IT-Branche arbeitet.
Eine Premiere gibt es mit "Tyr's Wölfe" aus Mainburg, die ihr erstes Lager bestreiten. Die sechs Frauen und Männer sind seit zwei Jahren in historischen Gewandungen unterwegs und werden jetzt erstmalig in Rohrbach sesshaft. Die Gruppe stellt einfache mittelalterliche Bürger dar, hat Schwerter und Schilde und Pfeil und Bogen mit dabei. "Wir versuchen möglichst nah an der Historie zu bleiben, unser Ziel ist jedoch keine Museumsdarstellung", erzählt Chris Schäftlmeier.
Bei der Tanzgruppe "Graculi Exultanti" können die Besucher aktiv mitmachen. Sie wird von den Trommlern und Wachen des Vereins "Freunde des Mittelalters" begleitet. Eine Textilgruppe stellt ihre Fingerfertigkeit unter Beweis und zeigt dem Publikum mittelalterliches Nadelbinden, Brettchenweben und Fingerstricken.
