Steinsdorf
Die Heiligen kehren in die Kirche zurück

Nach dem Brand in der Steinsdorfer Kirche sind die Altäre und Heiligenfiguren nun fertig restauriert

19.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:08 Uhr
Restaurator Johannes Amann rückt das Lamm auf dem Seitenaltar in Position. −Foto: Ammer, Amann

Die Seitenaltäre und Heiligenfiguren, Kreuzwegbilder und Kerzenhalter sind zurück in der Steinsdorfer Kirche. Die Restauratoren haben ganze Arbeit an den Schmuckstücken geleistet, gerade das Wasser hatte einigen Stücken schwer zugesetzt.

Steinsdorf (DK) Teile der brennenden Decke stürzten im März 2017 in den Innenraum der Kirche hinab, durchschlugen die Platte des rechten Seitenaltars. Löschwasser stand knöcheltief im Kirchenschiff, durch ein klaffendes Loch im Dach fiel Regen. Dazu der Ruß des Feuers. Wen würde es wundern, dass neben Boden und Bänken auch die Altäre und Skulpturen in der Steinsdorfer Kirche schwer unter dem Brand und seinen Folgen gelitten haben.

Restaurator Johannes Amann aus Weißenhorn erinnert sich gut an die ersten Eindrücke vom Kircheninneren. Schnee sei durch das offene Dach gefallen, bevor ein Notdach installiert werden konnte. "Entweder wir holen es raus, oder es ist alles kaputt", sei ihm klar gewesen. Kein leichtes Unterfangen - gerade der rechte Seitenaltar steht gefährlich unter losen Dachbalken. Amann erzählt, wie sie einen Gang durch den Schutt geschaffen hätten, durch den sie unter einem fahrbaren Gerüst bis zu dem Altar gelangten. Riesige Putz- und Deckenstücke beecken ihn. "Da geht es oft um drei oder vier Tage", erklärt Amann - in dieser Zeit entscheide sich, ob das Stück gerettet werden kann oder nicht.
 

Es kann, der Einsatz hat sich gelohnt. "Auch die Helfer haben sehr geistesgegenwärtig gehandelt", freut sich Restaurator Roland Vogel aus Rain am Lech. Die Einzelobjekte seien gleich ins Dorfgemeinschaftshaus ausgelagert worden. "Dort war die Lagersituation optimal." Sonst wären die Schäden noch größer geworden. Er hat den Kofferraum des Transporters voll mit Figuren. Da steht der gegeißelte Heiland zwischen einem Ochsen und einem Dromedar. Alles dicht verpackt, so dass nur die Formen die Figuren darin erahnen lassen. Eine ganze Schar an vermummten Gestalten sind die großen Krippenfiguren, die beim Brand in der Sakristei gelagert waren und einiges an Schmutz abbekommen haben. Andere Figuren seien deutlich schwerer beschädigt worden, erzählt Vogel. Je nach Standort in der Kirche. Schwer erwischt habe es besagten gegeißelten Heiland, der gleich in mehrere Teile geborsten war. Schwere Wasserschäden habe hingegen die neunte Kreuzwegstation erlitten. "Der Zierrahmen hat sich aufgelöst", beschreibt Vogel. Doch der Profi konnte alles rekonstruieren. Durch den Dampf und das Wasser hätten sich auch viele Bemalungen und Vergoldungen abgelöst.
 

Die Restauratoren kennen es von anderen Bränden: Ruße seien unheimlich schwer zu lösen. Allerdings hätten sie in Steinsdorf damit vergleichsweise wenig Ärger gehabt, so Vogel. Froh ist er auch darüber, dass die Versicherungen im Zweifelsfall für den Patienten entscheiden würden, wie er sagt. Schließlich ist es so, dass nur die Schäden, die direkt im Zusammenhang mit dem Kirchenbrand entstanden sind, von der Versicherung übernommen werden. Abnutzungserscheinungen oder Abplatzungen beispielsweise, die schon vor dem Brand da waren, werden nicht über die Versicherung ausgebessert. Allerdings ist es nicht in allen Fällen ganz zweifelsfrei zu sagen, woher der Schaden kommt. "Und da ist zugunsten der Objekte entschieden worden", so Vogel. Auch sonst habe die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten gut funktioniert. Rund 40 Einzelstücke hat er in seiner Werkstatt restauriert und nun zurück in die Kirche gebracht.
 

Sein Kollege Johannes Amann hat noch das Hauptkreuz zur Restauration bei sich, ansonsten sind die übrigen Stücke zurück in der Kirche. Das Kreuz sei noch beim Bildhauer gewesen, weil die Finger des Gekreuzigten abgebrochen und im Schutt verschwunden waren. Jetzt ist er wieder ganz. In hellem Holz heben sich die neuen Altarplatten ab - die alten waren von herabstürzenden Teilen durchgeschlagen worden. Besonders aufwendig sei die Restaurierung dadurch geworden, dass die Altäre direkt im Wasser gestanden hätten. Acht Mal hätten sie aufstehende Fassungsschichten niederlegen müssen, erzählt Amann. "Wir mussten sehr oft festigen." Auch die tierischen Leime hätten sich gelöst - "wir haben alles neu verleimt".
 

Insgesamt 1200 Stunden haben er und sein Team auf die Ausstattung der Steinsdorfer Kirche verwendet. Unter anderem hätten sie die Marmorierung an den Altären im unteren Bereich fast komplett neu machen müssen. Auch die Blattvergoldung sei an manchen Stellen regelrecht weggespült worden. Außerdem habe man an den Figuren, dort wo das Wasser heruntergelaufen sei, deutlich die Wasserspuren gesehen. Doch nach der Goldretusche glänzt nun alles wie neu.
 

Amann arbeitet viel für die bayerische Brandversicherung, ist auch als Gutachter beispielsweise im abgebrannten Straubinger Rathaus oder nach dem Feuer im Kloster Medingen einbezogen gewesen. Um total verschmutzte Oberflächen zu reinigen verwendet er einen Laser, ein ganz modernes Verfahren. Doch in Steinsdorf sei das Problem eher die Nässe gewesen. "Das hat man selten, dass alles komplett durchnässt ist", weiß er aus Erfahrung. Das offene Dach hätte nach dem Löschwasser seinen Teil dazu getan.

Die Altäre standen bei ihm erst einmal einen Monat bei langsamer Durchlüftung zum Trocknen. Nach zwei Festigungsgängen zogen sie schließlich ins Atellier um. Heute sind sie ganz trocken und alle Spuren von Wasser oder Feuer gänzlich verschwunden. Beim Aufbauen nun in der Steinsdorfer Kirche waren Amann und seine Helfer ganz überrascht: "Sie waren so schwer beim Rausholen, jetzt waren wir erstaunt, wie leicht sie sind."
 

Isabel Ammer