Schrobenhausen
"Die Harfe ist mein Instrument"

Auch als Erwachsener kann man Akkordeon oder Gitarre lernen - vorausgesetzt man übt regelmäßig

30.06.2021 | Stand 23.09.2023, 19:29 Uhr
Erika Vogl lernt von der studierten Konzertharfinistin Barbara Eckmüller (l.) das Harfespielen. −Foto: Röder

Schrobenhausen - Wenn Erika Vogl Harfe spielt, dann vergisst sie alles außen rum.

Dann tut sie etwas für die Seele und spürt das pure Glück. "Die Harfe", sagt die Schülerin der Musikschule Schrobenhausen, "das ist mein Instrument. " Wenn sie daheim übt, dann singt sie auch zu den Melodien, die die Harfe hervorbringt.

In jungen Jahren, da hat sie auch schon Akkordeon gelernt und Gitarre spielt sie auch. Aber die Harfe, das sei ein ganz besonderes Instrument. "Ich brauche die Musik und wollte in meinem Alter einfach nochmal etwas neues lernen", erzählt sie. Wie alt sie ist, das mag sie nicht verraten, "dass ich alt bin, das sieht man ja", sagt sie mit einer gewissen Portion Ironie in der Stimme.

Seit drei Jahren wird sie von der studierten Konzertharfinistin Barbara Eckmüller unterrichtet, die unter anderem an der Musikschule Schrobenhausen lehrt. "So langsam trau ich mich an ein paar Stücke ran", erzählt sie. Und dafür übe sie jeden Tag. Stücke aus Wales, Schottland oder Irland, manchmal ein wenig keltisch angehaucht, aber moderne Sachen, die für manche Ohren vielleicht ein wenig schräg klingen, mag sie. Daheim, da übt sie oft mit einer Freundin, denn so ein Instrument wie die Harfe kann man ja nicht mal eben ins Auto packen und irgendwohin mitnehmen.

Deshalb steht in der Musikschule auch eine Schülerharfe, an der die Schüler spielen. "Aber die hat nicht so einen schönen Klang wie meine daheim. " Seit diesem Jahr hat Vogl ihre eigenes ganz besonderes Stück zuhause. Bis nach Österreich sei sie gefahren zu einem Harfenbauer, um ihre Traumharfe zu finden. Acht Monate hat sie gewartet und kann nun seit dem Frühjahr endlich auf ihrer Harfe spielen. Unbeschreiblich schön sei das.

Eine Herausforderung war für die erwachsene Harfenschülerin anfangs, beide Hände an der Harfe zusammenzubringen. Das Harfespielen ist ein Training für Motorik und fürs Gehirn. Dass Vogl so viel Freude am Spielen hat, das hänge aber auch mit ihrer tollen Lehrerin zusammen. "Die Frau Eckmüller macht das ganz toll", sagt sie. Sie möge deren liebenswerte Art und schätze vor allem ihr Können.

Wer als Erwachsener gerne ein Instrument lernen möchte, der kann ganz einfach in der Musikschule einen Schnuppertermin vereinbaren. "Unsere erwachsenen Schüler sind sehr vielseitig", erzählt Helga Widmann (kleines Foto), die Leiterin der Musikschule. Akkordeon, Harfe, Kontrabass, Klavier, Klarinette, Saxophon oder Schlagzeug: Gelernt werden alle möglichen Instrumente, "im Grunde einmal quer durch die Musikschule", wie Widmann es formuliert.

Wer sich als Erwachsener dazu entschließe, ein Instrument zu lernen, der mache das aus einer inneren Überzeugung heraus, der wolle das wirklich. "Die kommen meist hoch motiviert zu uns, da kommt es nicht vor, dass der Lehrer sagt: ,Jetzt üb' halt mal'. " Bei einem Kind kann das durchaus mal vorkommen, weil es oft noch viele andere Interessen hat.

Von Vorteil sei sicher auch ein musikalisches Gehör, da tue man sich beim Lernen einfach leichter. "Das kann man aber auch bis zu einem gewissen Grad schulen", sagt die Leiterin. Und man sollte sich beim Lernen nicht zu hohe Ziele setzten, sondern lieber kleine Schritte gehen. "Aber das haben unsere Lehrer gut im Blick und geben den Schülern Stücke auf, die sie auch bewältigen können. " Überhaupt sei Geduld sehr wichtig, wenn es um das Erlernen eines Instruments geht. "Ein Instrument lernt man nicht in einem Jahr, das braucht einfach Zeit", sagt Widmann.

Viele der erwachsenen Schüler, die schon länger an der Musikschule lernen, spielen auch in den Ensembles mit, etwa im Akkordeon-Ensemble, aber auch im Blasorchester. Auch Widmann hat über die Jahre viele Erwachsene unterrichtet. Zu einigen halte sie auch freundschaftlichen Kontakt, "weil die Musik eben einfach verbindet. "

SZ

Julia Röder