Eichstätt
Die Haifischbar soll am Fluss bleiben

Stadtrat beschließt Wettbewerb für die Spitalstadt-Hauptachse zum Herzogsteg: "Es eilt!"

15.06.2012 | Stand 03.12.2020, 1:23 Uhr

Auch der neue Kiosk, der anstelle der heutigen Haifischbar geplant ist, soll am Fluss und damit direkt beim Bootsverleih und beim Altmühldeck bleiben und nicht näher zum Baufeld W1 (dahinter beim blauen Kran, siehe auch Grafik) rücken, auch wenn es dann schwieriger mit einer behindertengerechten Gestaltung der gesamten Hauptachse des „Herzogplatzes“ wird. Das gibt der Stadtrat als einen Parameter für den Architektenwettbewerb vor. - Foto: chl

Eichstätt (EK) Stadtbaumeister Manfred Janner drückt bei der Spitalstadt mächtig aufs Gas: Ende des Jahres soll über den Gestaltungsentwurf für die Hauptachse Bahnhof – Herzogsteg beschlossen werden, und zwar auf Grundlage eines Wettbewerbs, der jetzt in 22 Wochen durchgezogen sein soll.

Eigentlich sollte der Stadtrat erst am 19. Juli darüber beschließen. Die Entscheidung dazu fiel dann aber überraschend bereits am Donnerstag – in einer insgesamt sehr chaotischen Sitzung, die sich mit großer Diskussionsfreudigkeit bis in die Nachtstunden hinein zog. Es kam zu einer Reihe von Anträgen und Beschlüssen über Verfahren und die Geschäftsordnung, so wurde auch zu diesem Thema erst ein Beschluss gefasst, ob darüber gleich beschlossen werden soll (siehe eigenen Beitrag).

Zu den Fakten: Die Stadt wird die Gestaltung dieses Bereichs der Spitalstadt (siehe Grafik), im Arbeitstitel „Herzogplatz“ genannt, nicht in einer EU-weiten Ausschreibung, sondern in einem kleineren Wettbewerb, an dem sich zehn Architekturbüros beteiligen sollen, planen lassen. Die EU-weite Ausschreibung würde etwa 112 000 Euro kosten, der kleinere Wettbewerb kommt mit rund 70 000 Euro aus. Der Stadtrat beschloss dazu jetzt einstimmig die Eckdaten für die Freianlagen, für die Überdachung des Zentralen Omnibusbahnhofes und für die Haifischbar samt Kiosk und Toiletten – ein „konfliktreiches“ Areal, wie Janner betonte.

Der Kiosk muss neu gebaut werden, unter anderem um die Hochwasserschutzvorgaben zu erfüllen. Außerdem soll diese Haupterschließungsachse der Spitalstadt behindertengerecht ausführt werden – deshalb darf die Steigung eigentlich nicht über sechs Prozent liegen; der Herzogsteg selbst ist schon deutlich höher.

Der Stadtrat mochte sich aber mit der Idee, den Kiosk vom Fluss weg in die Nähe des Baufeldes W1, in dem derzeit eine Wohn- und Geschäftsanlage entsteht, zu rücken, nicht anfreunden. Janner hatte den möglichen neuen Standort des Kiosks dort angedacht (siehe Grafik), um möglichst viele Parameter, darunter eben auch die Frage nach der Behinderten-gerechtheit unter einen Hut zu bringen. Die Mehrheitsmeinung des Stadtrats lässt sich dagegen so zusammenfassen: Der Kiosk soll möglichst an der Stelle neu gebaut werden, wo der aktuelle jetzt steht – direkt an der Altmühl; auch um gegenüber dem Investor des Baufeldes W1 Wort zu halten. Nur Willi Reinbold (ÖDP) betonte: „Die sechs Prozent für die Behindertengerechtheit sind ein Muss“, auch wenn das bedeuten würde, dass der Kiosk vom Fluss abrückt. Doch auch er stimmte der sechsteiligen Beschlussempfehlung zu. Damit wurde auch entschieden, dass sich statt des Gesamtstadtrats eine kleinere Arbeitsgruppe darum kümmert.

Darüber, dass das Architekturbüro Eberhard von Angerer die Wettbewerbsbetreuung mit voraussichtlichen Kosten in Höhe von 21 000 Euro übernimmt, wurde auf Antrag von CSU-Fraktionsvorsitzendem Achim Janssen extra abgestimmt. Er meinte: „Ausgerechnet von Angerer! War nicht er es, der die Vergabe der Grundstücke falsch ausgeschrieben und uns damit Schadenersatzansprüchen ausgesetzt hat“ Auch eine zweite Chance habe er nicht genutzt: „Jetzt sollen wir ihm eine dritte Chance geben? Das wäre genauso, als würde der FC Bayern Arjen Robben noch mal Elfmeter schießen lassen.“

Stadtbaumeister Janner entgegnete, aktuell sei das Bauamt mit dem Büro „bestens bedient und hoch zufrieden“. Angesichts des straffen Zeitplans solle man jetzt nicht „die Pferde wechseln“. Mitte 2013 wollen die ersten Geschäfte im Baufeld W1 eröffnen: „Es eilt!“ Mit 14 gegen sieben Stimmen bekam von Angerer den Auftrag zugesprochen.

Der Wettbewerb startet damit unverzüglich, zu Beginn des vierten Quartals sollen die Entwürfe vorliegen und Ende des Jahres beschlossen werden. Walter Eisenhart (CSU) kommentierte diesen ambitionierten Zeitplan mit den Worten: „Da geht die Luzie ab!“