Ingolstadt
Die Grünen wollen raus aus der reinen Öko-Ecke

Soziale Gerechtigkeit rückt mehr in den Fokus

06.05.2012 | Stand 03.12.2020, 1:31 Uhr

Ingolstadt (DK) Bei den Grünen ist offenbar eine Neuorientierung angesagt. Sie möchten nicht mehr nur als reine Öko-Partei angesehen werden. Antworten auf Fragen aus allen politischen Feldern sucht daher der Bayern-Ableger der Partei im Rahmen einer Kongressreihe.

Diese machte am Samstag Thema soziale Gerechtigkeit Station in Ingolstadt. Das Motto lautete: „Was unsere Gesellschaft zusammenhält“.

Impulse geben zu dringlichen, gesellschaftspolitischen Fragen in Bayern. So lautete das Ziel, das sich die rund 150 Teilnehmer des Grünen-Kongresses am Samstag in der Volkshochschule in Ingolstadt setzten. Unterstützt wurden sie dabei von der bayerischen Landtagsfraktionsvorsitzenden Margarete Bause und der Landesvorsitzenden Theresa Schopper. „Wir verstehen unter Gerechtigkeit mehr als nur Verteilungsgerechtigkeit“, sagte Schopper im Gespräch mit dem DK. Nicht nur die Höhe der Hartz-Sätze und die Ungleichverteilung zwischen Arm und Reich seien deshalb für die bayerischen Grünen Kernthemen sozialer Gerechtigkeit. „Sondern auch Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern und den Generationen“, erklärte die Landesvorsitzende weiter. So kämen Frauen nach wie vor nur unter Schwierigkeiten in Führungspositionen. Eine riesige Herausforderung sieht Schopper auch bei den sozialen Sicherungssystemen auf die Politik zukommen. „Irgendwann ist nur noch ein junger Mensch für einen Rentner da – das wird nicht funktionieren“, stellt die Sozialpolitikerin fest. Schön fände sie es außerdem, wenn die Generationen mehr „miteinander erleben“ und nannte als Beispiel Veranstaltungen wie Public Viewing bei großen Sportereignissen.

Ein Haupttagespunkt des Kongresses war ein Streitgespräch zum Thema „Grundeinkommen versus Grundsicherung – was ist gerechter“ Schopper plädierte im Vorfeld der Diskussion klar für die Grundsicherung, also die bedarfsorientierte Hilfe. „Das ist nicht nur eine Frage des Geldes, sondern auch danach, wohin wir als Gesellschaft die Menschen mitnehmen können.“ In einer Politik, die jedem eine gewisse Summe bedingungslos zur Verfügung stelle und sich ansonsten nicht mehr um den Einzelnen kümmere, sieht sie die Gefahr einer noch weiteren Ausgrenzung von sozialen Randgruppen. Auch sei das Armutsrisiko Kind in Bayern noch nicht gebannt, mahnte Schopper in ihrer Rede an. Darüber hinaus bemängelte sie Defizite in der Bildung und Integration von Familien mit Migrationshintergrund. Bayern sei ein reiches Land, aber arm an Chancen, so ihr Fazit.

In acht Workshops konnten sich die Teilnehmer des Kongresses anschließend brennenden Fragen nach einer gerechteren Gestaltung der Gesellschaft in Bayern stellen. Dabei ging es um neue Lebensstile für mehr Gerechtigkeit, das Meistern von sozialen Barrieren oder den Mythos Eliten. Die Kongressreihe hatte die bayerischen Grünen zuvor schon nach Regensburg, Fürth, Augsburg und Bamberg geführt. Dort war es um die Themen „Heimat“, „Digitaler und demografischer Wandel“ sowie „Nachhaltigkeit“ gegangen.