Die größten Bauprojekte in München

17.11.2010 | Stand 03.12.2020, 3:27 Uhr

München (DK) Zur Zeit verstecken sich in der Münchner Innenstadt ganze Häuserzeilen hinter Planen, Löcher klaffen in Fassadenreihen, Bagger und Kräne machen Kirchtürmen und Hochhäusern Konkurrenz. Was passiert da eigentlich? Zeit für einen Überblick über die größten Bauprojekte in der Münchner Innenstadt.

Frauenkirche, Frauenplatz: Seit Monaten stehen enttäuschte München-Touristen vor der Frauenkirche: Das Wahrzeichen ist eingerüstet! Die schlechte Nachricht: Es sind noch einige Jahre Geduld gefordert. Momentan wird der Nordturm saniert, danach ist der Südturm dran. "Das dauert voraussichtlich bis Ende 2013", sagt Anna-Maria Stubenrauch, Abteilungsleiterin im Staatlichen Bauamt. "Danach ist das Kirchenschiff dran." Das Problem: Die zementhaltige Verfugung der Ziegel bricht heraus. In den Steinen hat sich außerdem zu viel Feuchtigkeit angesammelt. Jetzt müssen die Fugen neu gefüllt und die angegriffensten Steine ausgetauscht werden. Im Kirchenschiff machen vor allem die Maßwerkstreben und die Fenster Sorgen. "Hier sind verschiedene Materialien verbaut worden, die sich nicht vertragen", sagt Stubenrauch.

Ehemalige Münchner Bank, Frauenplatz/Augustinerstraße: Gegenüber der Frauenkirche ist gleich die nächste Baustelle: Hier wird die Zentrale der Münchner Bank umgebaut. 2012, wenn alles fertig ist, soll wieder eine Filiale der Bank einziehen. Außerdem entsteht ein Restaurant mit Terrasse auf dem Frauenplatz, mit direkter Sicht auf Dom und Touristenmassen.

Polizeipräsidium, Frauenplatz/Löwengrube: Das Münchner Polizeipräsidium residiert direkt neben der Frauenkirche in einem Haus von 1913. Der Gebäudeteil an der nördlichen Parallelstraße zur Fußgängerzone, der Löwengrube, wird jetzt saniert. Zwei Jahre lang muss die Polizei mit 7000 Quadratmetern weniger Fläche auskommen, einige Dienststellen sind deshalb vorübergehend ausgezogen. 2012 soll alles fertig sein.

Ehemaliger Karstadt, Neuhauser Straße: Mitten in der Fußgängerzone klafft ein großes Loch, man sieht es nur noch nicht. Wo früher der Karstadt am Dom stand, reißen jetzt Kräne das Gebäude Nummer 19 bis 21 aus der Häuserzeile – mit einem raffinierten Konzept: Zuerst wurde das Gebäude entkernt, zum Schluss werden die Fassaden mit einem Kran herausgehoben. Der Abbruch wird noch bis April dauern. Die Fußgängerzone soll dabei nicht in Mitleidenschaft gezogen werden: Ein drei Meter hoher Bauzaun schützt die Passanten. Der Baustellenverkehr läuft durch das Altheimer Eck, eine winzige Parallelstraße zur Fußgängerzone. Wenn die Abrissarbeiten beendet sind, entsteht bis 2013 auf dem rund 50 000 Quadratmeter großen Grundstück das "Joseph Pschorr Haus" mit edlen Büros, Geschäften, teuren Wohnungen und einer Tiefgarage auf insgesamt zehn Etagen. Den Namen verdankt das Gebäude einem Vorbesitzer des Grundstücks: Joseph Pschorr gründete 1820 in der Neuhauser Straße 19 bis 21 die Brauerei zum Pschorr, 1896 wandelte er das Haus in die Gaststätte "Pschorr-Bierhallen" um. Diese wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört und mussten einem Neubau weichen. 2010 hat der ausgedient.

Das Immobilienunternehmen Bayerische Hausbau, in dessen Bestand das "Joseph Pschorr Haus" übergehen wird, wollte "keinen aus der Luft gegriffenen Marketingbegriff, sondern einen Namen mit Bedeutung und Bezug zum Standort", so Jürgen Büllesbach, Vorsitzender der Geschäftsführung.

Ehemaliges Gelände der Süddeutschen Zeitung, Sendlinger Straße/Färbergraben: Hier befindet sich die derzeit größte Baustelle der Stadt. Süddeutsche Zeitung und Abendzeitung sind ausgezogen, die einen in ein Hochhaus am östlichen Stadtrand, die anderen in die Nähe des BR-Hochhauses am Hauptbahnhof. Im Block zwischen Sendlinger Straße, Hacken-, Hotterstraße und Färbergraben entsteht auf einem über 11 000 Quadratmeter großen Gelände die "Hofstatt". Der Umbau ist kompliziert, weil Teile der ursprünglichen Bebauung, etwa das SZ-Redaktionshaus an der Sendlinger Straße, unter Denkmalschutz stehen und die Erde unter der ehemaligen Druckerei mit Schadstoffen belastet ist. 2013 sollen auf dem Gelände Luxuswohnungen, Büros, Ladenflächen und Restaurants fertiggestellt sein. Durch die geplanten Passagen und Innenhöfe wird die "Hofstatt" von der Sendlinger Straße, der Hackerstraße und dem Färbergraben aus zugänglich sein.

Auch bei diesem Projekt haben die Planer auf eine historische Bezeichnung zurückgegriffen. Schon im 13. Jahrhundert stand an gleicher Stelle eine Hofstatt, also ein Wirtschafts- und Verwaltungshof.

Alte Residenzpost, Residenzstraße/Maximilianstraße: Auf dem Weg vom Marienplatz zur Residenz ist es eng für Fußgänger und Radfahrer: Dort entsteht auf dem über 4500 Quadratmeter großen Gelände der Alten Residenzpost bis 2012 das "Palais an der Oper". Auch hier muss denkmalgeschützte Bausubstanz in den Neubau integriert werden. Nach Entwürfen des klassizistischen Architekten Leo von Klenze wurde im 19. Jahrhundert das Gebäude zum Stadtpostamt umgebaut, die Fassade an der Maximilianstraße erhielt den charakteristischen Arkadengang. Diese Fassade bleibt erhalten; das Innere des Gebäudes wurde schon im Zweiten Weltkrieg zerstört, neu aufgebaut und jetzt abgerissen. Der Neubau orientiert sich an Vorgaben des Feng Shui.

Ursprünglich sollte im "Palais an der Oper" ein teures Hotel entstehen, inzwischen haben sich die Eigentümer aber für die übliche Kombination aus Wohnungen, Geschäften, Restaurants und Büros entschieden. Unter anderem wird die Luxustaschenmarke Louis Vuitton vertreten sein.

Residenz, Residenzstraße/Max-Joseph-Platz: Endlich eine Baustelle, die bald abgeschlossen sein wird. Seit 2008 ist die Fassade der Residenz am Max-Joseph-Platz eine Täuschung: nur eine Folie mit Fassaden-Aufdruck. Wenn die jetzt verschwindet, gibt sie die restaurierte Sandsteinfassade frei. Die Münchner müssen sich dann aber von König Ludwig I. und seiner Frau Therese verabschieden: Auf den Folien winken die nämlich aus den Fenstern.