Scheyern
"Die größten Barrieren sind im Kopf"

Informative Veranstaltung für Senioren und Bürger mit Handicap in Scheyern

28.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:45 Uhr

Gar nicht einfach fand Karl Straub das Schreiben mit Sehbehinderung und steifen Fingern. Scheyerns CSU-Ortsvorstand Dieter Schwab betrachtet das Schriftbild - Foto: Steininger

Scheyern (PK) Rund 50 interessierte Bürger wollten mithelfen: Sie sind am Wochenende ins Scheyerer Vereinsheim gekommen, um am Aktionstag der Arbeitsgemeinschaft für Menschen mit Handicap, Senioren und Jugendliche teilzunehmen. Letztere aber fehlten gänzlich.

Dabei hatte die gemeindliche Behindertenbeauftragte Heidelore Ebner durchaus auch die Jugend im Sinne eines Zusammenlebens der Generationen im Blick gehabt, aber nicht einmal der Jugendbeauftragte der Gemeinde Scheyern, Kilian Wiedemann (Freie Wähler), war vertreten. Dafür aber waren neben Scheyerns Bürgermeister Manfred Sterz (FW) Gemeinderäte der CSU, Wählergemeinschaft Scheyern (WGS) und der FW präsent. Den Landkreis Pfaffenhofen vertrat Vize-Landrat Anton Westner (CSU), den Bayerischen Landtag der Abgeordnete Karl Straub (CSU). Nicht dabei sein konnte der angekündigte Bundestagsabgeordnete Erich Irlstorfer (CSU) aufgrund einer Erkrankung im Familienkreis.

Sterz betonte als Aufgabe einer Behindertenbeauftragten, die Interessen und Bedürfnisse behinderter Menschen in Scheyern zu vertreten, sei es in baulicher oder sozialer Hinsicht. Westner appellierte an die Solidarität der Gemeinschaft: „Nicht Mitleid ist gefragt, sondern Hilfe.“ Er forderte seitens der Politik bessere Rahmenbedingungen für ein selbstbestimmtes Leben, barrierefrei „in jeder Hinsicht“. Straub sprach über die sich verändernde Alterspyramide und die Anforderungen, die sich daraus ergeben. Dabei ging der Landtagsabgeordnete insbesondere auf die Regierungserklärung von Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) ein, Bayern bis zum Jahr 2023 barrierefrei zu gestalten. Aber nicht nur die Politik, sondern auch die Gesellschaft müsse ihren Teil dazu beitragen. „Die größten Barrieren aber sind in den Köpfen unserer Gesellschaft“, die abzubauen, sei Teil ihrer Aufgabe, unterstrich Heidelore Ebner. Dabei helfen können auch die Therapeuten, die im Vereinsheim kleine Stände aufgebaut hatten und über Hilfen bei Bewegungseinschränkungen, Hörbehinderung, psychischen Problemen und anderem mehr informierten. Man konnte sich auch selber testen oder kleine Hilfen ausprobieren, die das Leben für Menschen mit Handicap erleichtern. Das tat insbesondere Karl Straub, der sich mit Hilfe von Sozialpädagogin Monika Hagn einen „Alterssimulationsanzug“ anzog, der ihn schlagartig um 20 Jahre älter machte: Beim Sehen, Hören, Greifen, oder bei Bewegung überhaupt. „Da geht manches deutlich schwerer“, musste er erkennen, aber er meisterte seine Aufgaben wie Schreiben, Wäsche auf eine Leine hängen fehlerfrei, allerdings mit mehr Anstrengung als normal.

Stellvertretend für ihren Sohn Florian Wenz (36) wandte sich seine Mutter an das Auditorium. Ihr Sohn wird seit 19 Jahren 24 Stunden pro Tag beatmet, kann nicht mehr laut sprechen, hat eine schwere Muskelerkrankung und ist auf einen Hightech-Rollstuhl angewiesen. Trotzdem aber hat er den Lebensmut nicht verloren und sich ganz der Musik als Lebenselixier gewidmet: Als Komponist und Discjockey. Leider aber fehlte es bei dieser Veranstaltung am tanzfreudigen Publikum. Großen Respekt aber, dass er sich als DJ zur Verfügung stellte.