Steingriff
Die Geschichte vom gestohlenen Christuskind

Beim Adventsingen in Steingriff stand darüber hinaus die Musik im Mittelpunkt

17.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:25 Uhr
Gemeinsam beim Schlusslied: Der Unterstaller Dreigsang mit Vorleser Bernhard Hanke. −Foto: Mayer

Steingriff (SZ) Seit nun bereits 18 Jahren gibt es nun das Steingriffer Adventsingen, mit immer wechselnden Musikern. In der wieder voll besetzten Dreifaltigkeitskirche war am vergangenen dritten Adventsonntag musikalisch beachtliches Niveau zu erleben.

Auch wenn in Steingriff die Berge etwas weiter weg sind, so ist es doch die alpenländische Weihnacht, die in Altbayern den Ton angibt. Das zeigt sich auch an Titeln wie "Pongauer Hirtenmusik", dargebracht von der Steingriffer Stubenmusi, die von jeher die Kerngruppe des Adventsingens bildet. Leiter des Trios ist Michael Kratzer, der Organisator des Adventsingens, der wieder mehrere neue Gruppen für Steingriff hat gewinnen können, und diese "Premierengäste" zeigten sich allesamt als Gewinn.

Michael Kratzer mit seiner Stubenmusi machte mit einem "Schneelahner Walzer" den Auftakt. Zum ersten Mal war dann der Unterstaller Dreigsang zu hören, drei klangvolle Damenstimmen, dabei das immer geschätzte "Maria durch ein Dornwald ging". In ihren abwechslungsreichen Auftritten präsentierten sich die drei auch mit verschiedenen Instrumenten. Dabei zeigte sich wieder einmal beispielhaft, welch lebhafte Klänge gute Musiker der oft belächelten Blockflöte abgewinnen können. Ihren ersten Auftritt hatte auch die jugendliche Gruppe "Sauber beinand" aus Pfaffenhofen zu erleben. Mit Harfe und drei Hackbrettern waren die vier Mädchen - ausschließlich instrumental - besonders schwungvoll zu hören und spielten sich mit einem "Marsch von 1819 aus Oberösterreich" vom ersten Takt an in die Herzen der Zuhörer.

Dann war da noch, ebenfalls zum ersten Mal in Steingriff mit dabei, der Weicheringer Dreigsang, mit Zitherbegleitung drei gesetzte, harmonische Männerstimmen, die wohl schon lange zusammenklingen und einige Lieder von Tradition zum Besten gaben. Von der Empore her waren Peter Baierl an der Orgel und Julia Häuslmeier mit der Querflöte zu hören. Sie brachten Stücke von Johann Sebastian Bach und von Johann Joachim Quantz, dem Flötisten und Komponisten, der in die Geschichte eingegangen ist, weil er dem Preussenkönig Friedrich II. die Flötentöne beibrachte.

Einen roten Faden durch das Programm bildete die Weihnachtsgeschichte "Das gestohlene Christkind". Bernhard Hanke, Steingriffer und Verwaltungsleiter der Pfarreiengemeinschaft St. Jakob, las diese Geschichte von Gerhard Karrer und teilte sie zwischen den Musikstücken dramaturgisch in vier Abschnitte: In einer Dorfkirche verschwindet auf unerklärliche Weise vor der Christmette das Christkind aus der Krippe. Während der Mesner fassungslos, der Pfarrer eher beschwichtigend den Vorgang kommentieren, ist das ganze Dorf beunruhigt, zumal auch die eine oder andere alttreue Kirchgängerin dem Pfarrer Hochholzer "sein neumodisches Zeig" kritisiert - "jetz wer ma gstraft!" Weil aber Weihnachtsgeschichten immer gut ausgehen, zieht der Pfarrer in der Christmette mit allen seinen Schäflein aus der Kirche zum benachbarten Altenheim, und dort, in der Umgebung von kranken und behinderten Alten findet sich das Christkindl in der Krippe, nicht ganz erklärlich, aber im Dorf ist der Weihnachtsfrieden wieder hergestellt.

Eine Anspielung auf die Geschichte vom gestohlenen Christkind war szenisch dargestellt: Bernhard Hanke las vor der leeren Krippe, am Ende wurde das Christkindl hineingelegt - bald ist Weihnachten. Mit einem gemeinsamen Lied wurde das Adventsingen beschlossen, das alte "Es wird scho glei dumpa" konnte jeder mitsingen. Und so ging es schließlich zu Ende, das 18. Adventsingen in Steingriff - und es wird, der schönen Stimmung nach zu urteilen, mit Sicherheit nicht das letzte gewesen sein.

Franz-Josef Mayer