Mailing-Feldkirchen
Die Gemeinschaftsschule

Als die Mailinger und Feldkirchener Kinder in dieselbe Klasse gingen – Die Volksschule wird 50 Jahre alt

08.05.2013 | Stand 03.12.2020, 0:10 Uhr

Ein Hoch auf 50 Jahre! Die Mailinger Grundschüler stimmten sich voller Vorfreude auf die Jubiläumsfeier an diesem Freitag ein. Bis 1963 hatten Mailing und Feldkirche eine eigene Schule. Der gemeinsame Neubau förderte das Zusammenwachsen beider Orte sehr - Foto: Pfeifer

Mailing-Feldkirchen (DK) 1963 bekamen Mailing und Feldkirchen eine gemeinsame Schule. Sie trug viel zum harmonischen Zusammenwachsen der zwei Orte bei. Hans Speth, 37 Jahre lang Lehrer in Mailing, erinnert sich gern.

An diesem Freitag wird das 50. Jubiläum groß gefeiert. Sie wuchsen zusammen, ob sie wollten oder nicht. Über die Jahrhunderte hatten die Dörfer Mailing und Feldkirchen – Heimat selbstbewusster Bauern – nebeneinander hergelebt. Doch als nach dem Zweiten Weltkrieg in Ingolstadt und drum herum die Bevölkerungszahl in die Höhe schoss, wurden auch die Orte im Osten immer größer – und sie begannen, ineinander überzugehen. Die Landwirte gerieten in die Minderheit. Das dörfliche Eigenbewusstsein litt jedoch vor allem unter der politischen Vereinigung: Feldkirchen wurde Teil der Gemeinde Mailing. Hackelein blieben da nicht aus. Die Verwaltung der Doppelortschaft erforderte einen Balanceakt. „Der Bürgermeister der jetzigen Amtsperiode ist ein Mailinger“, schrieb der DK am 9. Juli 1962. Er hieß Xaver Forster. „Feldkirchen stellt vier Gemeinderäte“, heißt es weiter, „die dafür sorgen, daß ihr Ort in gemeindepolitischer Hinsicht nicht zu kurz kommt.“

Und damit hatten sie einiges zu tun. Die emotionale Grenze, die Mailing und Feldkirchen trennte, wurde etwa in dem lang gepflegten Brauch sichtbar, dass jeder seinen eigenen Maibaum aufstellte. Natürlich gab es auch zwei Schulen. Damit gingen die Probleme weiter. Denn die alte Feldkirchener Schule hatte zwar zwei Klassen, aber nur ein Zimmer, plus einen recht kleinen Handarbeitsraum. 1957 wurde die Oberstufe der Volksschule, wie man sie damals nannte (also die spätere Hauptschule), neu organisiert: Die Stufen fünf und sechs gingen in Feldkirchen zur Schule, die Siebt- und Achtklässler in Mailing. 1959 musste auch die sechste Klasse nach Mailing verlegt werden, wo sich vier Klassen zwei Zimmer teilten. Es wurde immer enger.

Hans Speth erinnert sich gut. Und gern. Er war von 1959 bis 1996 Lehrer in Mailing und davor auch kurz in Feldkirchen. Er kannte also beide Seiten. „Da wurde im Schichtbetrieb unterrichtet. Mei, war des manchmal ein Durcheinander!“ Und nicht nur das: Sport im Winter beschränkte sich auf Gymnastik im Klassenzimmer, denn eine Turnhalle hatten die Zwergschulen (so nannte man sie damals wirklich) natürlich keine. Ein neues Gebäude musste her! Eines für beide Orte. Sozusagen eine Gemeinschaftsschule.

Anfang der sechziger Jahre lief die Planung an. Das „Zentralschulhaus“ entstand „auf dem großen Platz auf halbem Wege zwischen der Mailinger und der Feldkirchener Kirche neben dem neuen gemeindlichen Verwaltungsgebäude“, wie es Speth 1962 als DK-Autor den Lesern ganz genau erklärte.

1963 wurde die Einweihung gefeiert. Allerdings hatten es die Handwerker recht spannend gemacht. „Am Tag davor war die Schule noch eine Baustelle“, erinnert sich Speth. „Da sind die Vorhänge runtergefallen. Wir haben befürchtet, dass die Feier verschoben werden muss.“

Aber alles ging gut. Der Festakt wurde zu einem würdevollen Ereignis. Natürlich hat Speth – ein leidenschaftlicher Musiker, der als Bezirksdirigent in mehr als vier Jahrzehnten fast drei Dutzend Kapellen betreut hat – mit den Schülern festlich aufgespielt. „Ich habe auch den Chor geleitet.“ Unter anderem. „Speth hat das Schulleben maßgeblich geprägt!“, sagt Siegfried Schieck, der heutige Konrektor.

Die Integration der zusammengeführten Schulfamilie aus Mailing und Feldkirchen gelang vorbildlich. „Natürlich hat es in den Orten Abgrenzungen gegeben“, erinnert sich Speth. Die gemeinsame Schule förderte das Zusammenwachsen aber enorm. „Es gab keine Reibereien mehr so wie früher, die Kinder haben ein Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt. Das hat von Beginn an bestens geklappt.“

Das moderne und großzügige Gebäude für 22 Klassen samt Fachräumen, Turnhalle und einem kleinen Bad hat die Schüler – und auch die Lehrer – sehr beeindruckt. „Das war schon was Besonderes. Und auch der große Sportplatz. So was haben wir ja gar nicht gekannt.“ Eine recht außergewöhnliche Erinnerung verbindet Speth mit der Turnhalle. Der begeisterte Fußballer donnerte dort mal im Sportunterricht den Ball mit beeindruckender Wucht gegen ein Fenster. „Es hieß, die Scheiben sind unzerbrechlich“, sagt Speth. Das stimmte aber nicht. Splitter flogen. Doch der Lehrer reagierte mit einem eleganten Trick: „Ich hab’ gefragt: Wer war das“

Sicher wird Speth bei der 50-Jahr-Feier der Schule an diesem Freitag noch mehr solcher Anekdoten zum Besten geben.