Gerolsbach
Die Gemeinde mit dem Gigabit

Gerolsbach lässt für 1,65 Millionen Euro ein Glasfasernetz anlegen, das bis in die Einöden reicht

01.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:42 Uhr

−Foto: Haßfurter, Rainer, Schrobenhausen

Gerolsbach (SZ) Mit Vorhaben wie dem flächendeckenden Ausbau der Breitbandversorgung rennen Landespolitiker beim Gerolsbacher Bürgermeister Martin Seitz offene Türen ein. Die Gemeinde hat sich frühzeitig um Fördergelder gekümmert – und will nun Gigabitleitungen bis zu den Einödhöfen legen.

Mit Bandbreiten von 50 bis 200 Megabit pro Sekunde werden künftig winzige Gemeindeteile wie Weichselbaum, Brenntenholz, Breitsamet oder Hudlhub besser versorgt sein als derzeit der Hauptort Gerolsbach. Das kostet natürlich einiges: 1,65 Millionen Euro investiert die Gemeinde. Ursprünglich hatte sie dafür mit 950 000 Euro staatlichem Zuschuss gerechnet und hätte, so Seitz, den Rest draufgelegt, um wirklich im ganzen Gemeindebereich zukunftsfähige Internetverbindungen anbieten zu können (Seitz: „Und das ist nun mal Glasfaser.“). Doch dann zahlten sich die guten Kontakte zum Stimmkreisabgeordneten – dem Ministerpräsidenten Horst Seehofer – aus: Als zum 1. Juli dieses Jahres der sogenannte Höfebonus – also ein zusätzlicher Zuschuss für Weiler und Einödhöfe im Außenbereich – bei der Breitbandförderung aktiviert wurde, war Gerolsbach in der ersten Reihe mit dabei. Von den gut 150 Kommunen in ganz Bayern, die im Juli ihre Förderbescheide vom bayerischen Finanz-, Heimat- und Förderbescheidminister Markus Söder erhielten, bekam keine mehr Geld als Gerolsbach: 1,2 Millionen Euro.

Dieses Geld muss nun ausgegeben werden. Deshalb hat die Gemeinde in der vergangenen Woche einen Vertrag mit der Firma Altonetz abgeschlossen. Das kleine Unternehmen, das aus einer Bürgerinitiative zum Breitbandausbau in Altomünster entstand, hat die Ausschreibung gewonnen. Bürgermeister Martin Seitz drückte gleich mal aufs Tempo: „Wir müssen nächstes Jahr am Jahresende fertig sein – eher noch schneller.“ Das wolle Altonetz auch schaffen, betonte Geschäftsführer Leonhard Asam, räumte aber ein: „Hundertprozentig kann ich es nicht versprechen, weil die Arbeiten stark witterungsabhängig sind.“

Erst einmal will Asam jetzt einen Bauzeitenplan erstellen. Dabei könne die Gemeinde natürlich Prioritäten setzen, sagen, wo der „Leidensdruck“ am stärksten sei. Das sei sicherlich in Junkenhofen und Strobenried, meinte Seitz, doch wegen bevorstehenden Straßenbaus solle auch der Anschluss von Kohlstatt vorrangig erledigt werden. Am besten, sagte der Bürgermeister, arbeite Altonetz wohl gleich mit mehreren Kolonnen gleichzeitig.

„Wir fangen damit an, die Backbone-Strecken zu pflügen“, erklärte Asam. Diese hochfasrigen Ortsverbindungsleitungen sind insgesamt 127 Kilometer lang. Sie laufen zu insgesamt 38 Verteilerschächten in den Ortsteilen, von denen wiederum insgesamt 227 Kilometer Hausanschlussleitung verlegt werden. Für den Hausanschluss muss der jeweilige Eigentümer während der Ausbauphase 250 Euro bezahlen. Insgesamt 796 Hausanschlüsse sind vorgesehen.

Im September soll es in der Gemeinde mehrere Infoversammlungen geben, außerdem will Altonetz ab Oktober ein Infobüro auf dem Gerolsbacher Rathausplatz aufstellen. Dann wird Asam auch erklären, wie das mit dem FTTH, mit „Glasfaser bis zur Fritzbox“, funktioniert.

Für die Internetnutzer im Außenbereich – sechs Anwesen werden übrigens mit Richtfunk erschlossen, sollen aber die gleichen Übertragungsraten erreichen – werden sich im kommenden Jahr also ganz neue Möglichkeiten eröffnen, denn die Glasfaserleitungen sind natürlich technisch gesehen Gigabit-fähig. Damit sind die kleineren Gemeindeteile künftig besser versorgt als Alberzell, Klenau und Gerolsbach selbst. Das hänge mit dem Fördersystem zusammen, erklärte Bürgermeister Martin Seitz: Für diese drei Gemeindeteile habe die Gemeinde ja schon einmal Zuschüsse für den Breitbandausbau erhalten. Zumindest in Gerolsbach weite die Telekom aber derzeit die Leitung auf. Außerdem ist sich Seitz sicher: „Die nächste Förderung kommt bestimmt.“