Meinheim
Die Gelegenheit beim Schopf ergriffen

Zwei junge Afrikaner als Azubis bei "Pflege daheim" in Meinheim - Arbeitsagentur unterstützt finanziell

12.11.2020 | Stand 16.11.2020, 3:33 Uhr
Roland Assebian und Inaah Aballo (vorne) sind die neuen Azubis im Team von Bernhard Fürst (2.v.l.). Im Bild von links: Die stellvertretenden Pflegedienstleitungen Daniel Meyer und Gabi Oster, Sonja Luber von der Agentur für Arbeit und Praxisanleiterin Simone Alke. −Foto: Buka

Meinheim - Pflegeberufe gehören zu den Mangelberufen und es gibt viele Anstrengungen, mehr Menschen dafür zu begeistern.

Auch die Rekrutierung aus dem Ausland ist ein solcher Weg. In Meinheim haben jetzt mit Inaah Aballo und Roland Assebian zwei junge Afrikaner die Ausbildung zur Pflegefachkraft begonnen.

Bernhard Fürst, der Inhaber des ambulanten Pflegedienstes "Pflege daheim", kam dabei eher zufällig zu seinen neuen Mitarbeitern und hat die Gelegenheit beim Schopf ergriffen. Inaah Aballo lernte Bernhard Fürst über ein Praktikum kennen, das die 21-Jährige im Rahmen ihrer Ausbildung an der Berufsfachschule für Sozialpflege Ansbach bei ihm absolvierte. "Ich war begeistert von ihrem Engagement und habe ihr sofort einen Ausbildungsplatz angeboten", sagt er. Die junge Frau aus dem Benin kam nach verschiedenen Stationen innerhalb Deutschlands in den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen.

Roland Assebian stammt von der Elfenbeinküste. Er hat dort einen Bachelor in Germanistik erworben und wollte dann "etwas Sinnvolles" machen. Über den Bundesfreiwilligendienst kam er in eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung nach Bairisch Gmain. Hier beschloss der 23-Jährige, die Pflege zu seinem Beruf zu machen und bewarb sich um einen Schulplatz an der Pflegefachschule der Rummelsberger Anstalten auf der Wülzburg.

Schulleiterin Dorothea Eidam war es dann, die den Kontakt zu "Pflege daheim" herstellte. Nach einem Kennenlern-Gespräch war klar: In Meinheim würden 2020 zwei junge Afrikaner "Farbe ins Team bringen", wie es Bernhard Fürst schmunzelnd beschreibt. Er freut sich über seine "sehr motivierten" Auszubildenden und hat dafür im Vorfeld einige Hürden bewältigt.

So mussten aufenthaltsrechtliche Bestimmungen beachtet, der Realschulabschluss von Aballo anerkannt und eine Wohnung gefunden werden. Jetzt leben beide in einer Ferienwohnung in Meinheim. Die "Azubi-WG" klappt ganz gut, wie sie versichern, obwohl sie sich erst seit Ende August kennen. Privat unterhalten sie sich französisch. Im Alltag sprechen sie deutsch, und das ziemlich gut.

Auch die finanzielle Absicherung war ein Thema, denn die Ausbildungsvergütung alleine hätte für den Lebensunterhalt nicht gereicht. Hier konnte Sonja Luber vom Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit helfen, denn für die berufliche Weiterbildung von Beschäftigten stehen interessante Fördermöglichkeiten zur Verfügung. Wenn am Ende ein Berufsabschluss steht, übernimmt die Agentur für Arbeit nicht nur sämtliche Weiterbildungskosten, sondern zahlt einen Teil des Lohns während der Ausbildung. Konkret: Die beiden Pflegeschüler erhalten von ihrem Arbeitgeber den Lohn eines Pflegehelfers und die Agentur für Arbeit erstattet in etwa das, was über die Ausbildungsvergütung hinausgeht.

Damit können Aballo und Assebian jetzt auch den Führerschein finanzieren - im ambulanten Pflegedienst ein Muss. Und für ein Auto wird es hoffentlich auch bald reichen, denn jetzt machen sie scheinbar Unmögliches möglich: Sie fahren mit Bus und Bahn von Meinheim in die Schule auf der Wülzburg und zurück. Mit Zwischenstopps in Weißenburg und Treuchtlingen sind sie den ganzen Tag unterwegs.

"Auch das zeigt ihr großes Interesse und dass sie sich nicht entmutigen lassen", so Fürst, der nicht nur lobende Worte für seine Auszubildenden hat, sondern auch für seine Patienten, die die neuen Azubis uneingeschränkt akzeptieren. Die beiden Afrikaner erleben täglich, dass sich die Patienten auf ihren Besuch freuen. "Das ist das größte Geschenk", sagen sie, und ein wesentlicher Grund, warum sie sich für diesen Beruf entschieden hätten.

HK