Pfaffenhofen
Die Galerie im Spitzboden

20 Jahre Künstlerwerkstatt Pfaffenhofen: Viel beachtete Vernissage der Jubiläumsausstellung

02.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:14 Uhr

Vielleicht die ungewöhnlichste Galerie Pfaffenhofens: Zahlreiche Kunstfreunde fanden am Freitagabend ihren Weg in den Speicher der Künstlerwerkstatt zur Vernissage der großen Jubiläumsausstellung. 17 Künstler zeigen hier noch bis zum 4. Juli eine facettenreiche Retrospektive anlässlich des 20. Geburtstages des Pfaffenhofener Jazzclubs und Ausstellungsortes. - Fotos: Köpf

Pfaffenhofen (SZ) Wurde die Künstlerwerkstatt einst als „ungewöhnlichster Jazzclub, mindestens Bayerns“ geadelt, darf man sie jetzt sicherlich auch als eine der ungewöhnlichsten Galerien bezeichnen – mindestens Pfaffenhofens. Man muss sich schon etwas Mühe geben, trittsicher den Aufstieg über die schmale Holztreppe und den „Einstieg“ in den Speicher über Wacky Singers Werkstatt zu meistern, ohne sich den Kopf anzuhauen.

Doch dann wird man reichlich belohnt angesichts des Panoptikums der Künste, das sich einem in diesem wirkungsvollen Raum im Spitzboden unter offener Balkenkonstruktion und ungedämmtem Dachwerk offenbart.

Mit einer großen Retrospektive zum 20. Geburtstags der Pfaffenhofener Jazzschreinerei öffnete hier nun eine namhaft besetzte Jubiläumsausstellung. Und trotz fast zeitgleicher Luckhaus-Vernissage in der Kulturhalle durfte man sich zu diesem feierlichen Anlass über gut 50 Kunstfreunde freuen; im Laufe des Abends anlässlich des anschließenden Konzerts von Anna Lauvergnac einen Stock tiefer bestimmt noch einmal über rund das Doppelte.

Während unten in der Werkstatt derzeit die laufende Ausstellung von Helene Charitou gesehen werden kann, zeigen darüber nicht weniger als 17 Künstler Momentaufnahmen ihres Schaffen in vielfältigen Stilen und Gestaltungstechniken. Allen gemeinsam ist, dass sie hier in den vergangenen 20 Jahren Ateliers in der Werkstatt bewohnt oder Ausstellungen realisiert haben.

Kuratiert wird diese Werkschau von der Künstlerin Helene Charitou, die hier oben in einem angrenzenden Raum unter der Dachschräge ihr Atelier führt und als Lebensgefährtin von Werkstatt-Chef, Schreiner und Künstler Wacky Singer seit etlichen Jahren für die Ausstellungen hier verantwortlich zeichnet. Und dass sie damit stets eine glückliche Hand bewies, belegt auch die Auswahl der Exponate zur Jubiläumsausstellung. Da fällt einem zunächst das prächtige Licht des Lüsters an der Decke ins Auge, mit dem Lichtkünstler Markus Jordan Sanbitter-Flaschen dem kunstvollen Recycling zuführt. Darunter ausgefallene Lichtobjekte aus der selben Hand, sichelartig, schneckenähnlich, ein erstrahlter Seiher. Hausherr Singer, der eingangs in seiner unvergleichlichen Art die Gäste begrüßte, tut dem gleich, zeigt seinen „Sommertraum in Alaska“, eine schillernde Installation aus Holz, Kreidegrund, Metall – und eben Licht; auch mal papierumhüllt. Natürlich vertreten auch Stephan Ebertshäuser mit einer Videoinstallation, als Betreiber des Panorama Tonstudios an der Stirnseite des Gebäudes ebenso Mitbewohner der Künstlerwerkstatt wie Roland Sailer, der hier in seinem Atelier beeindruckend realistische Bronzebüsten schafft.

Tür an Tür mit Raik Gupin, der mit zwei aktuellen Arbeiten in Öl auf Holz nicht weniger seinen erstaunlichen Beitrag leistet wie der neueste Atelierbesitzer Gottfried Müller, Zeichner und Professor für Architekturdarstellung. Daneben findet man ein Stelldichein stadt- und landbekannter Künstler vor, das in dieser Zusammenstellung wohl einzigartig sein dürfte: Die beiden hoch interessanten jungen Pfaffenhofener Künstler Sebastian Klein und Philipp Brosche zeigen in Ölfarbe einerseits und Ölkreide andererseits ihre neuesten Werke; Joachim Knorpp umrahmt den Raum mit Holzskulpturen; Konrad Dördelmann stellt seine jüngsten Farbradierungen aus; und Tita Heydecker den großformatigen, verstörenden „Mondo Cane“ in Acryl; bunt fragmentierte Öl- und Acrylgemälde steuern Tom Hawes und Richard Braun bei; Giclée-Drucke von Hubert Klotzeck stehen neben Bronzeskulpturen von Peter Trapp; HC Ohl dominiert die Rückwand mit einem überformatigen Fotodruck seiner beschleunigten Kunst. Und schließlich Benedikt Hipp: Seine beiden ausgestellten Arbeiten aus 2011 und 2012 fanden aufgrund leider nicht vorhandener Nummerierungen der einzelnen Werke die meisten Nachfragen – doch ist seine Kunst ohnehin hoch renommiert in der internationalen Kunstszene. Hipp, der als einer der wenigen ausstellenden Künstler nicht selbst an diesem Abend zugegen war, zeigt derzeit im Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen eine viel beachtete Ausstellung. Eine würdige Jubiläumsausstellung also im pittoresken Speicher, die ebenso wie die laufende Werkschau von Helene Charitou in der Künstlerwerkstatt, Münchener Straße 68, noch bis Samstag, 4. Juli, nach Vereinbarung unter (01 76) 42 02 30 76, besucht werden kann.