Ingolstadt
Die Frauen kommen

Kabarett, Musik, Literatur und Theater: Heute startet der Vorverkauf für die Ingolstädter Künstlerinnentage im Oktober

31.07.2012 | Stand 03.12.2020, 1:13 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Nein, eine Statistik, die verrät, wie viele Männer und wie viele Frauen auf Ingolstädter Bühnen im Lauf des Jahres stehen, gibt es nicht. Im Oktober braucht man keine Statistik, da ist auch ohne ein Zahlenwerk klar, wer das Kulturgeschehen in der Stadt prägt. Zum 18. Mal finden die Frauenkulturtage statt. „Geballte Frauenpower“, wie Gerti Achtner, Leiterin der Gleichstellungsstelle und damit Veranstalterin und Organisatorin der Kulturreihe „Der Oktober ist eine Frau“, verspricht.

Am 1. Oktober startet das diesjährige Festival und bietet bis 29. Oktober eine abwechslungsreiche Mischung aus Kabarett, Comedy, Musik, Theater und Literatur. Insgesamt 19 Veranstaltungen werden an verschiedenen Spielorten geboten, aufgrund großer Nachfrage dieses Mal auch Doppeltermine. Zweimal treten die Weibsbilder auf. Das Duo nimmt sich vergnügt-bissig dem Thema „Unbemannt – Wir sind übrig“ an. Und zwei Auftritte sind für das Einfrauenstück „Cavewoman“ in der Eventhalle eingeplant.

Weitere Kabarettistinnen sind die Münchnerin Gabi Lodermeier, die ihr Comeback feiert, und komödiantische Fähigkeiten ohne Klamaukgefahr beweist das Duo Luna-Tic aus der Schweiz. D’Raitschwestern und da Blaimer erklären, warum wer so schwer vermittelbar ist, und die Dornrosen wissen, wie man das Leben „volle Kanne“ verbringen kann.

Musikalischer Höhepunkt ist der Auftritt der norwegischen Sängerin Silje Nergaard, die ihr neues Album „Unclouded“ vorstellt. Keine Unbekannten und immer wieder ein Erlebnis sind die Sängerin und die Musiker des Cécile Verny Quartet. Ein Geheimtipp aus der Schweiz ist die junge Musikerin Anna Aaron mit einem Mix aus Rock-Jazz und Folk noir, chorale Vielfalt bieten die sechs Sängerinnen der Gruppe Líadan, und irischen Folk gibt es mit Niamh Ni Charra und ihrer Band. Und Veronika Schnattinger, Jazzförderpreisträgerin der Stadt, gibt ihr Konzert im doppelten Rahmen, dem der Jazztage und dem der Künstlerinnentage.

Unbekannte Komponistinnen aus dem Barock stellen die in Ingolstadt geborene Sopranistin Hanna Eittinger und der Cembalist Ralf Waldner unter dem Motto „Donne Barocche“ vor. Historisch-biografisch ist die Lesung mit Hadumod Bußmann: Die Schriftstellerin hat sich mit dem aufregenden Leben von Prinzessin Therese von Bayern (1850–1925) beschäftigt.

Nachdenklicher und kritischer sind die Themen von Barbara Herold mit dem Stück „Von Hollywood nach Uganda“, das Maria Fliri auf die Bühne im Altstadttheater bringt. Es geht um Kriegsverbrechen, Filmstars und Kindersoldaten. Und mit Schönheitswahn, Schönheits- und Körperkult setzt sich die serbische Autorin Maja Pelevic in ihrem Stück „Orangenhaut“ auseinander.

Die Schauspielerin Cornelia Gutermann-Bauer tritt mit der szenischen Lesung „Kassandra“ auf, und ins Programm aufgenommen wurde die Komödie „Achterbahn“ im Altstadttheater. Ein besonderes Anliegen war Achtner, dass das Theaterstück „Heimat“, das im Rahmen der VHS-Kurse „Mama lernt Deutsch“ entstanden ist, nochmals aufgeführt werden kann: „Ich bin auch Intendant Knut Weber sehr dankbar, dass wir noch einen Termin im Kleinen Haus gefunden haben.“

Die Vielfalt ist eines der Erfolgsrezepte der langjährigen Veranstaltungsreihe, die bundesweit auf gute Resonanz und bei Künstlerinnen auf großes Interesse stößt, wie Achtner sagt. Gerne der Einladung gefolgt wäre auch die Regisseurin Margarethe von Trotta mit ihrem neuen Film „Hannah Arendt“. „Sie war von dem Festival sehr angetan, musste aber aufgrund von Terminüberschneidungen absagen“, sagt Achtner bedauernd.

Und was bedeutet der Oktober für die Organisatorin? Ist er so etwas wie ein „Quotenmonat“? Nein, das nicht, sagt Gerti Achtner. Sie bemerkt, dass sich „ganz langsam“ etwa ändert, dass junge Künstlerinnen, etwa DJanes oder Poetry-Slammerinnen, präsenter sind. Grundsätzlich würden Frauen, auch im Kulturbetrieb, jedoch häufig weniger verdienen als ihre Kollegen, kritisiert Achtner. Für sie ist der Oktober „ein Signal, ein Zeichen, was Frauen an unglaublicher Vielfalt künstlerisch auf die Bühnen bringen“. Dazu passt dann auch die Farbe des diesjährigen Programms und des Plakats, die knallgelb leuchten. Hingucker, die zum Hingehen animieren sollen.
 
Alle Infos auch unter www.deroktoberisteinefrau.de