Ingolstadt
Die fliegenden Hochleistungsrechner

Bei einer kleinen Exkursion in der Nähe des Stausees informierte Fledermausexpertin Kerstin Kellerer über das Leben der Tiere

31.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:17 Uhr

Den Körperbau einer Fledermaus erklärte Expertin Kerstin Kellerer im Donaupavillon an der Staustufe den staunenden Teilnehmern einer Exkursion im Rahmen der »European Batnight«. Danach ging es zur Beobachtung der Tiere an den Baggerseeauslauf und den Stausee - Foto: Rössle

Ingolstadt (nos) „Krt, krt“ tönt es aus dem Detektor, den Kerstin Kellerer von der Naturschutzwacht der Stadt Ingolstadt in der Hand hält. Immer wieder kommen die Geräusche aus dem kleinen Gerät, das die Frequenz der von Fledermäusen ausgestoßenen und sonst für das menschliche Ohr nicht hörbaren Laute so umwandelt, dass sie für die mit rund 100 Leuten überraschend vielen Teilnehmer der Fledermausexkursion am Samstagabend hörbar sind.

Das ermöglicht auch – und wenn es auch nur für Sekundenbruchteile ist – im letzten, bereits ganz schwachen Dämmerlicht des Abends einen Blick auf den Großen Abendsegler über den Köpfen der Gruppe. Er ist mit einer Flügelspannweite von 40 Zentimetern laut Fledermausexpertin Kellerer der größte Vertreter der in Ingolstadt anzutreffenden 17 Fledermausarten.

Bei ihrer Jagd nach Beute – allerlei Insekten – senden die fliegenden Säugetiere Schallwellen aus und über die zurückgeworfenen Echos erkennt das Tier Entfernung und Größe des möglichen Beutetiers. Laut Kellerer funktioniert die Fledermaus dabei wie ein Hochleistungsrechner mit einer unglaublich schnellen Reaktion, da in Hundertstelsekunden neue Berechnungen angestellt werden.

Wenige Minuten später – inzwischen in vollkommener Dunkelheit – erleben die Exkursionsteilnehmer dann beim Baggerseeauslauf die Mückenfledermaus bei der Jagd. Während der Abendsegler freies Gelände brauche, so Kellerer, fliege die Mückenfledermaus bevorzugt nahe der Baumwipfel, besonders wenn – wie an diesem Abend – dort die Insekten vom Lichtkegel einer Taschenlampe angezogen werden.

„Da geht es ja ganz schön zu“, ist eine Stimme aus der Dunkelheit zu hören. Und der Blick nach oben unter die Baumkrone bestätigt, dass die Fledermäuse dort fleißig jagen. „Ich hab’ eine Mücke mit meinem Licht angelockt – und zack, kam die Fledermaus“, freut sich ein Bub über deren Jagderfolg.

Zuvor war die Meinung unter den Kleinen aber nicht ganz so eindeutig. Während ein Bub etwas ängstlich das Wort „Vampir“ in den Mund nahm, wünschte sich ein anderer „eine Fledermaus als Haustier“.

Vor der nächtlichen Wanderung zeigte Kellerer im Donaupavillon an der Staustufe verschiedene Arten von Fledermäusen. Dabei wurde auch offenbar, dass der Mensch durchaus Laute, die Fledermäuse von sich geben, hören kann. Allerdings nur solche abseits der Jagd und zur Verständigung untereinander. Eine Kleine Bartfledermaus, die „schimpfte wie ein Rohrspatz“, lieferte den besten Beweis dafür: Sie hörte sich an wie ein zwitschernder Vogel.

Die Exkursion fand im Übrigen im Rahmen der „European Batnight“ statt, die in mittlerweile über 30 europäischen Ländern immer am letzten Augustwochenende durchgeführt wird. Damit soll Kellerer zufolge die „Tierart, die im Verborgenen lebt“, stärker ins Bewusstsein gerufen werden, auch und gerade weil die Zahl der Fledermäuse in den 70er und 80er Jahren dramatisch zurückgegangen sei.