Pfaffenhofen
"Die Fläche muss runter"

Experten erläutern jungen Landwirten Chancen und Risiken des Hopfenbaus

11.03.2012 | Stand 03.12.2020, 1:44 Uhr

Pfaffenhofen (PK) „Überversorgung“, „Struktur- und Klimawandel“, „hohe Qualitätsanforderungen“: Ehrliche Worte über die Risiken, aber auch Chancen des Hopfenanbaus haben jetzt knapp 20 junge Landwirte aus dem Landkreis zu hören bekommen.

Die Schüler der Dr.-Eisenmann-Landwirtschaftsschule in Pfaffenhofen waren bei einer Besichtigung des Hopfenverarbeitungswerks in St. Johann in der Nähe von Kelheim dabei.

In Begleitung von Schulleiter Josef Konrad hatten die jungen Landwirtschaftsschüler mit Schwerpunkt Hopfenbau aus dem ersten und dritten Semester die Chance wahrgenommen, eine Führung durch das Hopfenveredlungswerk in St. Johann zu erleben und so einen Einblick in die Verarbeitung ihres Rohstoffes zu bekommen. Anschließend folgte ein Treffen mit dem HVG-Vorsitzenden Dr. Johann Pichlmaier, Heinz-Jürgen Cooberg von Hopsteiner in Mainburg und dem Präsidenten des Hopenpflanzerverbandes Hallertau Josef Wittmann, die den jungen Landwirten ihre Sicht auf die Perspektiven für den Hopfenanbau erläuterten.

Positiv blickte Johann Pichlmaier, Chef der Hopfenverwertungsgesellschaft (HVG), in die Zukunft. „Die Hallertauer Hopfenpflanzer sind sicher nicht die besten der Welt, aber sie sind sehr gut aufgestellt, woraus sich Chancen ergeben“, betonte er mit der Aufforderung, den technischen Forstschritt in der Region umzusetzen und hohe Qualität zu produzieren, um im Wettbewerb bestehen zu können. Risiken sah er neben der Konkurrenz zu anderen Feldfrüchten im Klimawandel mit Sturm, Hagel und Dürre, dem man „mit Züchtung, Bewässerung und Versicherung“ begegnen sollte.

Den Jungunternehmern empfahl er, sich ständig weiterzubilden und offen zu sein für Veränderungen sowie sich ein gewisses Netzwerk sowohl im Bereich Produktion als auch Vermarktung zu schaffen. „Versuchen Sie, nicht nur die Hopfenbrille aufzusetzen und informieren Sie sich auch im Ausland“, lautete sein Rat.

„Wir sind momentan in einer Zeit der Überversorgung und es liegen schwierige Jahre vor uns“, fasste Heinz-Jürgen Cooberg die Situation auf dem Hopfenmarkt zusammen und prophezeite, dass die Kontraktquote sinken wird. „Die Fläche muss runter“, so der Steiner-Geschäftsführer, der als Stärken der Hallertau Forschung und Entwicklung, Pflanzer, die ihr Handwerk verstehen, und Vermarkter mit angeschlossenen Verarbeitungswerken nannte. „An Deutschland kommt keine Brauerei vorbei, hier werden sämtliche nachgefragte Produkte hergestellt“, meinte er. Gleichzeitig gab er zu bedenken, dass eine Abhängigkeit zur Brauindustrie besteht. „Das bedeutet, wir müssen deren Wünsche erfüllen“, erklärte Cooberg, der insgesamt nach einer Durststrecke von einer positiven Zukunft ausging. „Die Jugend ist unsere Zukunft“, so Pflanzerpräsident Josef Wittmann, der sich über den Austausch mit den jungen Leuten freute. Zu künftigen Herausforderungen zählte er Energiekosten für Trocknung und Diesel, Klimaschutz im Hinblick auf Erosion und Pflanzenschutz sowie Absicherung der Betriebe gegen Hagel und Trockenheit. „Setzen Sie nicht alles auf eine Karte, sondern stellen Sie ihre Betriebe vielseitig auf dem Gebiet Aroma- und Bitterhopfen auf“, lautete die Empfehlung des Präsidenten, der damit rechnete, dass sich der Strukturwandel fortsetzt: „Irgendwann werden vermutlich nur rund 200 Pflanzer 70 Prozent der Hopfenmenge erzeugen“.