Ingolstadt
Die Fernwirkung des Münsters

Ausschuss billigt einstimmig das Hochhauskonzept der Stadtplanung und ein Neubaugebiet in Unsernherrn

03.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:52 Uhr

Ingolstadt (DK) Die Ingolstädter brauchen mehr Wohnungen. Diese schlichte Wahrheit bestimmte gestern zwei Hauptthemen im Stadtentwicklungsausschuss, die auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu tun haben: das Hochhauskonzept des Stadtplanungsamtes und ein Neubaugebiet im Norden des Stadtteils Unsernherrn.

Dass die städtischen Planer den Weg für mehr Hochhäuser in Ingolstadt ebnen wollen, ist unbestritten und wird geschlossen vom Stadtrat unterstützt. In Hochhäusern - baurechtlich höher als 22 Meter - kann auf relativ kleiner Grundstücksfläche viel Wohnraum geschaffen werden. Da sie aber das Stadtbild prägen, ist eine gewisse städtebauliche Steuerung notwendig. Diesen Rahmen will das Referat von Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle vorgeben. "In der Fernwirkung ist das Münster immer noch einmalig", schickte die Referentin voraus und nannte es eine "gesellschaftspolitische Entscheidung", welche Rolle dieser Sakralbau im Stadtbild auch in Zukunft spielen soll.

Folglich lautet einer der fünf Leitsätze im Konzept der Planer: "Das Münster mit der städtebaulich relevanten Höhe von 423 Meter über Normalnull ist die bauliche Obergrenze für Hochhäuser in der Kernstadt." Als möglicher Standort für rund 50 Meter hohe Häuser soll die "Entwicklungsachse entlang der Bahnlinie" festgelegt werden.

Eine schraffierte Zone, die dafür infrage kommt und Teil des Konzepts ist, sei aber nicht als "parzellenscharf" zu verstehen, sagte Preßlein-Lehle. "Das ist keine Festlegung, dass jedes Grundstück dafür geeignet ist. Eine standortspezifische Prüfung wird unerlässlich sein."

Trabantenstädte könnten nicht das Ziel sein, so die Vorgabe der Stadtbaurätin. "Wir wollen keine Hochhaussiedlungen." Das eigentliche Stadtgeschehen spiele sich "im niedrigen Bereich ab". Laut Konzept sind die Altstadt und das Glacis "von Hochhäusern freizuhalten". Das Wort "grundsätzlich" wurde auf Anregung von Manfred Schuhmann (SPD) aus dem Satz gestrichen. Während in der Kernstadt weitere Gebäude mit Höhen zwischen 30 und 35 Metern "ergänzt" werden können, sollen im industriell geprägten Osten der Stadt, also jenseits der Autobahn, auch Höhen über 50 Meter erlaubt sein und "positive Akzente im Stadtfernbild setzen". All dies war im Ausschuss konsensfähig, nur nicht der Zusatzantrag von Christoph Lauer (Grüne). Der forderte als weitere Kriterien für künftige Hochhäuser "Energieeinsparungen und ressourcenschonende Bauweise" aufzunehmen. Doch da kam sofort Gegenwind aus der Koalition. "Wir verteuern zukünftiges Bauen wesentlich", warnte Joachim Genosko (CSU) vor Öko-Auflagen. "Irgendjemand muss es am Schluss bezahlen", lehnte OB Christian Lösel eine "kommunale Überregulierung" ab. Und für Peter Springl (FW), beruflich als Ingenieur mit Haustechnik und Brandschutz befasst, kommen grüne Hochhausfassaden aus Sicherheitsgründen überhaupt nicht infrage. Kommentar Preßlein-Lehles: "Wenn der Brandschutz unsere Welt gestaltet . . ."

Weitaus weniger Diskussionsstoff lieferte das Neubaugebiet, das in Unsernherrn zwischen Vorwerk-, Kormoran- und Kleiberstraße ausgewiesen werden soll. Die Stadträte genehmigten einstimmig den Start des Verfahrens, die Detailplanung wird jetzt erst erarbeitet. Das Areal ist etwa fünf Hektar groß und auf drei Seiten schon von Wohnbebauung umgeben. Hier werde es, ergänzte SPD-Sprecher Schuhmann, "keine Grundsatzdiskussion über den Grünring" geben. Der Unsernherrner CSU-Stadtrat Franz Wöhrl machte schon in diesem Stadium auf den drohenden Baustellenverkehr aufmerksam. Die Stadtbaurätin versprach, die Bebauung "verträglich abzuwickeln" und die Anwohner "nicht unnötig zu belasten".

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