Ingolstadt
Die Feier der echten Schanzer

Volles Haus beim traditionellen Radifest der Moosgmoa

27.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:25 Uhr

Die Blumen- und Gemüsetombola ist seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil des Radifestes. Für wenig Einsatz winken schöne Gewinne. - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Es gibt viele Gründe, aufs Radifest zu gehen. Die Tombola ist einer davon. Doch handelt es sich um keine gewöhnliche Verlosung, wie die zahlreichen Gäste allesamt wissen, die sich an diesem Sonntag nach der Feldmesse um 9 Uhr beim Mooshäusl eingefunden haben.

Für einen Einsatz von 70 Cent (wer gleich mehr kauft, bekommt sie günstiger) gewinnt man mit etwas Glück Blumen, Kartoffeln, Radi, Gemüse, Kraut oder Salat – alles aus Ingolstadt. Dementsprechend lang ist auch die Schlange, die sich gestern am späten Vormittag am Wagen mit den Gewinnen eingefunden hat. „Freilich könnt ich mir meine Kartoffeln auch beim Supermarkt holen“, sagt eine Besucherin, die zwei Gewinnlose und eine Niete gezogen hat. „Aber hier heraußen schmeckt’s einfach besser.“ Die Dame vor ihr hat ganz andere Sorgen. „Wie bring ich das jetzt heim“, fragt sie, darf sie doch gleich einen ganzen Tomatenstock ihr eigen nennen. Sie ist mit dem Fahrrad gekommen. „Am besten alles gleich essen“, rufen ihr die Mitglieder der Moosgmoa zu, die das Radifest organisieren.

Einige dutzend Aktive des rund 90 Mitglieder zählenden Vereins sind es, die jedes Jahr vor und während des Festes tatkräftig mithelfen. Und auch der Nachwuchs ist eifrig mit dabei. Bei Andreas Braun liegt das sozusagen in der Familie, sein Vater ist im Vorstand der Moosgmoa. Andreas hat eine der verantwortungsvollsten Aufgaben. Zwischen dem Tombolawagen mit den Blumen und dem Gemüse und der Blasmusik ist der Radiverkauf der Moosgmoa, wo unter anderem Hans Hagn die Stellung hält und jeden fragt, ob’s so recht ist und wie viel Salz man denn will. Andreas Braun bedient die umgebaute Bohrmaschine mit der langen Bohrstange auf dem Gestell, mit der der Radi geschnitten wird. „Das mach’ ich schon jahrelang“, erzählt er. Aber heuer ist es das letzte Mal, denn er geht zum Arbeiten in eine andere Stadt, und dann muss ein anderer diese wichtige Aufgabe wahrnehmen.

Wer auch immer sein Nachfolger wird – vermutlich wird er es auch wieder jahrelang machen. Denn Tradition wird groß geschrieben bei dem 1895 gegründeten Verein, der 1921 das erste Radifest veranstaltet hat. „Wir sind ein Traditionsfest. Wir bringen nicht jedes Jahr was Neues“, betont denn auch Felix Braun. „Das Angebot passt für eine bestimmte Gruppe Ingolstädter offenbar. Sonst würden die Leute ja nicht kommen“, sagt er mit bestechender Logik. Bereits am Sonntagvormittag sind auf der Wiese beim Mooshäusl nur noch wenige freie Plätze zu finden. Das bewährte Konzept geht auch heuer wieder auf, nur das Wetter spielt am Nachmittag nicht mehr mit. Der Moosgmoa sind deswegen auch etliche Radi übrig geblieben. Wer will, kann sich heute ab 8 Uhr welche abholen, die Moosgmoa verkauft sie zum Selbstkostenpreis. Bekannte Politiker und ganz normale Sterbliche, Jung und Alt, etliche in Tracht und viele mit dem Moosgmoa-Button – es gibt wohl kaum ein anderes Fest, wo Ingolstadt so echt, so ursprünglich geblieben ist wie beim Radifest, getreu dem Motto der Moosgmoa: „Es bleibt alles beim Alten.“

Das wünschen sich auch die Besucher, von denen viele in der Wochenendausgabe des DK gelesen haben, dass die Mooshäusl-Wirtsleute Lögl nach vielen Jahren aufhören: „Hoffentlich bleiben das Mooshäusl und das Radifest auch beim neuen Wirt so, wie es die ganzen Jahre war“, sagt eine Besucherin.