Rennertshofen
Die Faschingsmacher

04.01.2010 | Stand 03.12.2020, 4:22 Uhr

Und sie passen immer noch: Fidelitas-Präsidentin Ulrike Polleichtner und ihr Mann Stefan posieren in den Kleidern, mit denen sie 1986 als erstes Fidelitas-Prinzenpaar durch die Saison tanzten. In diesem Jahr wird die Faschingsgesellschaft 25 Jahre alt. - Foto: Stengel

Rennertshofen (pes) Sie tanzten als erstes Prinzenpaar in die inzwischen 25-jährige Geschichte der Fidelitas 85 und schwingen noch heute das Szepter – allerdings hinter den Kulissen: Ulrike und Stefan Polleichtner, für die "der Fasching zu unserem Leben gehört".

Wenn die Faschingsgesellschaft heute Abend vor zirka 380 Ballbesuchern in der Schulaula ihre Tollitäten krönt und das neue Showprogramm Premiere hat, werden sich in der Saaldekoration viele Reminiszenzen an das Jubiläum und die Fidelitas-Geschichte finden, verrät Ulrike Polleichtner, die seit 1999 das Amt der Präsidentin innehat. Ehemann Stefan sitzt im Vorstand als Beisitzer – eine Betätigung, die den Jahresablauf und auch die Urlaubsplanung des Ehepaares bestimmt. Und nach dem Fasching ist vor dem Fasching: An jedem Aschermittwoch beginnt wieder das Wälzen der Schnittmusterkataloge für die Roben des nächsten Prinzenpaares, starten wieder personelle Planungen.

Lange gebraucht hätten sie damals nicht, meint die 45-Jährige, als sie gefragt worden seien, ob sie nicht als Prinzenpaar antreten wollten. "Wir haben uns gesagt, wenn wir den Anfang machen, dann gibt es wenigstens keinen Vergleich", lacht die Justiz-Fachwirtin. Mit so gut wie nix habe man seinerzeit begonnen. Kein geringerer als der Prinz selbst habe ihr türkisgrünes Kleid genäht. Und weil die Burgfunken-Prinzessin just die gleiche Robe nur in einer anderen Farbe trug, arbeitete ihr Ehemann sogar noch ihr Brautkleid zur ballsaaltauglichen Garderobe um. Stefan Polleichtner (46), der bei Audi in der Technischen Entwicklung arbeitet, ist nämlich gelernter Schneider. Und noch heute sind seine Fähigkeiten mit Nadel und Faden gefragt. "Wir sind einfach ein Superteam im Verein", hebt seine Frau das große Engagement der Fidelitasmitlieder für den Stoff, aus dem Faschingsträume sind, allein schon am Beispiel von Anita Eibl hervor: Die habe für die heute offiziell beginnende Jubiläumssession 25 Gardekostüme genäht.

Der Mitgliederstand kletterte von gut 50 im Gründungsjahr auf inzwischen knapp 250, "und Nachwuchsmangel gibt es nicht". Manchmal habe man sogar die Qual der Wahl, welche Tollitäten durch die fünfte Jahreszeit tanzen dürfen. Neben dem Krönungsball zieht die Fidelitas auch einen Hausball auf, inszeniert die viel gefragten Prunksitzungen und mischt unter der Regie des Organisationskomitees Rennertshofener Faschingsumzug (ORF) auch beim bunten Gaudiwurm mit.

"Wenn alles klappt und alle ihren Spaß haben, ist das für uns die schönste Anerkennung", findet das Paar, das in den vielen Jahren kein bisschen faschingsmüde geworden ist. Kein bisschen, seitdem sie 1986, ein Jahr nach ihrer Hochzeit, zum Walzer "Es muss ein Stück vom Himmel sein" als Prinzenpaar übers Parkett schwebten.

Ein wenig schwieriger geworden sei das Faschingsmachen im Vergleich zu damals. Zum einen die bürokratischen Auflagen, die immer schärfer würden, zum anderen die Finanzen, die genau kalkuliert werden müssten. Und auch angesichts der Buchungen, die rückläufig seien. Bei einem Vereins-Jahresbeitrag von zwölf Euro "sind wir zur Aufbesserung unserer Kasse auch auf Werbeveranstaltungen angewiesen", sagt die Präsidentin.

Wenn sie und ihr Mann das Jubiläumsjahr hinter sich haben – geplant sind ein Gardetreffen Ende Februar und am 13. Mai, dem 25. Jahrestag der Vereinsgründung, eine Feierstunde mit Ausstellung – spielt die Präsidentin mit dem Gedanken, bei den nächsten Wahlen im Jahr 2011 an der Fidelitasspitze Platz zu machen für die jüngere Generation. Doch auch danach wollen sie der Faschingsgesellschaft treu bleiben, wenn auch vielleicht nicht mehr an vorderster Front. Ansonsten würde im Hause Polleichtner einfach etwas fehlen: Und zwar weit mehr als die Pailletten, die dort seit 25 Jahren in allen Ecken zum Vorschein kommen . . .