Schrobenhausen
Die Fans müssen Wolfgang Ambros viel verzeihen

Texthänger, falsche Einsätze, schräge Töne: Der Liedermacher ist bei seinem Konzert in Schrobenhausen angetrunken

19.03.2012 | Stand 03.12.2020, 1:42 Uhr

Wolfgang Ambros trägt in Schrobenhausen seine bekanntesten Songs vor.

Schrobenhausen (DK) Wolfgang Ambros ist einer der großen deutschsprachigen Liedermacher. Rund um seinen 60. Geburtstag gab er mehrere Konzerte, eines davon in Schrobenhausen. Um es vorwegzunehmen: Eines seiner besten war es nicht.

Fünf Millionen verkaufte Tonträger, über zwei Dutzend Studioalben, unzählige Liveauftritte, Hits, die auch nach vielen Jahren jeder mitsingen kann – eine beachtliche Bilanz aus über vier Jahrzehnten Bühnenpräsenz.

Ambros sieht dies als Anlass, um ausgiebig zu feiern. Dass er das schon vor seinem Auftritt ordentlich getan haben muss, ist nicht zu übersehen und schon gar nicht zu überhören.

„Jetzt bin i scho sechzge – nach wie vor gelingt’s ma net, dass i mi verstoi“, singt er. Wahre Worte. Doch eingefleischte Fans lieben ihn für seine Geradlinigkeit. Gut 400 Besucher sind nach Schrobenhausen gekommen. Doch an diesem Abend müssen ihm seine Fans einiges verzeihen. Texthänger – und davon nicht zu wenig, verpatzte Einsätze, selbst in der Tonart vergreift er sich. Sogar bei Klassikern wie dem „Zentralfriedhof“ verspielt er sich. „Fang ma nomoi o.“ Gesagt, getan.

Die Band, die Nr. 1 vom Wienerwald, ist es, die dafür sorgt, dass die Aussetzer nicht zu sehr auffallen. Vor allem Keyboarder Günter Dzikowski macht einen tollen Job, singt jeden Song mit, spielt nicht nur sein Instrument, sondern auch das Akkordeon mit vollem Einsatz und fungiert – und das ist nicht gelogen – als Ambros’ Souffleur.

Und Dzikowski hat richtig Spaß auf der Bühne. Das Publikum weiß das zu schätzen und bedankt sich mit großem Beifall nach seinen Soli. Er, Gitarrist Peter Koller, Bassist Erich Buchebner, Drummer Harry Stampfer und die sympathischen Backgroundgirls Ursula Gerstbach und Sandra Kren sorgen für einen tollen Sound.

Wolfgang Ambros hat seine „second greatest hits“ und „Schaffnerlos“, jenen Song, den sich im Vorfeld so viele seiner Fans für das Programm gewünscht hatten, im Gepäck.

Auch ein Lied aus den 80er Jahren, „Du bist ein Polizist“, steht auf der Wunschliste ganz oben, was dem Künstler selbst jedoch ein Rätsel ist. Doch eines muss man ihm trotz diverser Fehltritte an diesem Abend lassen – seine Melodien beherrscht er aus dem Effeff.

Je später der Abend, umso bekannter die Songs. Gegen Ende ein „Angedenken an unseren verstorbenen Freund“, Georg Danzers „Weiße Pferde“. Für die großen Hits wie „Zwickt’s mi“, die „Blume aus dem Gemeindebau“ und natürlich „Schifoan“ müssen sich die Fans allerdings bis zur Zugabe gedulden. Dafür bebt jetzt der Saal. Auch eine Cover-Version eines „gewissen Tom Waits, dessen ich mich völlig verrückterweise angenommen hab’“, hat er im Programm. Ein Song über einen Mann, der alles hinter sich lässt und einfach davonsegelt. „Nach mir die Sintflut.“ So weit wird es hoffentlich nicht kommen. Wenn die diversen Feierlichkeiten erst einmal Geschichte sind, dann freuen wir uns auf einen Wolfgang Ambros in alter Frische.

Ein anderer Song auf dem Waits-Cover-Album heißt „Verliab di net“ – schon zu spät, die Fans lieben ihren Ambros wie er leibt und lebt, auch dann, wenn mal nicht alles ganz rund läuft. Richtige Fans eben. „A Mensch möcht i bleib’n“ singt er auf seinem 2009er Album – das hat er an diesem Abend bewiesen. Und das ist schließlich tausendmal mehr wert, als permanent perfekte Leistung abzuliefern.