Eichstätt
Die Euphorie ist verflogen

Franz Alt plädiert für Energiewende von unten – Hochkarätige Referenten beim zweiten Energietag in Eichstätt

03.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:28 Uhr

Eichstätt (zba) „Was ist bloß los mit den erneuerbaren Energien“, fragte Peter Haas, der zusammen mit Wolfgang Lichtenegger den zweiten Energietag in Eichstätt veranstaltet hat. Im Vergleich zum ersten Energietag im Jahr 2013 habe nach den Worten von Haas die Euphorie nachgelassen.

Die Politik habe den rasanten Ausbau der erneuerbaren Energie (EE) verlangsamt beziehungsweise gestoppt. Statt den Weg frei zu machen, würden Stolpersteine in den Weg gelegt.

Kommunale Entscheidungs- und Mandatsträger trafen sich, um von politischen Protagonisten und Fachleuten zu erfahren, wie es um die erneuerbaren Energien steht. Den Anfang machte der Journalist und Fachautor Franz Alt (Foto). Er stellte die Sinnfrage „Sind wir Gewinner der Energiewende“ Alt zeigte sich überzeugt, dass an der Energiewende kein Weg vorbeiführe. Öl koste teures Geld, während man von der Sonne keinen Energiemangel zu befürchten habe. Das ökologisch unvernünftige Handeln sei ein Anschlag auf die jetzige und zukünftige Generation. Alt ist überzeugt, dass die für das Überleben der Menschheit notwendige Energiewende nur von unten, aus der Gesellschaft kommen könne: „Entweder kriegen wir sie von unten oder gar nicht.“

Nächster Redner war Günter Beermann, der Vorsitzende des Landesverband Bayern im Bundesverband WindEnergie (BWE). Für ihn war Bayern auf gutem Weg, die Ziele des Energiekonzepts zu erreichen. Durch die 10H-Regelung sei die Energiewende faktisch beendet und die Ziele könnten nicht mehr erreicht werden. Denn in Bayern blieben nur 0,05 Prozent an Flächen übrig, eine rein theoretische Zahl. Die Bürger seien ausgetrickst worden.

Hubert Aiwanger erläuterte die Energieproblematik aus der Sicht der Freien Wähler. Der Politiker forderte eine intelligente, politisch realisierbare Lösung in Kooperation mit allen Akteuren. Aiwanger: „Wir kämpfen für eine dezentrale Bürgerenergiewende und versuchen einen gesellschaftlichen Konsens hinzukriegen.“

Den Blick eines Netzbetreibers vermittelte Peter Barth, der Leiter Netzentwicklung der Amprion GmbH. Er nannte die Versorgungssicherheit in Bayern nach der Abschaltung der Kernkraftwerke eine ernsthafte Herausforderung für die Zukunft. Ein Netzausbau, dies habe man in der Vergangenheit gelernt, könne nur im Dialog gelingen. Laut Barths schafft der Netzausbau den Ausgleich zwischen den Energieerzeugern und den Zentren des Energieverbrauchs. Als Möglichkeiten des Netzausbaus nannte er die Nutzung von bestehenden Trassen, Ausbau entlang des Schienennetzes und Verkabelungen.

Ministerialdirigentin Ulrike Wolf, Leiterin der Abteilung Energiepolitik, Energieinfrastruktur im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, referierte über Konzeption, Ablauf und Ergebnisse des Energiedialogs. Erkenntnisse seien gewesen, dass die Energieversorgung in Bayern „sicher, bezahlbar und sauber sein müsse, möglichst wenig Netzausbau und so viel wie nötig, um die Versorgungssicherheit zu erhalten.

Mathias Kiefer, Sprecher der Umweltbeauftragten der bayerischen Diözesen, nannte die Energiewende aus Klimaschutz- und Gerechtigkeitsgründen „ethisch“ geboten. Für den Atomausstieg und die dezentrale Bürgerenergiewende machte sich Richard Mergner vom Bund Naturschutz stark. Er sehe darin eine große Chance für Mensch und Natur. Sie müssten vor falschen politischen und Weichenstellungen und Gewinninteressen der alten Energiewelt gerettet werden.