Gunzenhausen
Die Erwartungen übertroffen

Qualitätstrocknung Nordfranken erlebt erfolgreiches erstes Jahr Bundesweit größte Genossenschaft ihrer Art

28.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:01 Uhr

Mehr Finanzkraft dank der Fusion: Vier neue Mahl- und Mischanlagen hat die Qualitätstrocknung Nordbayern in ihrem ersten Jahr angeschafft. Vor einem der neuen Gefährte blicken Vorsitzender Christian Scheuerlein (Mitte), Stellvertreter Thomas Gutmann (links) und Simon Burkhard als Bereichsleiter für die Unternehmenssteuerung zuversichtlich ins neue Jahr. - Foto: Leykamm

Gunzenhausen (HK) Eine Fusion kostet automatisch Arbeitsplätze? Von wegen! Die Qualitätstrocknung Nordfranken, die vor gut einem Jahr aus fünf Vorgängergenossenschaften entstand, sucht händeringend nach Mitarbeitern. Denn die Kennzahlen zeigen nach oben, neue Zukunftsperspektiven ergeben sich.

Das erste Jahresfazit fällt gut aus.

"Unsere Erwartungen wurden übertroffen", sagen der Vorsitzende der Qualitätstrocknung Nordfranken, Christian Scheuerlein, und sein Stellvertreter Thomas Gutmann bei einem Pressegespräch in Gunzenhausen - einem der fünf Standorte des Unternehmens. Ellingen, Röckers-bühl, Windsbach und Wechingen heißen die anderen - alle fünf einst selbstständigen Trockungen beweisen nun gemeinsam ihre Schlagkraft.

Nimmt man die letzten Betriebsjahre der fünf einst eigenständigen Trocknungen zum Vergleich, stieg die getrocknete Menge der Qualitätstrocknung Nordfranken im ersten Geschäftsjahr um fast zehn Prozent auf 44 000 Tonnen. Allerdings "hat das auch am Wetter gelegen", wie der Vorsitzende Scheuerlein einräumt.

Als sehr segensreich für das neue Unternehmen habe sich die Verschlankung in der Logistik erwiesen. Denn nicht in allen fünf Orten wird auch das Gleiche produziert. "Jetzt geht vieles schneller und effizienter", sagt Simon Burkhard, der sich als Bereichsleiter um die Unternehmenssteuerung kümmert. Die Buchhaltungen wurden zusammengeführt, nur in der Umstellungsphase gab es leichte Verzögerungen.

Personell aufgestockt wird im Gegenzug der Bereich Vermarktung. "Das Marketing machen wir jetzt selbst - früher haben wir uns das gar nicht leisten können", sagt Scheuerlein. Insgesamt ist der Personalstamm dezent angewachsen auf jetzt 130, 20 weitere Mitarbeiter hofft das Unternehmen bald gewinnen zu können.

Auch baulich zeigt die Fusion ihre Folgen: In Röckersbühl ist ein eigener Verkaufsraum entstanden, das Büro in Windsbach wurde ausgebaut. Und es ist jetzt auch die Finanzkraft für neue Investitionen in Form einer neuen Hackschnitzelheizung oder von vier neuen Mahl- und Mischanlagen da. In Gunzenhausen will man dem "chronischen Strommangel" mit einem Gasblockheizkraftwerk begegnen, dessen Abwärme natürlich fürs Trocknen genutzt werden soll. Gemeinsam mit den Stadtwerken habe man hier "eine galante Lösung" gefunden, sagt Scheuerlein.

Auch bei den Finanzierungen könne man gegenüber den Banken nun selbstbewusster auftreten. Immerhin liegen die Umsatzerlöse im mittleren zweistelligen Millionenbereich. "Auch die Politik schaut auf uns", sagt Scheuerlein, ebenso wie der Genossenschaftsverband Bayern, der bislang noch nie eine Fusion von fünf Firmen begleitet hat.

Die Mitglieder der einstigen Hilpoltsteiner Trocknung, die den Betrieb aufgegeben hat, haben mit der Qualitätstrocknung Nordfranken einen neuen Partner gefunden. Trotzdem gibt es dort noch Potenzial in der Produktion: "Wir haben noch keine 100 Prozent Auslastung", so Scheuerlein.

Die über 4000 Genossenschaftsmitglieder können also gespannt sein auf die weitere Entwicklung des Unternehmens, dessen Einzugsgebiet im Norden in den Steigerwald hineinragt, im Osten über Neumarkt hinaus, im Süden fast bis nach Dillingen und im Westen bis kurz vor das Autobahnkreuz Weinsberg bei Heilbronn in Baden-Württemberg.