Geisenfeld
"Die ersten Schuhsohlen sind schon durch"

Vor allem die hohe Disziplin seiner Schäffler hat es ihm angetan: Tanzleiter Josef Hartl hat keine Klagen - mal abgesehen vom Wetter

15.02.2019 | Stand 02.12.2020, 14:38 Uhr
Tanzleiter Josef Hartl ist seit 1977 ein Schäffler. −Foto: privat

Geisenfeld (pat) Recht viel positiver könnte ein Zwischenfazit kaum ausfallen: Tanzleiter Josef Hartl ist hochzufrieden mit der Schäfflergruppe des TV Geisenfeld.

Angesichts von über 120 aufgeführten Tänzen hat die Truppe am vergangenen Wochenende die Halbzeit der noch bis Rosenmontag laufenden Saison erreicht. "Dabei war das Wetter überwiegend schlecht", sagt Hartl - und kommt gleich zum einzigen Haar, das er in der Schäffler-Suppe dieser Saison finden kann. "Es waren höchstens zwei oder drei angenehme Tanztage dabei", meint er. "Ansonsten hat es viel geregnet - und manchmal auch gleich noch viel mehr geschneit. "

Vor diesem Hintergrund empfindet er es fast schon als ungewöhnlich, dass noch kein einziger seiner 20 Tänzer passen musste. Vier Dübler kommen hinzu, die auch als Ersatztänzer fungieren. "Freilich war mal einer erkältet", erzählt er. "Aber bis jetzt waren immer alle da. " Dabei schlaucht so eine Saison gehörig. Etwa 13 bis 14 Minuten dauert jeder Tanz. Und an jedem Tanztag wurde die bis ins Kleinste einstudierte Aufführung bis zu 17 Mal gezeigt. "Die Performance ist unübertroffen", lobt Hartl seine Burschen, von denen nur ein Einziger vor sieben Jahren auch schon dabei gewesen ist. "Das ist der Max Amort, einer unserer Dübler", sagt er. Alle anderen Junggesellen, die eigentlich noch mal ran hätten dürfen, verzichteten freiwillig. "Das sollen auch mal andere miterleben dürfen", nennt Hartl deren Erklärung gleich selbst. Ungewöhnlich sei das nicht. "Wir haben immer nur zwei oder drei, die schon mal dabei waren. Dieser Wechsel ist normal. " Das viele Tanzen schlaucht durchaus, räumt Hartl ein. "Es geht an die Substanz. " Trotzdem gibt es keinen, der jammert. "Alle genießen den Zusammenhalt in der Gruppe. Das Schäfflern ist einfach was Besonderes. "

Angefangen hat alles im frühen Herbst. Vom Volksfest weg bis zum letzten Samstag des vergangenen Jahres haben die Schäffler insgesamt 26 Mal geprobt. Daran schlossen sich unmittelbar die ersten Auftrittswochenenden an. Dabei geht die Gruppe auch auf kurzfristige Termin-Sonderwünsche ein. "Wir wollen unseren Tanzwerbern schließlich entgegenkommen, wo das nur möglich ist", fügt der Tanzleiter an. Der Verschleiß bleibt trotzdem nicht aus. Und er ist nicht nur psychisch in den Köpfen der Burschen zu spüren, sondern auch ganz real. "Die ersten Schuhsohlen sind schon durchgetanzt", berichtet Hartl schmunzelnd. Die ersten Paare waren schon beim Schuster. "Aber daran soll's nicht scheitern. "

Vorbei ist es noch lange nicht. Der Fasching ist dieses Jahr ausgesprochen lang. Bis in den nächsten Monat hinein zieht sich die närrische Zeit noch hin. Rosenmontag ist erst am 4. März. "Wenn es bis in den März geht, wird es für viele schon sehr lang und kräftezehrend", meint Hartl. Schließlich würden seine Schäffler alle arbeiten oder zumindest studieren. "Einige hatten wichtige Prüfungen. Aber jetzt sind es noch drei Wochenenden - da ist schon langsam Land in Sicht. "

Hartl kennt diese Abläufe bestens. Seit 1977 ist er bei den Geisenfelder Schäfflern mit dabei. Anfangs als 15-jähriger Kronenträger, danach zweimal als Tänzer. 1998 hat er eine Verschnaufpause eingelegt und sich nur als Fahrdienst zur Verfügung gestellt. Danach griff der heute 56-Jährige wieder richtig an: 2005 als Arrangeur und seit 2012 als Tanzleiter. "Ein bisschen Erfahrung tut der Gruppe schon auch gut", meint er. Und damit es auch wirklich ordentlich läuft, hat er heuer erstmals "zehn Gebote" aufgestellt. Dabei handelt es sich um eine Art Verhaltenskodex, der sich um Themen wie Alkoholkonsum und Disziplin dreht. "Die Burschen befolgen diese Regeln voll und ganz. Und so macht es richtig viel Spaß. "

Die Neuregelung sei eine guter Einfall gewesen, findet Hartl. "Bei uns sind ja dann doch alle zwischen 20 und 25 Jahren. Keiner ist 30. Da braucht es schon noch Regeln. " Die harte Disziplin früherer Jahrzehnte, in denen teilweise ein sehr schroffer Umgangston geherrscht habe, gebe es heute nicht mehr. "Aber die Jungen hören trotzdem besser als früher. "

Ein absoluter Höhepunkt war übrigens der 2222. Tanz seit Bestehen der Geisenfelder Schäffler am vergangenen Wochenende in Rottenegg. Jetzt geht es an den Endspurt. Erst in die Ortsteile. Dann am Faschingswochenende in die Innenstadt. "Der Fackelzug am Rosenmontag wird etwas ganz Besonderes", versichert Hartl. "Und danach ist es auch wieder gut. Dann ruhen die Bögen wieder für sieben Jahre. "