Pfaffenhofen
"Die ersten 100 Tage will ich zuhören"

George Spanos tritt die Stelle des evangelischen Stadtpfarrers an - zieht jetzt aber erst einmal um

01.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:34 Uhr
Mehr hemdsärmliger Heimwerker als Seelsorger: Der neue evangelische Pfarrer George Spanos ist derzeit mit dem Umzug nach Pfaffenhofen beschäftigt und baut im Pfarrhaus schon die ersten Möbel auf. −Foto: Kraus

Pfaffenhofen (PK) George Spanos übernimmt diesen Monat die erste Pfarrstelle in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Pfaffenhofen. Erst einmal steht für den 52-Jährigen und seine Familie aber der Umzug von Spitalhof nach Pfaffenhofen an.

Im Pfarrhaus im Ostviertel herrscht noch gähnende Leere – abgesehen von zwei Klappstühlen auf dem Balkon und ein paar Farbeimern. In der Garage baut der neue evangelische Stadtpfarrer George Spanos die ersten Schränke auf. Formell hat er zwar diesen Freitag seine neue Stelle in Pfaffenhofen angetreten, er hat aber erst einmal noch anderthalb Wochen Urlaub. „Und den brauche ich hauptsächlich zum Umziehen“, sagt Spanos. Malern, Packen, Möbelschleppen, Einrichten. Und die ganze Familie packt mit an: George Spanos und seine Frau Elke haben vier Kinder im Alter von 16 bis 26 Jahren. Drei sind also schon erwachsen. Und nur der Jüngste, Jakob, zieht noch mit seinen Eltern im Pfaffenhofener Pfarrhaus ein. Und ist dieses erst einmal eingerichtet, geht es auch schon los mit der Seelsorge: Seine offizielle Amtseinführung feiert Spanos mit der Gemeinde am Samstag, 16. September, um 17 Uhr in der Kreuzkirche.

Pfaffenhofen ist seine mittlerweile dritte Pfarrstelle im Dekanat und der Region: Von 95 bis 98 war Spanos evangelischer Pfarrer in Neuburg, danach wechselte er in die Kirchengemeinde Brunnenreuth, die mit rund 4900 Mitgliedern den Südwesten Ingolstadts sowie die Gemeinden Reichertshofen, Baar-Ebenhausen und Karlskron umfasst. Dort war er 19 Jahre Pfarrer – auch wenn evangelische Geistliche eigentlich angehalten sind, sich alle 10 bis 15 Jahre neuen Aufgaben zuzuwenden. „Ich wollte aber Gemeindepfarrer bleiben und Pfaffenhofen ist jetzt noch mal eine größere Gemeinde“, sagt Spanos – genauer gesagt die größte Gemeinde im Dekanat Ingolstadt: Sie zählt über 6500 Mitglieder und reicht von Langenbruck bis Reichertshausen und von Tegernbach bis Wolnzach. Auch private Gründe gebe es für den Wechsel: Er wohne jetzt näher bei seinen Eltern. Und ganz abgesehen davon habe Pfaffenhofen von der Lebensqualität her einiges zu bieten: „Es ist eine sehr vitale Stadt.“ In Pfaffenhofen ist George Spanos außerdem beileibe kein Fremder: Als stellvertretender Dekan kennt er seine drei neuen Pfarrerskollegen Michael Baldeweg sowie Doris und Jürgen Arlt natürlich gut. „Auch mit meiner Vorgängerin Christiane Murner hatte ich immer ein sehr gutes Verhältnis.“ Außerdem war er schon ein paar Mal in amtlicher Funktion zu Gast, etwa bei der Einweihung des neuen Pfarrbüros. Neben seiner neuen Aufgabe als geschäftsführender Pfarrer bleibt er übrigens auch stellvertretender Dekan. Spanos will, wie er bekräftigt, die Gemeinde nicht umkrempeln, sondern die neue Aufgabe offen angehen: „Ich will nicht ankommen und gleich eine Agenda setzen“, betont er. „Die ersten 100 Tage will ich zuhören und ins Gespräch kommen.“

„Mit 18 war mir klar, dass ich Pfarrer werden will.“

 

 

 

Der 52-Jährige ist übrigens gebürtiger US-Amerikaner. „Meine Mutter war damals Ostzonenflüchtling“, erzählt Spanos. „Sie ist nach Amerika ausgewandert und hat dort meinen Vater kennengelernt.“ Geboren wurde George in der bekannten Universitätsstadt Ann Arbor im Bundesstaat Michigan. „Aber schon im zarten Alter von einem halben Jahr kam ich nach Deutschland.“ Als Kind wuchs er in Westberlin auf – mit amerikanischem Pass. „Eine deutsche Mutter zählte in den 60ern bei der Frage der Staatsbürgerschaft nichts“, erzählt er und lacht. Erst 1972, als Grundschüler, wurde er eingebürgert. Seither besitzt er beide Staatsangehörigkeiten. Verwandtschaftliche Beziehungen in die Staaten gibt es bis heute. Und der 52-Jährige kann auf Knopfdruck auch sofort in den amerikanischen Akzent wechselt – „nur der Englischwortschatz rostet langsam ein“.

In seiner Jugend lebte die Familie in Wolfratshausen. „Damals, als Konfirmand, hat mich eine Pfarrersperson sehr beeindruckt“, erzählt er. Dieser Seelsorger war Ulrich Finke, der spätere Fürstenfeldbrucker Dekan. „Er hat mich sehr geprägt“, erinnert sich Spanos. Er engagierte sich schließlich in der Jugendarbeit der evangelischen Gemeinde, betreute Kinderzeltlager. „Und mit 18 war mir klar, dass ich Pfarrer werden will.“ Vorher aber leistete er noch ein Praxisjahr in der Altenpflege. Es folgten das Theologiestudium in München und 1993 die erste Vikarstelle in der evangelischen Kirchengemeinde München-Allach.

„Ich lebe diesen Beruf – und meine Familie trägt ihn, Gott sei Dank, mit.“

 

 

Mittlerweile ist George Spanos seit 24 Jahren Seelsorger. Und wer weiß: Vielleicht ist Pfaffenhofen seine letzte berufliche Station vor dem Ruhestand. „Mein Beruf ist doch wunderbar: Man begegnet unterschiedlichsten Menschen und wird von diesen spirituell beschenkt“, sagt Spanos nachdenklich. „Ich lebe diesen Beruf – und meine Familie trägt ihn, Gott sei Dank, mit.“

AUF GUT DEUTSCH

George Spanos schreibt sich der neue evangelische Pfarrer in Pfaffenhofen – aber wie spricht man diesen doch eher exotischen Namen eigentlich aus? Der Nachname sei griechischen Ursprungs, erzählt der 52-jährige Geistliche mit Verweis auf seine Familiengeschichte. Er würde also eigentlich „Spanoß“ ausgesprochen – ohne „Sch“ und mit deutlicher Betonung auf der zweiten Silbe. Sein Vater ist aber US-Amerikaner, wo der Name eher wie „Sbänes“ klingt. Der Pfarrer selbst hält es mit seinem Nachnamen so, wie man ihn auf gut Deutsch vorlesen würde und sagt „Schpanos“. Die Aussprache seines Vornamens hat sich im Laufe seines Lebens übrigens auch geändert: Getauft wurde er in Amerika zwar als George, ausgesprochen wie die frühere US-Präsident Bush. „Aber hier in Deutschland wurde ich als Kind von meinen Eltern eigentlich nur Georg genannt“, erinnert sich der Geistliche. Das änderte sich in der Schulzeit: „In der achten Klasse am Gymnasium gab es damals noch einen anderen Georg.“ Und zur besseren Unterscheidbarkeit nannten Mitschüler und Lehrer ihn wieder bei seinem Geburtsnamen George – und das ist ihm bis heute geblieben. | mck