Neumarkt
"Die ermordeten Menschen werden wieder sichtbar"

Mit der Aktion Stolpersteine wird nun auch in Neumarkt der Verfolgung der Juden durch die Nazis gedacht

27.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:45 Uhr

Der Künstler Gunther Demnig mauerte die ersten Neumarkter Stolpersteine am Freitag ein. Mit ihnen wird an von den Nationalsozialisten ermordete Juden erinnert. - Foto: Meyer

Neumarkt (DK) Die ersten fünf Stolpersteine, die an verfolgte Juden in Neumarkt erinnern werden, sind am Freitag auf dem Bürgersteig neben dem Haus in der Oberen Marktstraße 5 verlegt worden. Mit der Aktion wurde der jüdischen Familie Hahn, die dort einen Lebensmittelladen führte, gedacht.

Emanuel Hahn, seine Kinder Edith Regina, Anneliese und Max, sowie sein Bruder Julius wurden im Jahr 1942 deportiert und schließlich in den Todeslagern der Nationalsozialisten ermordet.

Die SPD-Fraktion des Neumarkter Stadtrates unter Federführung von Bürgermeisterin Gertrud Heßlinger (SPD), die auch bei der Feier anwesend war, hatte die Initiative zur Verlegung der kleinen Gedenksteine gestartet und der Stadtrat den Antrag einstimmig gebilligt. Der Künstler Gunther Demnig - er entwickelte das inzwischen preisgekrönte Kunstprojekt - mauerte am Freitag persönlich die Mahnmale ein, die auf der Messingoberfläche die Namen, Geburtsdaten, das Todesjahr sowie den Todesort enthalten.

Darüber stolpern wird wohl kein Fußgänger, weil die Steine ebenerdig verlegt sind. Doch zum Innehalten laden sie auf alle Fälle ein und das sei der Sinn der Aktion, wie alle Redner betonten.

Insgesamt sind bereits über 58 000 Stolpersteine in 20 Ländern verlegt worden. Neumarkt und Sulzbürg, wo vor der ehemaligen Synagoge auch ein Stein eingelassen wurde, reihen sich nun ab jetzt mit ein. Neumarkts Oberbürgermeister Thomas Thumann (UPW/FW) betonte, dass die Stadt schon viele Initiativen gegen das Vergessen unternommen und gerne die Patenschaft für den ersten Gedenkstein übernommen habe. Helmut Enzenberger, Religionslehrer am Neumarkter Ostendorfer-Gymnasium und oft beteiligt an Projekten zur jüdischen Geschichte Neumarkts, betonte, dass die Nationalsozialisten die jüdische Geschichte und damit die Namen der Menschen auslöschen wollten. "Hier soll die Erinnerung zurückgeholt werden. Die ermordeten Menschen werden wieder sichtbar", sagte er.

Die Familie Hahn war in Neumarkt gut integriert. Viele Menschen kauften dort bis zu Hitlers Machtergreifung ein.