Ingolstadt
Die Eisheiligen halten sich

Es bleibt weiter kalt – und darüber freut sich eigentlich nur Stadtwerkechef Manfred Bolle

23.05.2013 | Stand 03.12.2020, 0:06 Uhr

Putzen statt Eis verkaufen: Weil wegen der Kälte kaum Kunden kommen, vertreibt sich Emanuela Pravata vom Lido so die Zeit und hofft auf Sonnenschein - Foto: Strisch

Ingolstadt (DK) Heute heißt es: Zähne zusammenbeißen. Denn heute wird es so richtig kalt. Höchsttemperaturen von acht bis neun Grad kündet Jürgen Kübert von der Wetterwarte am Flughafen in Manching an, wobei der Begriff Höchsttemperaturen bei solchen Werten im Mai etwas unangebracht erscheint.

In der Nacht auf Samstag soll das Thermometer dann sogar auf drei Grad sinken.

fDer Wetterfachmann kann allerdings nichts Ungewöhnliches an der momentanen Kälteperiode finden: „Erst letzte Woche hatten wir die Eisheiligen – die sind halt etwas verlängert.“ Grund für die im Frühjahr typische Wetterlage sei eine Tiefdruckrinne über Europa, auf deren Rückseite kühle und feuchte Luft einfließe. Die Prognosen fürs Wochenende sehen leider auch nicht besser aus. „Montag gibt es ein kleines Intermezzo, da steigen die Temperaturen auf 18 Grad“, fährt Kübert fort, „doch dann sinken sie wieder und es wird erneut unbeständig. Sommer wird es erst ab 7. Juni.“

fIns Freibad gehen jetzt nur noch die Sportschwimmer. Gerade einmal 4804 Besucher wurden bisher gezählt. „Damit liegen wir, obwohl der Mai in der Regel verhalten ist, definitiv im untersten Bereich“, sagt Bäderchef Thomas Hehl und schaut in seine Statistik. Zum Vergleich: Im Mai 2011 wurde mit 19 000 Gästen ein Rekord erzielt. Hehl zieht jetzt die Reißleine: Bis einschließlich Sonntag macht das Freibad ab 14 Uhr zu, während das Hallenbad ganztags offen ist.

fIn der Eisdiele an der Schutterstraße steht Emanuela Pravata fröstelnd im Wollpulli hinter der Kühltheke. Das Geschäft läuft wetterbedingt schlecht. Was tun? „Abwarten und putzen“, meint die Italienerin und zuckt die Achseln. 28 Sorten Eis, teils in prächtigen Farbtönen, warten auf Kundschaft. Drei Kinder immerhin haben trotz Kälte Eishunger: Anna Bavaria, Felix und David schlecken Himbeer- und Zuckerwatteeis. Das soll besonders süß sein.

fIn vielen Läden locken erste Sonderangebote. Vereinzelt suchen Kundinnen sogar schon nach der neuen Herbstmode. „Aber die meisten hoffen auf besseres Wetter und kaufen Sommerware“, erklärt eine Verkäuferin. Gerade farbenfrohe Sachen seien gefragt. „Das macht den Leuten gute Laune und Lust zum Kaufen.“ Selbst Bademoden gehen gut – beim Wöhrl im Westpark.

fDer Blumenfreund bangt derweil, ob noch ein Nachtfrost seine Fuchsien oder Geranien dahinraffen könnte. Paul Eberl vom Stadtgartenamt rät, Kübel-, Beet- und Balkonpflanzen mit Fleece abzudecken und an die Hauswand zu stellen, sollten die Temperaturen unter null Grad sinken. Um Obstbäume müsse man sich keine Sorgen machen, erklärt der Kulturgärtner.

fDer Chef der Stadtwerke freut sich als Einziger über das miese Wetter: „Für einen Energieversorger sind kältere Temperaturen grundsätzlich positiv“, sagt Matthias Bolle. „Aktuell verzeichnen wir tatsächlich einen etwas höheren Gasverbrauch als zu dieser Jahreszeit üblich. Auf Hochtouren laufen die Heizungen der Ingolstädter jedoch nicht.“