Vohburg
Die eigenen Stärken finden

Die Berufsmesse in Vohburg hilft Schülern bei der Orientierung – und den Firmen bei der Nachwuchssuche

07.03.2013 | Stand 03.12.2020, 0:25 Uhr

Mit dem Fragebogen in der Hand informieren sich diese Schüler am Stand von Xervon, einem Industriedienstleister, der unter anderem gerade die Bayernoil-Raffinierie wartet - Foto: Pehl

Vohburg (PK) Nachwuchs gesucht: Fast 30 Unternehmen aus der Region, AOK, Bundeswehr und Polizei haben sich gestern bei der Berufsmesse in der Agnes-Bernauer-Halle in Vohburg vorgestellt.

Die Schüler der siebten bis zehnten Jahrgangsstufe informierten sich an den Ständen. Man mag es kaum glauben, dass die Bundeswehr dringend Mannschaften und Sanitäter sucht, ist doch der Stand in der Vohburger Mehrzweckhalle fast ständig dicht umlagert. Meist sind es die Buben, die sich über eine mögliche Ausbildung und spätere Karrierechancen informieren wollen. Freundlich und geduldig beantwortet Aljoscha Müllner all die Fragen, die ihm gestellt werden. Im Gegensatz zu früher sind es aber nicht mehr die Auslandseinsätze der Bundeswehr, die die Jugend interessieren. „Die meisten wollen wissen, ob sie in ihrer Region bleiben können“, erzählt er.

Die Prioritäten haben sich offenbar gewandelt – wie auch bei der Firma Xervon. „Neben Mathe ist auch Englisch ziemlich wichtig“, betont Martin Euringer, der zusammen mit zwei Kollegen den Stand betreut. Der Industriedienstleister, der beispielsweise auch Raffinerien überholt, beschäftigt allein am Standort Münchsmünster 420 Mitarbeiter und bildet seit rund 25 Jahren seinen Bedarf an Nachwuchskräften selber aus. „Am Markt sind kaum mehr Facharbeiter zu bekommen“, sagt Euringer. Xervon bietet verschiedene Ausbildungsberufe an und setzt dabei nicht nur auf Realschüler. „Das schaffen auch eifrige Mittelschüler“, betont Euringer.

Einigen Siebt- und Achtklässlern ist förmlich anzusehen, dass sie noch gar nicht so recht wissen, was sie mal werden wollen. Um sich ein erstes Bild zu schaffen, haben sie alle einen Fragebogen an der Hand. Damit wandern sie von Cassidian über Anlagentechnik Wolf und SMP zu Metallbaubetrieben oder von der AOK über die Bäcker und Kaminkehrer zur BOS Scheyern, um nur einige Beispiele zu nennen. Sie sollen aus knapp 30 Firmen fünf aussuchen, an den Ständen Fragen stellen und hinterher ein Referat ausarbeiten. Oskar Brunner ist schon einen Schritt weiter. Obwohl erst 13 Jahre jung, weiß der Schüler aus Unterhartheim schon ziemlich genau, was er will. „Wir haben einen Hopfenbetrieb zu Hause“ erzählt er. Also geht er gezielt zu Firmen wie der Baywa, dem Landmaschinenhersteller Claas oder auch zu einer Schreinerei. In manchen Bereichen ist es ziemlich schwer, geeigneten Nachwuchs zu finden, wie etwa im Einzelhandel oder im Pflegebereich. „Fachkräfte sind gefragt“, heißt es beim Stand vom Phönix-Seniorenheim gleich neben der ambulanten Pflege Vohburg. Um den Bedarf zu decken, werden nicht nur Lehrlinge ausgebildet, sondern auch die eigenen Mitarbeiter nachqualifiziert.

Dass Edeka wie auch Aldi eine Reihe von Ausbildungsfeldern anbieten, ist nicht jedem bekannt. Der Verkauf im Lebensmittelbereich gilt aber für viele Jugendliche nicht unbedingt als Traumjob. Umso größer aber die Freude, wenn dann doch einige Mädchen nachfragen.

Vohburgs Bürgermeister Martin Schmid weist in seiner Rede darauf hin, dass Bildung heutzutage äußerst wichtig und davon auch etwas im Wort Berufsausbildung enthalten sei. „Nicht jeder kann studieren“, räumt er ein und hebt gleichzeitig den Stellenwert des Handwerks hervor. So eine Berufsmesse wie in Vohburg solle den Schülern auch helfen, eigene Stärken zu finden. „Nicht jeder kommt schließlich aus der Schule und wird Bürgermeister von Münchsmünster“, sagt Schmid, der ja bekanntlich früher Polizist war: „Das wollte ich schon immer werden.“ Als Schüler besuchte er übrigens die Schule im Ortsteil Menning – und die war einzügig, also alle Jahrgänge in einer einzigen Klasse. „Aber später auf der Realschule waren wir auch nicht schlechter“, erinnert sich der Vohburger Rathauschef. Sein Münchsmünsterer Amtskollege Andreas Meyer ging auf die örtliche Teilhauptschule und machte später den Quali in Vohburg. Zehn Jahre arbeitete Meyer als Elektriker, bevor er sich dann drei Jahre in die Geheimnisse der Kommunalverwaltung vertiefte – und heute ist er Bürgermeister.