Ingolstadt
Die Eiche wächst – nur in Gerolfing nicht

Das Ingolstädter Forstamt rätselt seit Jahren über die Gründe

12.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:12 Uhr

Waldbegehung des Stadtrats: Forstamtsleiter Hubert Krenzler (links) gab den Teilnehmern einen Überblick über die Situation im Gerolfinger Eichenwald. Totholz- und Biotopbäume, das Eschentriebsterben, die Mittelwaldwirtschaft oder die Magerrasen bildeten weitere Stationen. - Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Überall in den städtischen Forsten wachsen junge Eichen nach – nur im Gerolfinger Eichenwald nicht. Warum das so ist, kann Forstamtsleiter Hubert Krenzler trotz intensiver Nachforschungen immer noch nicht sagen.

Zahlreiche Stadträte waren am Freitag der Einladung zur Waldbegehung in den Gerolfinger Eichenwald gefolgt, bei der es um Energiewende und Waldbiodiversität ging. An mehreren Stationen erläuterte Krenzler Themen wie die Pflege von Magerrasenbiotopen oder die Erstaufforstung mit einheimischen Laubgehölzen und stellte Biotopbäume und Totholz vor.

Stadt und Kommunalbetriebe besitzen heute knapp 400 Hektar im Eichenwald, wo 1977 ein Landschaftsschutzgebiet mit 780 Hektar Fläche ausgewiesen wurde. Vor 15 Jahren nahm das Forstamt die historische Mittelwaldbewirtschaftung wieder auf: Auf einer geeigneten Fläche von gut 100 Hektar wird das Unterholz nacheinander alle 25 Jahre „auf den Stock gesetzt“, also geschlagen und als Brennholz verwertet. Die wertvollen alten Eichen, seltene Bäume wie die Wildbirne, Biotopbäume, Totholz und somit auch das Landschaftsbild bleiben erhalten.

Der Natur macht diese bis zur Gründung der Waldgenossenschaft 1964 praktizierte nachhaltige Wirtschaftsform nichts aus, im Gegenteil. Laut Krenzler wurden im Eichenwald zehn sogenannte Urwaldreliktarten gezählt, also Tierarten, die auf eine dauerhafte urwaldartige Umgebung angewiesen sind. Das ist nach dem Spessart und dem Bayerischen Wald, die aber beide viel größer sind, der dritthöchste Wert in Bayern. Neben Spechten und Halsbandschnäppern wurden außerdem fast 250 Käferarten gezählt, von denen 51 Arten auf der Roten Liste stehen.

Ein großes Problem hat Krenzler aber ausgerechnet mit den immer weniger werdenden Eichen im Eichenwald: Sie wachsen einfach nicht nach. „Die Eichenverjüngung ist hier schwierig“, so der Forstamtsleiter: „Und wir wissen nicht, warum.“ Vor Jahren gepflanzte Eichen haben sich nur ganz schlecht entwickelt. Ein Grund könnte laut Krenzler schlicht und einfach darin bestehen, dass andere Baumarten einfach schneller wachsen. Auch der Nährstoffeintrag könnte eine Rolle spielen. Mittlerweile ist das Forstamt dazu übergegangen, Eicheln aus dem Eichenwald zu sammeln, in Baumschulen anziehen zu lassen und die jungen Bäumchen wieder gezielt auf Freiflächen im Eichenwald anzupflanzen. In anderen städtischen Forsten hat Krenzler dieses Problem nicht.

Neben den Erstaufforstungen (seit dem Jahr 2000 über 120 000 Bäume und Sträucher auf 26 Hektar) baut das Forstamt Nadelholzbestände in naturnahen Wald um. Fast 300 Hektar Wald wurden so verjüngt, vor allem mit Buchen, Eichen, Eschen und Bergahorn.

Während sich Krenzler um die Bäume kümmert, sind Umweltreferent Rupert Ebner die Freiflächen im Eichenwald ein Anliegen. Statt nur Gras sollen dort einmal auch wieder Blumen wachsen.