Greding
"Die Eiche ist derzeit der Renner"

Forstbetriebsgemeinschaft erzielt gute Preise fürs Holz Lediglich als Brennstoff gibt es wegen Käferschäden großes Angebot

08.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:05 Uhr

Wenn die Rinde stark harzt, ist das ein Zeichen dafür, dass hier der Hallimaschpilz zu Werke geht. Das wiederum macht die Fichte "zu einem potenziellen Käferbaum", worauf Josef Adam und FBG-Geschäftsführer Matthias Netter (von links) in Greding hinweisen. - Foto: Leykamm

Greding (HK) "Der Klimawandel hat uns erwischt." So hat der hiesige Forstrevierleiter Josef Adam die langjährigen Messwerte der Wetterstationen interpretiert. Es gelte, die Wälder entsprechend anzupassen, betonte er bei der Gebietsversammlung der FBG Heideck-Schwabach in Greding.

Die Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) veranstaltet derzeit wieder ein halbes Dutzend Gebietsversammlungen, in Greding fand am Montagabend die erste davon statt. In dieser wurde für den Waldumbau im Zeichen des Klimawandels geworben, zur Wahl stehen laut Adam mehr als 20 Baumarten.

Die Schaffung von neuen Baumbeständen ist nicht nur vorausschauend geboten - die Natur zwingt die Forstleute mitunter dazu: So habe der Orkan Niklas im vergangenen Jahr auch hierzulande seine Schneisen geschlagen, so Adam. Schon dies "war für den Borkenkäfer interessant". Lange Trockenphasen hätten dann dem Käfer ideale Brutbedingungen beschert. Ähnlich sah es auch in diesem Jahr aus. Bis zu 100 Festmeter habe der einzelne Waldbesitzer entnehmen müssen. "Jetzt geht es wieder ans Aufforsten", sagte Adam.

Dabei solle man weniger auf die Fichte setzen, denn die "bekommt immer mehr Probleme". Das habe sich in den Köpfen auch schon verstärkt durchgesetzt. Es gebe viele Alternativen. Wie etwa die tief wurzelnde Weißtanne, die ohnehin in früheren Zeiten hier schon weit verbreitet gewesen sei. Auch die aus den USA stammende Douglasie werde immer mehr gepflanzt. Zu empfehlen sei ebenso die Wärme liebende Schwarzkiefer aus dem Mittelmeerraum. Eine Kreuzung aus europäischer und japanischer Lärche verspreche "bombiges Höhenwachstum" und die in Vergessenheit geratene Eibe sei nicht zu verachten. In puncto Klimaverträglichkeit lägen die Laubhölzer fast alle "im grünen Bereich". Die zwei Grad Erwärmung, um die die Welt ringt, "hält die Buche noch einigermaßen aus", so Adam. Die Linde sei zudem wohltuend für den Boden und halte die Eiche in der Nachbarschaft astfrei. Ahorn und Robinien seien zu empfehlen, die Bienen freuten sich über Wildkirsche an den Waldrändern und auch "mit Vogelbeere und Zitterpappel können wir uns dem Klimawandel entgegenstemmen". Generell seien Mischkulturen zu empfehlen, die auch gut gefördert würden, ebenso wie Wuchshilfen und Einzelschutz.

Förster Adam riet, bei Waldbegehungen die Rinden der Fichten besonders in Augenschein zu nehmen. Seien dort Hallimaschpilze oder durch ihn verursachtes starkes Harzen zu sehen, dann handle es sich "um einen potenziellen Käferbaum".

Eine Lanze für die Fichte - sie ist immerhin der "Baum des Jahres 2017 - brach hingegen der FBG-Geschäftsführer Matthias Netter. Sie habe "nach wie vor ihre Berechtigung", ohne sie würde etwa die Bauwirtschaft große Schwierigkeiten bekommen. Er räumte im Gegenzug aber ein, dass gerade im Gürtel von Schwabach bis Kammerstein die Trockenschäden bei dieser Baumart durch die jüngsten Wetterkapriolen sehr groß gewesen seien. Allerdings gebe es in dieser Region auch einen großen Überbestand an Fichten. Sie stünden teils so dicht, dass man bei einer Fällung "fast keine Chance hat, dass der Baum auch umfällt". Die flachen Wurzeln der Fichte fangen den Regen auf, er gelangt nicht in tiefere Erdschichten. Deshalb werde bei Trockenperioden auch die Kiefer in Mitleidenschaft gezogen. Es gebe bereits "erhebliche Schäden", bilanzierte Netter, "das wird eine größere Baustelle".

Dass auch Laubbäume mittlerweile zu kämpfen hätten, habe der letztjährige frühe Laubabfall gezeigt. Bis einige der von Adam genannten alternativen Baumarten sich auf dem Markt etabliert hätten, dürfte noch viel Zeit verstreichen, "dann werde ich wohl nicht mehr Geschäftsführer der FBG sein", mutmaßte Netter. Eine Schwarzkiefer etwa habe er schon mal an den Mann bringen wollen - vergeblich.

Die Waldbewirtschaftung an sich sei schon ein wichtiger Beitrag für den Klimaschutz. Leider werde das im Klimaschutzplan der Bundesregierung zu wenig gewürdigt. Holzmöbel etwa dienten als Kohlendioxidspeicher. Verrottung im Wald hingegen setze dieses Gas frei. "Die CO2-Glocke über dem Urwald ist gewaltig", betonte Netter deshalb auch.

Die Nutzung des Waldes sei überdies ertragreich. Sowohl bei Nadel- als auch bei Laubholz gebe es hohe Nachfrage bei guten Preisen. "Die Eiche ist derzeit der absolute Renner", sagte der Geschäftsführer. Durch milde Winter und niedrigen Ölpreis gerate allerdings der Restholzpreis unter Druck, räumte er ein. "Die Brennholzpreise sind leicht im Rückwärtsgang", führte Netter aus. Probleme in der Vermarktung bereite immer mehr das Starkholz. "Die Stämme sind einfach zu dick, deswegen bitte nicht zu lange mit dem Einschlag warten!", so die Empfehlung Netters.

Hohe Preise auf der einen Seite, höhere Abschläge für Käferholz auf der anderen. Manche Sägewerke seien "richtig frech", befand Netter. Auf einen Abnehmer von Kiefern muss die FBG künftig verzichten - der Holzhausbauer hat die Klage einer Kundin am Hals, die die Ausdünstung dieses Holzes in ihrem neuen Heim nicht verträgt. Netter nahm bei seinen Ausführungen auch die Waldbesitzer in die Pflicht. Beim Waldmaß (nur noch bei Kleinmengen üblich) sollten sie es mit dem Messen genau nehmen, "sonst drohen Preisabschläge".