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"Die Ehen sind nicht gefährdet"

Deutsch-amerikanische Paare freuen sich auf das Entscheidungsspiel

25.06.2014 | Stand 02.12.2020, 22:32 Uhr

Klar verteilte Sympathien: Susan Talke (links) und Lee Ann Schöpf drücken heute den USA die Daumen. Ihre Männer Peter (links) und Andreas hoffen auf die deutsche Elf - Foto: Hauser

Mailing (DK) Bevor sich Susan Talke für Fußball interessierte, hat sie sich für Fußballer interessiert. Vor allem für den deutschen Austauschstudenten, der bei ihr auf dem College in Michigan war. Heute sind Susan und Peter Talke seit über 30 Jahren verheiratet und leben in Mailing.

Von Fußball versteht Susan mittlerweile deutlich mehr als die meisten anderen US-Amerikaner. Die Sportschau am Samstagabend ist längst Pflicht. Weltmeisterschaften ohnehin.

Auch bei Lee Ann Schöpf – Amerikanerin aus Reichertshofen – waren es Spieler, die sie für den Sport begeistert haben: Ihre Söhne nämlich, die selbstverständlich im Fußballverein waren. Einer war glühender Jürgen-Klinsmann-Fan und hat auch bei Besuchen bei der Verwandtschaft in Übersee nie das Trikot mit dem Namenszug des deutschen Fußballers ausgezogen. „Meine Familie kannte Klinsmann deswegen vor allen anderen Amerikanern“, sagt Lee Ann. Heute ist Klinsmann bekanntlich der Trainer der US-amerikanischen Fußballmannschaft.

In den vergangenen Jahren ist das Interesse am Fußball überall in den USA gewachsen, berichtet Susan Talke. „Zumindest bei den Kindern. Die spielen alle Fußball.“ Und zwar nicht in Vereinen, sondern in der Schule, wie Andreas Schöpf erklärt. „Jeder ist da in einem Team.“ Das sei auch ein Verdienst von Klinsmann, der in den USA viel Werbung für seinen Sport mache und sich um den Aufbau von Strukturen kümmere. „Amerika ist bei Klinsmann in guten Händen“, resümiert Susan Talke.

Bei den US-amerikanischen Erwachsenen ist die Sportart nach wie vor eher ein Randthema. Die schauen lieber beim Basketball, Football, Eishockey oder Baseball zu. Oder beim Golf. In der E-Mail-Korrespondenz mit ihren amerikanischen Freunden wurde Susan Talke zuletzt eher auf den Triumph des Deutschen Martin Kaymer bei den US-Open angesprochen. Fußball? War da was?

Eine Ausnahme sind die Mütter der beiden Ingolstädter Amerikanerinnen. „Meine Mum ist 81 und schaut in Florida jedes Spiel“, sagt Lee Ann Schöpf. „Aber vielleicht auch nur, weil es uns so interessiert“, überlegt sie.

Wenn es um die Bundesliga geht, sind sich Peter und Susan einig: Sie drücken dem FC Bayern die Daumen. Beim heutigen Spiel zwischen den USA und Deutschland allerdings sind die Sympathien klar verteilt: Die Damen sind für Klinsi und die US-Boys, die Herren jubeln für die deutsche Elf. „Aber unsere Ehen sind nicht gefährdet“, versichert Peter Talke.

Erst wenn die Truppe von Klinsmann ausscheiden sollte, werden sich die Amerikanerinnen den deutschen Fans anschließen. Aber, wer weiß: „Es hat bei dieser WM schon einige Überraschungen gegeben“, sagt Susan Talke. Vielleicht treffen die beiden Teams bei dem Turnier nach der Gruppenphase noch einmal aufeinander. Im Finale nämlich. Das ist freilich nur möglich, wenn die beiden Teams heute unentschieden spielen und beide ins Achtelfinale einziehen. Unser tierisches WM-Orakel Nasinho hat dieses Ergebnis bereits vorausgesagt (siehe oben). Talkes und Schöpfs wäre das freilich nur recht.