"Die dreschen manchmal sauber rein"

26.08.2008 | Stand 03.12.2020, 5:39 Uhr

Frauenboxen wird immer beliebter. Auf mehreren Lehrgängen in der Eichstätter Boxerhalle haben sich die besten bayerischen Box-Frauen auf die Deutschen Meisterschaften am kommenden Wochenende in Eichstätt vorbereitet. - Foto: lu

Eichstätt (lu) Frauenboxen wird immer populärer. Auch bei ehemaligen Ligaboxern des Box-Clubs Eichstätt haben die starken Frauen im seilumspannten Geviert einen Stein im Brett. Am Wochenende finden in Eichstätt bekanntlich die Internationalen Deutschen Meisterschaften der Juniorinnen und Frauen statt.

Freilich hat sich Willi Pickl, Chef der Ingolstädter Traditionsgaststätte Daniel und mit drei bayerischen Meistertiteln und einem dritten Platz bei der "Deutschen" der erfolgreichste unter den fünf boxenden "Pickl-Buam" aus Mantlach, erst durch die mehrfache Weltmeisterin Regina Halmich umstimmen lassen. Sie habe das Frauenboxen, "das früher reichlich unästhetisch war", durch ihre Art zu boxen erst populär gemacht, schwärmt der Mittelgewichtler, der für den Box-Club Eichstätt 112 Mal in den Ring stieg und zehn Mal die Farben Bayerns in Länderkämpfen vertrat. "Die boxen technisch perfekt und dreschen manchmal sauber rein", meint der gelernte Koch, der Frauenboxkämpfe gerne anschaut.

Franz Hofbauer, der durch seinen unvergesslichen Kampf gegen das deutsche Box-Idol Peter Hussing 1977 in ganz Deutschland bekannt wurde, kann ihm da nicht beipflichten. Er, für den Boxen immer eine "harte Sache" war, vermisst bei den Frauen einfach die Schlagkraft. "Für einen echten Boxer", so meint das sportliche Ausnahmetalent, das im Schwergewicht vier Mal Bayerischer Meister, fünf Mal Süddeutscher Meister und zwei Mal Deutscher Vizemeister geworden war, "zählt eigentlich nur ein K.O.-Sieg. Wenn ich als Punktsieger aus dem Ring stieg, war ich nicht recht zufrieden". Weil die Schlagkraft der Faustkämpferinnen gering und deshalb auch kaum K.O.-Siege zu erwarten seien, schaue er sich Damenboxen zwar an, sei aber nicht gerade begeistert davon, resümiert der erfolgreichste Eichstätter Boxer, der sieben Mal in der Bayernauswahl und acht Mal in der Deutschen Nationalmannschaft boxte.

Nicht unbedingt ein Freund von Frauenboxen ist auch Heinz Walter, der zu seiner Zeit ein harter Fighter im Ring war und vielleicht auch gerade deshalb das Frauenboxen als hart und mitunter brutal bezeichnet. Deshalb schaue er sich Frauenboxkämpfe immer mit gemischten Gefühlen an, meint der "bärenstarke" Rechtsausleger, der in dieser Sportart außer einem deutschen Meistertitel und einem Olympiasieg eigentlich alles erreicht hat: vielfacher Bayerischer Meister und Mitglied der bayerischen Auswahl und der deutschen Nationalmannschaft.

Als richtiger Fan des Frauenboxens zeigt sich Xaver Hell, der für den BC Eichstätt 127 Kämpfe bestritt und als ausgezeichneter Techniker Boxen regelrecht zelebrierte. Regina Halmich habe Frauenboxen salonfähig gemacht, meint der Allroundsportler, der 1977 Bayerischer Meister im Weltergewicht, im gleichen Jahr mit dem BC Eichstätt Dritter in der Bundesliga geworden war und in der deutschen Junioren-Auswahl boxte. Der Gesundheitspädagoge sagt dem Frauenboxen eine große Zukunft voraus und verweist auf Karate, Gewichtheben und Triathlon, Sportarten, in denen es Frauen zu beachtlichen Erfolgen gebracht haben.

Ein ebenso heißer wie prominenter Verfechter des Frauenboxens ist der Eichstätter Hubert Chwala, von 1982 bis 2002 Vizepräsident des Bayerischen Amateur-Box-Verbands (BABV), von 1978 bis 2005 Landessportwart Boxen für Nordbayern und bis 2007 satte 30 Jahre lang auch international eingesetzter Kampfrichter. Als solcher saß er auch bei Kämpfen der 1. und 2. Bundesliga am Ring. Zunächst sei er sehr skeptisch gewesen, bekennt der Boxexperte, der auch bei Frauenboxkämpfen punktete, als im Verband und in den Vereinen der Ruf nach Box-Frauen immer lauter wurde. Mittlerweile habe er seine Meinung grundlegend geändert, habe doch das Frauenboxen eine Entwicklung genommen, die man nicht voraussehen konnte. Frauenboxen sei ein knallharter Sport, der Technik, Kondition, Wille und Kampfstärke erfordere und mit vollem Recht seinen Platz in der sportlichen Landschaft beanspruche.