Ingolstadt
Die doppelte Nummer eins

Özcan und Nyland: FCI-Trainer Hasenhüttl ist von seiner Torwart-Rotation überzeugt

25.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:52 Uhr

Starke Parade: Beim 0:4 gegen Borussia Dortmund kam Örjan Nyland zu seinem ersten Bundesliga-Einsatz im FCI-Tor. Der Norweger zeigte einige gute Aktionen - wie hier bei einem Kopfball von Mats Hummels -, konnte die Niederlage aber nicht verhindern - Foto: Schiffmann

Ingolstadt (DK) Ramazan Özcan oder Örjan Nyland – wer ist die Nummer eins im Tor von Bundesliga-Neuling FC Ingolstadt? Beide, lautet derzeit die Antwort. Trainer Ralph Hasenhüttl hat bei den Schanzern das Rotationsprinzip eingeführt.

So richtig einleuchten mag es Außenstehenden nicht, warum der FCI-Trainer nach dem 1:0-Auftaktsieg in Mainz Stammkeeper Özcan auf die Ersatzbank beorderte und dessen Kollegen Nyland eine Chance gab. Hasenhüttl erklärt: „Ich muss als Trainer weiterdenken. Zum Beispiel auch, was passiert, wenn sich Rambo schwer verletzt und ich Örjan dann ins Tor stellen muss. Da will ich schon wissen, ob ich mich auf ihn verlassen kann, wenn die entscheidende Phase in der Liga kommt. Übers Jahr gesehen ist es deshalb gut, wenn Örjan dann schon ein paar Spiele in der Bundesliga absolviert hat.“

Dass durch das Wechselspiel der Druck auf die Torhüter steigt, lässt Hasenhüttl nicht als Gegenargument zu seiner Strategie gelten. „Ich sage ja nicht, dass einer sofort aus dem Tor draußen ist, wenn er einen Fehler macht“, sagt der 48-Jährige. „Rambo ist in einer super Verfassung und sehr stabil. Trotzdem ist es möglich, dass ich rotiere. Das trifft nicht nur auf die Torhüter, sondern auch auf die Feldspieler zu und hat eben nichts mit Leistung zu tun, sondern wie ich das Spiel steuern will. Da gibt es viele taktische Überlegungen“, sagt der Trainer und nennt ein Beispiel. „Ich will nicht zu sehr ins Detail gehen, aber wenn ich die Bälle mehr über rechts oder links schlagen lassen will, dann überlege ich auch, ob ich einen Rechts- oder einen Linksfuß im Tor habe“, erklärt der Österreicher.

Die Diskussion über die Nummer eins werde daher eher von außen geführt. „In meiner Philosophie muss es keine klare Nummer eins geben. Ich habe den Luxus, über zwei gleich gute Torhüter zu verfügen“, sagt der FCI-Trainer, versteht aber, dass seine Maßnahmen in der Öffentlichkeit diskutiert werden. „Ich muss als Trainer nicht die populärsten Entscheidungen treffen. Aber wir sind aufgestiegen, weil ich auch Entscheidungen getroffen habe, die keiner nachvollziehen konnte. Zum Beispiel, als wir in Aue ohne Pascal Groß und Marvin Matip begonnen haben, weil sie mir körperlich nicht frisch genug wirkten. Am Ende haben wir 3:0 gewonnen“, sagt Hasenhüttl.

Die unterschiedlichen Vorzüge der beiden Torhüter will der FCI-Trainer daher auch nutzen. „Rambo ist viel explosiver“, meint Hasenhüttl über Özcan, „dafür hat Örjan aufgrund seiner Größe Vorteile in der Reichweite. Und ich habe in der Vorbereitung gesehen, dass er sensationelle Bälle halten kann.“ Für das Derby am Samstag (15.30 Uhr) in Augsburg hat Hasenhüttl schon einen Torhüter im Kopf, will ihn aber vor den noch ausstehenden Trainingseinheiten nicht preisgeben.

Nyland freut sich zunächst einmal über seinen ersten Bundesliga-Einsatz. „Das war immer ein Traum von mir. Jetzt habe ich ihn mir erfüllt. Darauf bin ich stolz“, sagt der 24-jährige Norweger, der frühzeitig von seinem Debüt wusste. „Es gibt aber keine Übereinkunft, wie viele Spiele ich mache. Das wäre auch nicht fair. Ich habe einen langfristigen Vertrag unterschrieben und will um meinen Platz kämpfen“, sagt Nyland.

Erfahrung mit einer Rotation hat er bisher keine. Dafür eroberte er bei seinem vorherigen Klub Molde FK schon einmal den Stammplatz im Tor. „Dort war ich im ersten Jahr auch nicht die Nummer eins, aber dann hat sich der Torwart verletzt und ich bekam meine Chance. Ich werde im Training mein Bestes geben.“ Seine Premiere in der Bundesliga kam auch hinsichtlich der Nationalmannschaft zu einem guten Zeitpunkt. Mit Norwegen spielt Nyland in der EM-Qualifikation in Bulgarien (3. September) und gegen Kroatien (6.). „Wenn wir beide Spiele gewinnen, können wir zu Kroatien aufschließen“, sagt Nyland und hegt Hoffnungen, mit seinem Heimatland bei der EM dabei zu sein.