Karlshuld
Die Donaumoos-Wiesn für daheim

Weil das Karlshulder Volksfest abgesagt ist, ziehen Schausteller ein besonderes Angebot auf - mit großer Nachfrage

03.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:26 Uhr
Volksfest zum Mitnehmen als kleiner Ersatz für die Karlshulder Wiesn: Das Angebot von Klosterwirtschaft, Fischbraterei und Süßwarenstand wurde das Wochenende über gut angenommen. −Foto: Hammerl

Karlshuld - Die Karlshulder und ihr Volksfest sind auch in Corona-Zeiten nicht zu trennen.

 

Und wenn das richtige Volksfest nicht gefeiert werden darf, dann wenigstens ein "Volksfest zum Mitnehmen".

Ausgedacht hat sich das zwar kein Mösler, sondern Sascha Feger, der Enkel des Volksfestmitbegründers Peter Winterholler, aber die Karlshulder nahmen das Angebot freudig an. Einige sogar in Dirndl und Lederhose, wie Anita Feger berichtet. Sie freut sich über das positive Feedback. "Es tut gut, zu sehen, dass man vermisst wird", meint sie. Seit 11 Uhr waren am Maifeiertag drei Buden vor der Klosterwirtschaft geöffnet und die Kundschaft tröpfelt langsam, aber stetig heran. "Dass die Karlshulder viel auf ihr Volksfest geben, wurde uns schon prophezeit", zeigt sich Sigi Schön begeistert, "aber dass so eine kleine Blitzaktion so gut angenommen wird, freut mich ganz besonders". In seiner Fischbraterei gibt es Steckerlfisch - von der klassischen Makrele über Forelle und Lachsforelle bis hin zum Saibling. In der Mitte hat Klosterwirt Jürgen Meier Käse, frisch heruntergeschnitten vom 20-Kilo-Laib, dazu Brezen und Fischsemmeln im Angebot. Die Dritten im Bunde sind die Fegers mit ihrem Süßwarenstand, wo es von gebrannten Mandeln, Nüssen über Schokofrüchte bis hin zur klassischen Gummischlange alles gibt, was Leckermäulchen lieben.

Auf dem Boden vor den Buden sind Abstandsmarkierungen angebracht und die Wege der Kundschaft sind klar: Erst wird Pikantes eingekauft - Fisch oder Käse - dann geht es rüber zum Nachtischfassen an den Süßwarenstand. "So ist der Plan", kommentiert Feger. Er hatte schon öfter gesehen, dass vor Supermärkten Verkaufsstände aufgebaut waren. So fragte er sich: "Warum nicht auch vor einer Wirtschaft? ". Nachdem nun eigentlich Volksfestzeit wäre in Karlshuld, lag der Gedanke an die gegenüber des Volksfestplatzes liegende Klosterwirtschaft nahe. Also rief der junge Schausteller bei Jürgen Meier an, der sich sofort aufgeschlossen für die Idee zeigte. "Es läuft super", meint der Klosterwirt, "der Mindestabstand wird von allen eingehalten und die Leute freuen sich, dass es einen Ersatz fürs Volksfest gibt". Er freut sich für die Schausteller, die derzeit ja überhaupt keine Lobby hätten.

 

Wie sich so ein Volksfest zum Mitnehmen anfühlt? "Mittelmäßig, aber besser als gar nichts", findet Juan Pablo Steierl, der zusammen mit Mergime Gashi aus Achhäuser nach Karlshuld geradelt ist. "Den Ausflug war es wert", sind sich die beiden einig, die sich etwas abseits niedergelassen haben. Denn das Essen vor Ort zu verzehren, ist nicht erlaubt - verkauft wird nur zum Mitnehmen. "Komisch" meint Christine Bauermann. "Anders - immerhin ist was los", schwächt Uli Bauermann ab, "ich bin dankbar dafür, dass wir uns Fischsemmeln zu Mittagessen kaufen können". Die beiden sind zufällig vorbeigekommen und haben spontan entschieden, ihr Mittagessen mitzunehmen. Ebenfalls zufällig vorbeigefahren ist Michael Pichler. "Das eine gute Idee, da nehme ich mir gleich Käse mit", sagt der Hohenrieder, fragt, ob die drei nur am Maifeiertag da sind, freut sich über die Auskunft, dass die Buden am Samstag und Sonntag ebenfalls geöffnet sind und verspricht: "Dann kommen wir noch mal wieder". Weiter hinten in der Schlange ist zu hören: "Schön, dass es endlich mal wieder ein Fest gibt".

"Super, klasse", bilanziert Meier am Sonntagnachmittag, nachdem sein Käse bestens gelaufen war und auch an den beiden Nachbarbuden die Menschen immer noch Schlange stehen. Den geringen Rückgang beim Abholservice in der Wirtschaft hat der Käse leicht wettgemacht, "und die anderen müssen doch auch was verdienen, sie haben doch sonst gar nichts". Als Lichtblick bezeichnet Sigi Schön das Ganze, das "auf jeden Fall" als Modell für weitere Volksfeste zum Mitnehmen gelten könne. "Die Karlshulder sind ein eigenes Volk", bilanziert er zufrieden, "feierfreudig, aber auch diszipliniert, die Regeln wurden eingehalten und um 19 Uhr war schwupp keiner mehr da".

Als nächstes peilt er gemeinsam mit Feger und dortigen Schaustellern Indersdorf an, um ein ähnliches Event aufzuziehen. "Wir versuchen, die verlorene Saison wenigstens etwas zu retten, damit es wenigstens einige überstehen", sagt er. "In Karlshuld hat sich gezeigt, dass das funktioniert und auch ein Modell für andere Gemeinden sein kann", meint Feger, so ließe sich die Zeit überbrücken, bis das Veranstaltungsverbot aufgehoben sei. Er hofft, dass auch andere Kommunen mitspielen.

DK