Bertoldsheim
Die Donau darf das Ufer aufweichen

Renaturierung unterhalb von Bertoldsheim bald fertig - Fischer loben Betreiber Uniper

22.03.2019 | Stand 23.09.2023, 6:20 Uhr
Die Donau erhält ein Stück Natur zurück. Im Fluss zeigen sich die ersten aufgeschütteten Steininseln, das Ufer bleibt blockiert und für Fahrzeuge unpassierbar. −Foto: Rein

Bertoldsheim (r) Die Donau plätschert über die ersten Buhnen, Kehrwasser haben sich gebildet - die Flussrenaturierung am rechten Ufer unterhalb der Staustufe Bertoldsheim verändert bereits die Wasserlandschaft.

Am Freitag stellten Vertreter der Uniper Wasserkraft und des Fischereivereins Neuburg das Öko-Projekt in einem Ortstermin vor. Wie berichtet, darf die Donau künftig auf einer Länge von einem Kilometer wieder mit dem Ufer "spielen".

Baggerführer Heinrich Stowasser schaufelt mit einem 18-Meter-Ausleger schwere Flussbausteine heraus, Kipper und Raupen verfrachten 4000 Tonnen an die gewünschten neuen Standorte. Uniper lässt drei Buhnen und zwei Inseln per Steinaufschüttung im Fluss platzieren. Wie die Strömung auf die Veränderungen reagiert, lässt sich bereits beobachten. Hinter gefallenen Bäumen und Steinwällen finden Weißfische, Hecht, Zander und Forellen ruhige Stellen - hier hält sich die Fischwelt gerne auf. Im besten Falle bilden sie hier neue Laichplätze.

"Ich bin angenehm überrascht, wie schnell sich die neuen Kehren bilden", freut sich Josef Hubbauer, Sprecher der Interessensgemeinschaft der Donaufischer. So richtig zufrieden wäre man dann, wenn sich Nasen und Barben wieder vermehren würden, wünscht sich Vereins-Gewässerwart Willi Schneider. Der Bestand dieser früheren "Brotfische" der Donau ist deutlich zurückgegangen. Die Wasserqualität passt mittlerweile, aber die früheren Kiesbänke und die frische Strömung der Donau sind wohl unwiederbringlich verloren.

Am rechten Ufer direkt am Naturreservat "Mooser Schütt" ist der Platz, "an dem wir der Donau die Chance geben, wieder arbeiten zu können", sagt Uta Mentz. Die Uniper-Ingenieurin meint nicht die Nutzung der Wasserkraft, sondern die Erosion des Flusses am Ufer. Die Rodung der Bäume und das Entfernen der Steine machen das Ufer "weicher". Wenn die Donau 600 Kubikmeter Wasserfracht pro Sekunde und mehr führt, wird sie die Böschung mit der Zeit abtragen, Buchten und Biotope bilden, neue Lebensräume eröffnen. Diese Dynamik am Rande des Auwaldes kommt nicht nur den Fischen, sondern darüberhinaus Amphibien, Vögeln, Insekten und Reptilien zugute, erhofft sich Uniper-Sprecher Jan Kiver.

Nachdem die Donau auch hier zwischen den Kraftwerken Bertoldsheim und Bittenbrunn im Prinzip zu einem staugeregelten Kanal degradiert worden ist, kann man den nun geöffneten Abschnitt durchaus als kleinen Rückgriff auf die frühere Flussdynamik bezeichnen. Die Fischer wollen die Auswirkungen unter anderem mit Elektrobefischung erkunden und wünschen sich ähnliche Strukturverbesserungen auch an anderen Donaustellen. Vor allem der Durchstich zum verlandeten Silbermann-Altwasser steht auf der Wunschliste ganz oben. Aber dieses Projekt "wird wegen eines vermuteten Vorkommens von Gelbbauchunken von der Unteren Naturschutzbehörde torpediert", so Josef Hubbauer.
 
 

Winfried Rein