Ingolstadt
Die Dinge des Alltags in die Garderobe stellen

Wellness-Stunde im Klenzepark: Interessierte treffen sich sonntags zur Zen-Meditation unter freiem Himmel

24.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:19 Uhr

Wellness-Stunde der anderen Art: Am Sonntagmorgen traf sich eine kleine Gruppe Interessierter im Klenzepark, um sich in die Kunst der Zen-Meditation einweisen zu lassen. - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) An diesem Sonntagmorgen kehrt Daniel Reimer zurück zu seinen Ursprüngen. Allerdings bricht er nicht körperlich auf zu einer Reise in ein fernes Land, aus dem seine Ahnen stammen. Er sinkt auf einer Decke in die burmesische Sitzhaltung, formt mit seinen Händen vor dem Bauch ein Oval und beginnt zu meditieren.

Dreimal fünfzehn Minuten. Es geht also vielmehr um eine mystische Reise in die Vergangenheit, zurück zu den Wurzeln der menschlichen Existenz. „In eine Zeit, in der wir noch nicht geboren waren“, erklärt Zen-Meister Reimer den entspannenden Seelentrip zum eigenen Bewusstsein.

Mit ihm auf den Weg machen sich frühmorgens um acht Uhr beim Pflanzenlabyrinth im Klenzepark noch drei weitere Menschen, die zu dieser Einführung in die Zen-Meditation gekommen sind.

Sie erfahren zuerst Wissenswertes über die Atmung: „Der Atem wird gezählt, damit der Geist auf etwas fokussiert wird“, sagt Reimer. Denn der Atem sei der Ursprung allen Lebens. Das Oval, das die Hände formen, bildet dabei symbolisch den Erdkreis nach. So in sich versunken wird für die Teilnehmer mit drei dezenten Schlägen gegen eine Klangschale, die Reimer ausführt, die Meditation im vom Morgentau noch feuchten Gras eingeläutet.

Jeweils eine Viertelstunde dauert eine Sitzung. Dann erheben sich alle und wandern mit langsamen Schritten, dem sogenannten Kinhin-Gang, einmal um das Pflanzenlabyrinth, das sich in der Nähe befindet. Anschließend nehmen sie auf den mitgebrachten Matten oder Decken und mithilfe eines kleinen Bänkchens wieder Sitzposition ein.

Es ist, als stelle man die Dinge des Alltags für ein paar Minuten in die Garderobe, erklärt Reimer den tieferen Sinn der Zen-Meditation, die buddhistischen Ursprungs ist, jedoch keinen religiösen Hintergrund beim Anwendenden erfordert. Der sucht in der Regel in der Meditation einen Punkt im Alltag, an dem er zur Ruhe kommen und neue Kraft tanken kann. Dazu könne man sich zu Hause eine kleine Stelle einrichten, die man mit einer Kerze oder einem Kreuz schmückt, so Reimer. Er selbst praktiziert Zen schon länger. Auch in der Oase der Stille in der Ingolstädter Franziskanerkirche. „Es findet eine Veränderung statt“, stellt er für sich fest.

Christine hat Zen an diesem Morgen zum ersten Mal im Freien ausprobiert. „Es ist wie Urlaub für mich“, sagt sie. Die Meditation in der freien Natur trage dazu bei, dass sie sich noch besser öffnen könne. Ingrid ist das zweite Mal dabei. „Ich überlege mir, ob ich weitermachen soll“, berichtet sie. Denn sie ist sich noch nicht schlüssig, welche Phase des Tages – ausgeruht vor der Arbeit oder danach – besser für sie ist, um Ruhe zu finden. In einem jedoch ist sie sich sicher: „Eine halbe Stunde Meditation ist sinnvoller als vor dem Fernseher zu sitzen.“

Martin Vogel aus Großmehring ist frühmorgens mit dem Fahrrad in den Klenzepark gekommen. Er hat über Yoga zur Zen-Meditation gefunden. Für ihn, der Meditation schon seit zehn Jahren auch im Freien ausübt, war das Treffen in der Gruppe eine neue Erfahrung. „Es ist eine Anregung und eine intensive Aufforderung an mich, die bestärkt“, so sein Fazit.