Die Chance ergreifen

Kommentar

07.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:05 Uhr

Von einem historischen Durchbruch war die Rede, von einem Quantensprung, einer Riesenchance, die globale Katastrophe vielleicht noch aufhalten zu können. Der Klimavertrag ist in Kraft, ratifiziert sogar von Ländern wie China und den USA, die eben noch im Kampf für die Vermeidung schädlicher Treibhausgase auf der Bremse standen.

Doch nun beginnen die Mühen erst, wie die UN-Konferenz von Marrakesch zeigt.

Papier ist geduldig. Wird das Abkommen von Paris, das den Temperaturanstieg in diesem Jahrhundert nach Möglichkeit auf 1,5 Grad begrenzen soll, nicht mit Leben gefüllt, wird es scheitern. Deshalb kommt es jetzt darauf an, echte Transparenz zu schaffen. Und die gibt es nur, wenn nicht jedes Land bei seinen Zielen anders rechnet, mit unterschiedlichen Bezugsgrößen. Wenn hier in Marrakesch ein Schritt zur Standardisierung gemacht werden kann, wäre das ein Erfolg. Nur wenn die Treibhausgas-Vermeidungsmaßnahmen international vergleichbar sind, entsteht auch echter Druck auf die Regierungen, Ehrgeiz im Kampf gegen die Erderwärmung zu zeigen. Der Klimaschutzplan, den die Bundesregierung jetzt vorlegen wird, ist gemessen an diesem Anspruch nicht befriedigend.

Die meisten konkreten Vorhaben wurden im Streit zwischen den beteiligten Regierungsressorts gestrichen. Wenn diese den Pariser Klimavertrag ernst nehmen, werden sie früher oder später Farbe bekennen müssen, sei es beim Thema Kohleausstieg oder bei der Reduzierung der Emissionen in der Landwirtschaft und im Verkehrssektor.