Berg im Gau
Die breite Brücke von Berg im Gau

Mehr als 80 Jahre altes Bauwerk an der Staatsstraße wird ersetzt - dafür muss ab Juli gesperrt werden

10.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:12 Uhr
Seit mehr als 80 Jahren steht diese Straßenbrücke im Donaumoos zwischen Berg im Gau und Stengelheim. Nun sind ihre Tage gezählt, sie wird durch einen Neubau ersetzt. Der wird wegen der Einmündungen - wie links im Bild die Straße zum Berg im Gauer Gemeindeteil Am Kanal - eine ungewöhnliche Form erhalten. −Foto: Hofmann

Berg im Gau - Jahrelang hatte man in Berg im Gau auf den Ausbau der Staatsstraße 2046 gewartet, jetzt geht es Schlag auf Schlag: Nachdem zwischen Dettenhofen und Siefhofen bereits seit einigen Wochen gearbeitet wird, soll nun ab Juli auch die alte Brücke über den Neuen Mooskanal erneuert werden. Und da ist es den Planern beim Staatlichen Bauamt Ingolstadt gelungen, eine knifflige Aufgabe zu lösen - mit einer Brücke, die anders ist als andere.

 

Das Problem: Um Verkehrsteilnehmer vor den Brückengeländern zu schützen, die bei Unfällen sehr gefährlich sein können, müssen auf der Brücke Leitplanken angebracht werden. Und diese Leitplanken können nicht einfach am Ende der Brücke aufhören, sondern müssen ein ganzes Stück weiter an der Straße entlang gezogen werden. Dummerweise münden in Berg im Gau direkt neben dem Mooskanal und damit auch neben der Brücke vier Wege, darunter die Straße zum Berg im Gauer Gemeindeteil Am Kanal, in die Staatsstraße.

Die offensichtlichste Lösung: Man führt die vier Wege erst einmal parallel zur Staatsstraße, und zwar hinter den Leitplanken - bis diese zu Ende sind und die Wege einmünden können. Allerdings: "Das wäre ein unheimlicher Flächenverbrauch", sagt Elena Merk, die beim Staatlichen Bauamt für Brückenbauwerke zuständig ist. Die Lösung: "Man packt das Geländer einfach nach außen."

Die Brücke über den Neuen Mooskanal wird also so gebaut, dass das Geländer siebeneinhalb Meter von der Fahrbahn entfernt ist. Dann ist keine Leitplanke mehr vorgeschrieben. Allerdings: Die Brücke wird breit. Sehr breit. 23 Meter breit. "Das ist nicht so üblich", sagt Elena Merk, "aber in diesem Fall die eleganteste Lösung." Und ganz so voluminös wird die Brücke ja auch nicht - ihre lichte Weite, also der Zwischenraum zwischen den Stützen auf beiden Seiten des Kanals, beträgt ja nur fünfeinhalb Meter. "Die Brücke ist also ausnahmsweise mal mehr breit als lang", sagt Merk. Neben der Fahrbahn kann die Brücke begrünt werden, als Autofahrer dürfte man das Bauwerk dann also kaum noch wahrnehmen. Und es wäre, ganz nebenbei, auch noch genügend Platz für einen Geh- und Radweg, wie ihn sich die Bürgermeister Helmut Roßkopf (Berg im Gau) und Heiner Seißler (Königsmoos, beide FW) wünschen.

Das alte Brückenbauwerk sieht da ganz anders aus. Es stammt aus den 30er-Jahren und hatte bisher Bestandsschutz - deswegen gab es hier auch keine Leitplanken, die zwischen Fahrbahn und Begrenzungsmauer eh keinen Platz mehr gehabt hätten. Aktuellen Vorgaben entspricht dieses Bauwerk allerdings schon lange nicht mehr. Deswegen wird auch schon seit einigen Jahren über einen Neubau geredet.

Bereits 2016 hatte das Staatliche Bauamt die ersten Pläne im Berg im Gauer Gemeinderat vorgestellt. Danach mussten einige Kritikpunkte ausgeräumt werden. Den Gemeinderäten stand das Bauwerk zu hoch in der Landschaft - das habe man inzwischen geändert, erklärt Merk. In Absprache mit dem Wasserwirtschaftsamt, das den Hochwasserdurchfluss im Auge hat, sei eine Lösung gefunden worden, wie man niedriger bauen und dennoch genügend Wasser durchlassen kann. Und Vorbehalten der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt in Neuburg, dass die Brücke wegen ihrer Breite zu einer langen dunklen Röhre werden könnte, durch die sich Fische nicht mehr zu schwimmen trauten, konnte man nach Kontakt mit dem Fischereiverband Oberbayern eine Stellungnahme gegenüberstellen, dass Fische den langen Durchlass eher als sicheren Unterschlupf annehmen würden.

Nun ist die Planung fertig, mehrere Firmen haben sich auf die Ausschreibung beworben. Derzeit werden im Staatlichen Bauamt die Unterlagen geprüft, die die günstigste Firma eingereicht hat. Und dann kann es eigentlich losgehen, "auf jeden Fall im Juli", sagt Elena Merk. Für die Autofahrer bedeutet das eine weitere Vollsperrung, die sich bis Ende des Jahres hinziehen dürfte. Wenn alles gut geht, könnten die Arbeiten aber auch schon Ende Oktober abgeschlossen werden, meint Merk. Eine Behelfsbrücke für die Zeit der Bauarbeiten sei beim Staatlichen Bauamt wegen der zusätzlichen Kosten und des Landverbrauchs übrigens kein Thema gewesen, zudem habe man eine gute Umleitungsstrecke gefunden.

Die Kosten für Abbruch und Neubau liegen bei rund 700000 Euro. Da sind dann auch die neue Fahrbahn auf der Brücke und die Angleichung der Einmündungen mit dabei, allerdings nicht der weitere Ausbau der Staatsstraße auf einigen Hundert Metern zu beiden Seiten des Neuen Mooskanals, den das Staatliche Bauamt ursprünglich einmal im Paket mit dem Brückenbau anpacken wollte. Damit könnte es im kommenden Jahr weitergehen - wobei die Bürgermeister Roßkopf und Seißler sicherlich Druck machen werden, dass es nicht nur bei ein paar Hundert Metern Straßensanierung bleibt.

Die Staatsstraße 2046 ist nicht nur nach Ansicht der Gemeindechefs für eine Verbindung zwischen den beiden Landkreisstädten zu schmal, sie leidet auch - wie so viele Straßen im Donaumoos - unter Grundwasserströmungen und Setzungen, die regelmäßig für neue Bodenwellen und Schlaglöcher sorgen. Beim Brückenbau soll das übrigens kein Problem darstellen. Zum einen werde die neue Brücke mit einer Spundwandlagerung tief gegründet, erklärt Elena Merk, zum anderen sei der Baugrund gut konsolidiert. Die alte Brücke steht auch nach mehr als 80 Jahren noch sicher im Donaumoos - allerdings ist sie damals beim Bau auf ganz andere Belastungen und Verkehrszahlen ausgelegt worden, als sie heute üblich sind.

SZ