Eichstätt
Die "Bastei" der Steuerbehörde

Eichstätter Bearbeitungsstelle vor 20 Jahren gegründet / Feier mit Staatssekretär

15.11.2011 | Stand 03.12.2020, 2:10 Uhr

Das Finanzamt München verfügt über ein eigenes Musikensemble. Es trägt den stimmigen Namen Fiskalis. Die Gruppe verschönte die Feierstunde am Montag.

Eichstätt/München (EK) Das Finanzamt in München ist das größte in der Bundesrepublik. 2010 liefen 27,6 Milliarden Euro oder 5,6 Prozent der gesamten deutschen Steuereinnahmen über dieses Amt. Ein Teil dieser Arbeit wird in Eichstätt erledigt – seit genau 20 Jahren.

Deshalb gab es am Montag im Spiegelsaal des Landratsamtes eine Feierstunde, bei der der Bayerische Finanzstaatssekretär Franz Josef Pschierer die Festansprache hielt. Am 1. Dezember 1991 wurde die Bearbeitungsstelle Eichstätt des damaligen Finanzamtes V eingerichtet. Im internen Sprachgebrauch heiße sie „Bastei“, wie Martin Lucke, der Leiter der Stelle, bei der Begrüßung der Gäste erläuterte. Die Abkürzung für Bearbeitungsstelle heiße BASt, sagte er, die für Eichstätt Ei und daraus wurde BASt-Ei.

Staatssekretär Pschierer ging auf die Geschichte der Außenstelle ein, die mit 34 Mitarbeitern startete. Heute sind es 73. Damals waren sie zuständig für einen Teil der Arbeitnehmerveranlagung. Die Aufgaben wuchsen im Lauf der Zeit: Der Arbeitnehmerbereich wurde erweitert und weiter ausgebaut. Neue Aufgaben wie die Rechtsbehelfsstelle sowie die Veranlagung der Hausgemeinschaften kamen hinzu. „Das Organisationsmodell hat sich bewährt“, betonte Pschierer.

Der Standort Eichstätt, wie alle übrigen Standorte, habe weitere Arbeitsplätze gewonnen. Durch Teilzeitmöglichkeiten sei eine heimatnahe Beschäftigung der Mitarbeiter realisierbar. Darüber hinaus diene die Verlagerung der besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Als zusätzlichen positiven Effekt nannte Pschierer die Entschärfung der angespannten Personalsituation in München. Angesichts dieser Tatsachen prüfe die Steuerverwaltung regelmäßig, welche weiteren Aufgabenverlagerungen möglich und sinnvoll seien. Der Staatssekretär nannte hier die Bewertungsstelle oder einen Teil der Allgemeinen Veranlagungs- und Rechtsbehelfsstelle. Konkretere Aussagen gab es nicht von ihm. Pschierer hielt sich bedeckt, ob und wann eine weitere Auslagerung nach Eichstätt kommen könnte.

Das Finanzamt München und seine zwölf Bearbeitungsstellen präsentierte dessen Leiter Christoph Hütt. In Eichstätt existieren sogar zwei Bearbeitungsstellen: neben der „Jubiläumsstelle“ auch eine „Erhebungsstelle“. Beide zusammen haben etwa 100 Mitarbeiter. Die Personalsituation beim Finanzamt München sei schwierig. „Ohne Verlagerung wäre sie ungleich schwieriger“, betonte er. Weitere Verlagerungen seien beschlossen, doch seien dem auch Grenzen gesetzt.

Auch Landrat Anton Knapp zog eine positive Bilanz: Vor 20 Jahren sollte die „Arbeit zu den Menschen“ gebracht werden. Ziel war es, die Personalfluktuation in München abzumildern und Personal heimatnah einsetzen zu können. Es sei hier gelungen, Arbeitsplätze in die Region zu bekommen. Das sei ein anschauliches Paradebeispiel für die Zusammenarbeit zwischen Region und der Metropole München.

Oberbürgermeister Arnulf Neumeyer hob Eichstätt als „Behörden-Stadt“ hervor. „Wir waren nie auf Industrie ausgerichtet, sondern auf den Öffentlichen Dienst, mittelständische Unternehmen und Schulen. Das sind Garanten für einen Spitzenplatz, den Eichstätt einnimmt.“ Durch seine zentrale Lage sei Eichstätt für die Mitarbeiter des Finanzamts leicht zu erreichen, warb er weiter für den Standort.

Einen persönlichen und launigen Rückblick hielt Ralf Peter, der Vorsitzende des Personalrats der Bearbeitungsstelle Eichstätt. Er wies auf die gesellschaftlichen Unternehmungen der Belegschaft hin, legt aber auch die Finger in bestimmte Wunden. Viele Mitarbeiter fühlten sich vom Gesetzgeber im Stich gelassen, da Gesetze schwammig formuliert seien, wandte er sich besonders an MdB Reinhard Brandl. Ein zentrales Gebäude auf lange Sicht wäre schön und schließlich kritisierte Peter die Parkplatzsituation rund um die „Bastei“.